von Heiko Wruck
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Glosse
Der Archetyp des modernen Chefs trägt noch heute jene cholerischen Züge,
die bereits seine Vorfahren einst zu Leittieren machten. Heute sind
Chefs allerdings ausdrucksstärker. Sie unterscheiden sich in Pantomimen,
Schauspieler, Skiläufer, Skispringer, Tenöre und singende Tänzer. Der
Pantomime, die leichteste neurologische Störung, zeigt sich mit gekonnt
dargestellter Atemnot. Kaum hörbar, aber stets mit leicht zitternder
Unterlippe, wird Luft gesogen.
Je nach Schwere der Atemnot wechselt die
Gesichtsfarbe während die Finger leicht krampfen. Der Schauspieler holt
schon zu größeren Gesten aus, die meistens mit einer starken Sprechrolle
untersetzt sind – wie im Film „Der Untergang“. Beim Skiläufer schlägt
der Chef die Arme kraftvoll durch und federt in der Hocke. Als
Skispringer reißt er die Arme hoch und hebt ab. 30 Zentimeter
Sprunghöhe sind locker drin. Die Tenöre unter den Chefs sind auch im
benachbarten Stadtteil gut zu hören und sie sind oft ein Augenschmaus.
Gibt es Schöneres als eine tirilierende Miss Murple? Die höchste
Kunstform ist jedoch der singende Tänzer. Er vereint alle Charaktere und
legt immer auch eine Mischung aus Polka, River Dance und Flamenco aufs
Parkett – Joe Cocker mit Kastagnetten und Fußrasseln. Also, bleiben Sie
locker, wenn der Alte wieder einmal am Zeiger dreht und genießen Sie
die Show. heiko@wruck.org