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Donnerstag, 28. August 2008

Individualisten haben keine Lobby

Kulturschaffende sind zu sehr Einzelkämpfer
von Peter Möller
Leserpost
Rastow/gc. Betrachtet man das Landestourismuskonzept Mecklenburg-Vorpommerns, so steht dort eindeutig, dass Kultur,Natur, Wissenschaft, Bildung und Wellness zu den Wirtschaftsfaktoren unseres Landesgehören (sollen).

Das ist genau so, wie von der Leyen (Familienministerin) den Familien ein kostenloses Mittagessen in Schulen und KITAs verspricht und der Finanzminister einen Monat später sagt, jetzt wollen wir mal sehen, wo das Geld dafür herkommen kann – und es nicht findet, ohne es Familien an anderer Stellewegnehmen zu müssen. Vielleicht liegt unser Kulturdebakel auch daran, dass sich Künstler (Kulturschaffende) zu sehr als Einzelkämpfer – im Sinne von Ästheten, die sowieso keiner versteht – begreifen und die sich selbst untereinander ständig angreifen ohne miteinander zu kommunizieren. Individualisten haben keine Lobby. Sie sind exotisches Beiwerk von uninteressant (bis sie in eine vermeintliche Lücke passen) bis dahin,sie werden eingekauft. Man kann ihnen doch leichter was wegnehmen – andere (vermeintlich Gleichgesinnte) freuen sich drüber und halten es für gerecht.Vielleicht in der Hoffnung, der Gießkannenstrahl wird dicker. Sie vergessen nur –die Lücken dazwischen auch.

Warum gelingt es den Theatern des Landes nicht, zusammen zu stehen und gemeinsame Vorschläge zu machen, Wege zu suchen  oder ihre Besucher zu mobilisieren? Welcher Öffentlichkeit fehlt schon das Stadtgeschichtsmuseum in Schwerin? Wenn es den Gliedern einer Gesellschaft leichter fällt, alles nieder zu machen als zu loben (das Lobenswerte) oder Vorschläge zu machen, wie man Zusammenleben attraktiver gestalten kann – und dazu zu stehen – offenbart das doch vor allem, dass man sich nicht traut, sich zu etwas zu bekennen. Wenn es also spannender ist, einen Schuldigen zu finden, statt die Ursache zu suchen und darauf zu reagieren, weiß man von Demokratie nur wenig.

Gegen die Zunehmende Stärke der Nazis helfen doch keine plakativen Aktionen, denen dann auch noch der Verdacht eines kommerziellen Primärzieles anhängt. Nachgesprochene Texte (unkommentiert) von Leuten, die sich ohnehin dazu bekannten! Kann sein, das wirkt sogar gegen die Absicht. Slapstick  kann doch nur ein erheiternder Teil der Weg sein. Chaplins Parodie auf Hitler ist ein großes Kunstwerk– aber hat es was verändert?
Wenn Rechts also einen großen Zustrom an Jugendlichen erfährt, muss analysiert werden, warum das so ist. Faschismus ist doch kein ausschließlich deutsches Problem- und trotz aller Erfahrung wird er auch hier immer stärker. Gesellschaft muss Perspektiven bieten. Haben unsere „Eliten“ vergessen, die Menschen mitzunehmen nach Europa?

Und doch, man findet für all das auch Initiativen, die Wege suchen, Ausgrenzung jeder Art zu verhindern. Kein Grund zum Pessimismus.

Möller Peter, Rastow, kp.moeller(at)online.de

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