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Montag, 13. Februar 2012

Tourismus allein bringt keinen Aufschwung

Sparpolitik des Landes schadet Stadtentwicklung
von Horst Zänger
Leserpost
Schwerin/gc. Mecklenburg-Vorpommern ist - ohne Erfolge in Abrede zu stellen - ein wirklich sehr armes Land. Das wird mittlerweile selbst von seriösen Politikern und Propheten „blühender Landschaften“ nicht in Abrede gestellt.

Manche Nachwende-Euphorie ist bei vielen längst verflogen. Wo sind beispielsweise die Ergebnisse großer Kreativität und anfänglicher Entwicklungsstrategien: 1992 u.a. gemeinsam mit der Hamburger Kunsthochschule in einer Ausstellung „Bauen auf gute Ideen“ in einem städtebaulichen Strukturplan für Schwerin ein Universitätsgebäude für mehr als 800 Studenten, ein Museum für moderne Kunst, eine Musikhalle sowie ein Konzerthaus mit kleinem und großem Saal für Schwerin vorsahen, die allesamt in einem dazugehörigen Katalog dokumentiert sind.

Das waren Luftschlösser, die allein dem Wunschdenken „einer neuen Zeit“ geschuldet waren. Heute wird alles auf kleinerer Flamme gekocht, und wenn auch keiner die Vergangenheit zurück haben möchte, ein wenig der finanziellen Zuwendung, die der Kultur vor 1990 gebührte, würde schon genügen.

Keine zwei Sinfonieorchester, aber für die Landesresidenz eine nicht von der Existenz bedrohte 450 Jahre alte Staatskapelle, die mehr als ihren Ruf zu verlieren hat! Dafür aber ist kein Geld da, und Ministerpräsident Sellering verkündet mit Stolz, „wir machen keine Schulden“!

Aber bitte, es ist wohl unschwer auf Ausgaben zu verzichten, wenn vielleicht gewichtige Investitionen nicht getätigt werden (können). Dann fehlen aber nachfolgende Einnahmen aus Steuergeldern - vor allem in der Zukunft - und für die Menschen die Arbeitsplätze. Ein Teufelskreis für das Land.

Viele gehen weiter in die alten Bundesländer, um dort deren Wohlstand zu mehren. Eines der in der BRD ärmsten Länder, wie Mecklenburg-Vorpommern, muss Kredite aufnehmen, will es seinen Menschen ihre Existenz sichern. Die große Politik macht es doch vor mit Rettungsschirm und Schuldenerlass. In Deutschland bleibt reich, wer reich ist und arm, wer arm ist. Investiert wird da eher in einen neuen Plenarsaal für den Landtag - für nur mal eben 26 Millionen.

Richtig wäre es, über Kosteneinsparungen auch bei Landesregierung und Landtag nachzudenken. Ein Paul Friedrich, beispielsweise, auf dem Alten Garten hat Kosten verursacht, nimmt dem Theater aber seine Spielstätte und Kulisse für Schlossfestspiele und damit Attraktivität und Einnahmen für die Zukunft.

Es ist auch sehr kurzsichtig, in die Bildung und Fürsorge für unsere Kinder zu investieren, ohne diesen eine Perspektive zu schaffen.

Zu einem in der Zukunft für unsere Menschen sinnvollen Leben gehört neben guten Arbeits- und Lebensbedingungen, möglichst in der eigenen Region, auch die kulturelle Vielfalt als Teil eines klugen Bildungsangebotes.

Tourismus allein bringt keinen Aufschwung. Es gehören vor allem Visionen in die Landespolitik, deren Umsetzung zu messbaren Erfolgen führt. Wo aber sind diese ?

Mit der jetzigen Politik schafft sich das Land Mecklenburg-Vorpommern immer mehr selbst ab. Wertvolle Investoren sehen solche Entwicklung und meiden zunehmend das Land. Gerade Schwerin bekommt das trotz partiellem Aufschwung deutlich zu spüren.


Horst Zänger, Schwerin
horstzaenger(at)web.de
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