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Samstag, 7. Juli 2012

Geschichte im Ersten

Westware aus dem Ostknast – 9. Juli, 23.30 Uhr
Redaktion: Mitteldeutscher Rundfunk Fernsehen
Dieser Beitrag kann in vollem Umfang kostenlos genutzt werden.
Pressemitteilung
Leipzig/gc. Woher kamen Einrichtungsgegenstände, Elektrogeräte oder Strümpfe, die in den 1970er und 1980er Jahren in bundesdeutschen Kauf- oder Versandhäusern zu haben waren? Die Filmautorin Anne Worst ist dieser Frage nachgegangen. Antworten am Montag, 9. Juli, 23.30 Uhr in der MDR-Dokumentation „Westware aus dem Ostknast“ innerhalb der Reihe „Geschichte im Ersten“. Hier geht's zum Film.

Sie stehen bis heute in beinahe jeder deutschen Wohnung – die legendären Regale, Schränke und Sofas des Möbelhauses aus Schweden. Als sie die Bundesrepublik Mitte der 1970er Jahre eroberten, galten sie von Anfang an schick, modern und vor allem preiswert. Gern genoss man die praktisch-billigen Selbstbauteile und keiner fragt nach, wo die Einrichtungsgegenstände wirklich herkamen. Auch bei den Billigstrümpfen auf dem Wühltisch und den Elektrogeräten im Versandkatalog spielte die Herkunft im öffentlichen Bewusstsein keine Rolle.

Nur wenige Verbraucher West ahnten, dass diese schicken Waren tatsächlich aus der DDR, von einem ganzen Netz volkseigener Betriebe, stammten. Und nicht einmal die Zwischenhändler wussten, dass es dort gerade auch die Arbeit in Gefängnissen der DDR war, die zu einem fest einkalkulierten Bestandteil der Exportproduktion für das nichtkapitalistische Ausland gehörte.

Erst nach der politischen Wende wurde klar, dass es kaum einen volkswirtschaftlich wichtigen Betrieb in der DDR gab, der nicht in Gefängnissen arbeiten ließ, entweder in einer anstaltsinternen „Zweigstelle“ oder in einem speziell abgesicherten Außenbereich. Konsumgüter wie Möbel, Schuhe, Radios, Fotoapparate, Anzüge, Hemden, selbst große Maschinenteile und tonnenschwere Stahlröhren wurden hier für den unersättlichen Westmarkt produziert – zum Nutzen des sozialistischen Devisenbedarfs und zum Gewinn westdeutscher Unternehmen und Verbraucher.

In einer Statistik aus dem Jahr 1987 zählte die DDR 19.382 „Häftlinge in Arbeit“. Was sie nicht erwähnte, waren die teilweise katastrophalen Arbeitsbedingungen und der massive Druck, der auf die Häftlinge, kriminelle wie politische, ausgeübt wurde, damit sie ihrer Arbeit im Dienste des sozialistischen Gesellschaft nachgingen.

Der Film von Anne Worst behandelt das in den letzen Wochen kontrovers diskutierte Thema „Zwangsarbeit“ in der DDR, befragt Westunternehmer und DDR-Außenhändler zu dem einträglichen Win-Win-Geschäft für beide Seiten, spricht mit ehemaligen Insassen und Haftanstaltsleitern über den Alltag in DDR-Gefängnissen – und geht der großen Frage nach: Was wussten die Westfirmen wirklich?

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