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Donnerstag, 30. August 2012

Migranten in Hamburger Stadtteilen

Anzahl seit einem Jahr fast konstant
Redaktion: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein
Dieser Beitrag kann in vollem Umfang kostenlos genutzt werden.
Pressemitteilung
Hamburg/gc. Ende Januar 2012 lebten rund 513.000 Menschen mit Migrationshintergrund in Hamburg, das sind 29,2 Prozent aller Einwohner. Dies zeigt eine Sonderauswertung des Melderegisters, die das Statistikamt Nord nun zum dritten Mal in Folge durchgeführt hat und die auch eine Aufbereitung der Ergebnisse auf Stadtteilebene erlaubt.

Seit einem Jahr ist die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund nahezu konstant, ebenso wie ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung. 238.000 der Hamburger haben keine deutsche Staatsangehörigkeit, 150.000 sind eingebürgert und 78.000 sind Aussiedler. Hinzu kommen 47.000 Kinder und Jugendliche, die zwar die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen und keine eigene Migrationserfahrung haben, denen aber durch einen oder beide Elternteile ein Migrationshintergrund zugeordnet wird.

Ein Viertel aller Hamburger mit Migrationshintergrund lebt im Bezirk Hamburg-Mitte; ihr Anteil an der Bevölkerung dort liegt bei 45 Prozent. In den Bezirken Hamburg-Nord und Eimsbüttel sind es hingegen nur 22 beziehungsweise 23 Prozent.

Auch innerhalb der Bezirke gibt es große Unterschiede zwischen den Stadtteilen. Billstedt, Wilhelmsburg und Rahlstedt sind die Stadtteile mit den (absolut) meisten Personen mit Migrationshintergrund. Die höchsten prozentualen Anteile an der Bevölkerung im Stadtteil finden sich in Billbrook und auf der Veddel mit über 70 Prozent sowie in Neuallermöhe mit 60 Prozent. Vergleichsweise wenige Personen mit Migrationshintergrund leben dagegen in den anderen Stadtteilen der Vier- und Marschlande, wo sie deutlich weniger als 10 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Generell ist festzustellen, dass in jüngeren Altersgruppen der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund höher ist als in älteren. 45 Prozent der unter 18-Jährigen haben einen Migrationshintergrund, aber nur 15 Prozent der Männer und 12 Prozent der Frauen über 65 Jahre.

Allerdings ist dies regional recht unterschiedlich ausgeprägt. Im Bezirk Hamburg-Mitte haben zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren einen Migrationshintergrund, in Billbrook und auf der Veddel sogar über 90 Prozent. Dagegen sind es in den Bezirken Eimsbüttel und Hamburg-Nord nur 36 Prozent. Auch in den mittleren Jahrgängen (30 bis unter 50 Jahre) hat in diesen beiden Bezirken nur etwa jeder Vierte einen Migrationshintergrund, im Bezirk Hamburg-Mitte dagegen fast jeder Zweite.

Bei Männern liegt der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund etwas höher als bei den Frauen (30 beziehungsweise 28 Prozent), insbesondere in den älteren Jahrgängen ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern größer. Dies ist wohl auf die Einwanderungswellen der Arbeitsmigranten zurückzuführen.

Die in Hamburg lebenden Menschen mit Migrationshintergrund kommen aus fast allen Ländern der Welt. Die mit Abstand häufigsten Bezugsländer sind die Türkei und Polen mit 18 beziehungsweise 13 Prozent. Besonders viele Personen mit Wurzeln in der Türkei wohnen im Bezirk Hamburg-Mitte (fast 12 Prozent der dortigen Bevölkerung). In Wilhelmsburg stammen über 11.000 Menschen aus der Türkei, was einem Anteil von fast 40 Prozent der Bevölkerung mit Migrationshintergrund enttspricht.

Zentrum der aus Polen stammenden Bevölkerung ist der Bezirk Bergedorf; dort ist fast jeder vierte Einwohner mit Migrationshintergrund polnischer Herkunft. Besonders viele Menschen mit polnischen Wurzeln wohnen in den Stadtteilen Neuallermöhe und Lohbrügge (zusammen 6.500 Personen).

Der Bezirk Bergedorf ist außerdem eine Hochburg russischstämmiger Bevölkerung in Hamburg: 11 Prozent der  Einwohner des Bezirkes beziehungsweise jeder dritte Bergedorfer mit Migrationshintergrund hat als Bezugsland einen der 15 Staaten der ehemaligen Sowjetunion (insbesondere Russland und Kasachstan). Auch hier sind die Stadtteile Neuallermöhe und Lohbrügge zu nennen, wo die meisten Menschen aus diesen 15 Bezugsländern wohnen (zusammen fast 10.500 Personen).

Weitere für Hamburg wichtige Bezugsländer sind (in dieser Reihenfolge) Afghanistan, Iran, Serbien, Ghana, Portugal, Italien und Griechenland. Viele Menschen mit afghanischem Migrationshintergrund leben in den Stadtteilen Billstedt, Jenfeld, Rahlstedt und Neuallermöhe (zusammen fast 10.000 Menschen). Im Stadtteil Billstedt wohnt ein großer Anteil Personen mit Bezug zu Ghana und Serbien. Besonders viele Hamburger mit portugiesischem Migrationshintergrund (fast neun Prozent von ihnen) leben in Wilhelmsburg.
Erkennbar ist ein Zusammenhang zwischen Altersstruktur und bestimmten Bezugsländern. So ist die Bevölkerung mit Wurzeln in Ghana, Afghanistan und der Türkei überdurchschnittlich jung, zum Beispiel sind 37 Prozent der Menschen mit Bezugsland Ghana Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Dieser Anteil liegt bei der polnisch- und griechischstämmigen Bevölkerung bei lediglich 17 bis 18 Prozent. Bei ihnen ist die Altersstruktur ähnlich der – durchschnittlich älteren – Bevölkerung ohne Migrationshintergrund.

Methodische Anmerkungen
Bei den hier dargestellten Befunden zur Anzahl und Herkunft der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Hamburg handelt es sich nicht um statistische Ergebnisse im Sinne einer Erhebung, sondern um Schätzungen aufgrund eigener statistischer Berechnungen. Sie beruhen auf einem anonymisierten Melderegisterabzug vom 28. Januar 2012. Die lediglich bei ihrer Reederei gemeldeten Seeleute und Binnenschiffer wurden nicht eingezogen, ebenso nicht die am Nebenwohnsitz gemeldeten Personen.

Zu der Bevölkerung mit Migrationshintergrund gehören die ausländische Bevölkerung sowie alle ab 1950 von außerhalb Deutschlands Zugewanderten unabhängig von ihrer Nationalität. Dazu zählen auch die in Deutschland geborenen eingebürgerten früheren Ausländer sowie in Deutschland Geborene mit deutscher Staatsangehörigkeit, bei denen sich der Migrationshintergrund aus der Migrationserfahrung der Eltern oder eines Elternteils ableitet. Außerdem gehören zu dieser Gruppe seit 2000 auch die (deutschen) Kinder ausländischer Eltern, die die Bedingungen für das Optionsmodell erfüllen. Nicht zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund zählen Flüchtlinge und Vertriebene in Folge des Zweiten Weltkriegs.

Trotz einiger methodisch bedingter Einschränkungen ermöglicht das standardisierte Verfahren MigraPro – ein Gemeinschaftsprojekt des KOSISVerbunds im Rahmen der deutschen Städtestatistik – eine realitätsnahe Beschreibung der Anzahl und Herkunftsländer der Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Die vorliegende Analyse wurde im Rahmen eines Sozialmonitors im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt durchgeführt. Das Sozialmonitoring stellt ein zentrales Steuerungsinstrument des vom Senat beschlossenen Rahmenprogramms Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) dar. Damit verbunden ist eine Bereitstellung von Daten und Indikatoren zur sozialen Situation und zur Bevölkerungsstruktur auf kleinräumiger Ebene.

Die verbesserten Datengrundlagen sind sowohl die Voraussetzung für eine differenzierte Stadtbeobachtung als auch eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Stadtteilentwicklung und Planung auf der sozialräumlichen Ebene.

Ansprechpartnerin:
Annett Jackisch
Telefon: 040-42831 1755
annett.jackisch@statistik-nord.de

Aussender:
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