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Freitag, 7. Dezember 2012

Keine Minute bereut

Klinik-Praktikum in Nepal
Redaktion: Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena
Dieser Beitrag kann in vollem Umfang kostenlos genutzt werden. 
Pressemitteilung
Jena/gc. „Ich habe keine Minute bereut …“, so beschrieb Stephan Bauer, Student der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena, seinen Aufenthalt in Kathmandu. Gemeinsam mit seinen Kommilitonen Nadja Loika und Robert Stolpmann absolvierte der Fünfundzwanzigjährige im Frühjahr 2012 ein Praktikum in der Chhatrapati Free Clinic der nepalesischen Hauptstadt.

Die Studierenden des Fachbereiches Medizintechnik und Biotechnologie (MT/BT) bildeten sich dabei nicht nur auf ihrem zukünftigen Berufsfeld weiter, sondern lernten auch die Menschen und die Kultur des Himalaya-Landes besser kennen. Etwa drei Monate waren die Studenten im Krankenhaus tätig und übernahmen verschiedene Aufgabenbereiche. „Dazu zählten vor allem die Wartung und Reparatur der medizintechnischen Ausstattung, der Aufbau neuer medizinischer Geräte und die Einweisung des Klinikpersonals“, berichtet Stephan.

Der gebürtige Wittenberger beendete 2010 erfolgreich sein Bachelorstudium der Medizintechnik und vertieft sein Wissen seitdem mit dem gleichnamigen Masterstudiengang an der EAH Jena. Nadja absolvierte bereits zahlreiche Praktika in ihrer Heimat Bayern. Die Vierundzwanzigjährige arbeitet momentan, ebenso wie Stephan und Robert, an ihrer Abschlussarbeit für das Masterstudium der Medizintechnik. 

Robert (28) war über die genannten Aufgaben hinaus am Empfang des Gerätetransports, speziell eines Augenoperationsmikroskops, gespendet vom Medizintechnikunternehmen Carl Zeiss Meditec, beteiligt. Der begeisterte Windsurfer aus Mecklenburg-Vorpommern blieb knapp zwei Monate länger in Nepal und erkundete nach Praktikumsende auch das angrenzende Indien.

Während der Arbeit in der Klinik waren die Studierenden mit Problemen wie der schwierigen Beschaffung von Ersatzteilen ebenso konfrontiert, wie mit dem nepalesischen Gesundheitssystem generell. Die staatliche medizinische Versorgung in Nepal ist unzureichend. Nur wenige Menschen können sich eine Behandlung leisten. Die meisten sind auf eine kostenfreie bzw. günstige Behandlung angewiesen. Eine solche erhalten sie in der Chhatrapati Free Clinic – kurz CFC – in Kathmandu.

Nach dem Motto „For those people they can’t afford.“ erhalten hier vor allem Menschen aus den unterprivilegierten Bevölkerungsschichten eine medizinische Basisversorgung, die sie sich sonst nicht leisten könnten. 

Gegründet wurde  das gemeinnützige Hospital von Ärzten, die hier für einen Bruchteil ihres regulären Gehalts zusätzlich arbeiten. Da die CFC über keinen Medizintechniker verfügt, boten Robert, Stephan und Nadja tatkräftige und willkommene Unterstützung.

Der Einsatz von Studierenden der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena an der Poliklinik in Kathmandu hat eine lange Tradition: Seit 15 Jahren haben Studierende die Möglichkeit, ein Praxissemester an dem nepalesischen Krankenhaus zu absolvieren. Insgesamt 19 Studenten des Fachbereichs MT/BT haben dieses Praktikum bisher absolviert. Darüber hinaus unterstützt der Förderkreis der Hochschule das Projekt finanziell. Bei der Vermittlung der Studierenden hilft die Gesellschaft für medizinisch-technische Zusammenarbeit e.V., Jena. Der Verein hilft der Klinik seit 20 Jahren durch Organisation und Sammlung von Krankenhaus- und Medizintechnikspenden.

Die drei Masterstudenten genossen in ihrer freien Zeit die beeindruckende Landschaft des asiatischen Staates. „Eine dreiwöchige Auszeit haben wir genutzt, um eine andere Seite von Nepal kennen zu lernen“, so Stephan. Dabei ging es mit dem Bus von Kathmandu nach Pokhara, um von hier aus zu einer 11-tägigen Trekkingtour ins Himalaya-Gebirge aufzubrechen. Der Ausblick vom Poon Hill, einem bekannten Aussichtsturm im Annapurna Bergmassiv, war für ihn einer der Höhepunkte des Praktikums: „Eine super Erfahrung, mit unbeschreiblichen Blicken auf die höchsten Berge der Welt.“ Auch Robert schwärmt: „Dieses Land ist reich an schöner Natur und tollen Menschen.“ Darüber hinaus wurden die drei von ihrem Betreuer, dem Präsidenten der Klinik, Bijaya Bahadur Mali, in die nepalesische Kultur eingeführt. So nahm er sie zu einem Hochzeitsfest mit und organisierte eine „Handover-Zeremonie“ als Dank für die Spenden aus Deutschland.

Neben den positiven Eindrücken gewannen die Studenten aber auch negative. So berichtet Nadja von den unzureichenden Hygienebedingen, der starken Verschmutzung Kathmandus und einer schlechten Trinkwasserversorgung. Hinzu kamen politische Unruhen, wie Robert erzählt: „Streiks mit Ladenschließungen, Straßensperren und Fahrverboten waren an der Tagesordnung.“ Nach einem Ausflug wurden die drei Deutschen mit diesen Straßensperren direkt konfrontiert. „Wir kamen fast bis nach Pokhara, die Stadt in der unser Hotel war. Doch dann wurden wir gestoppt und durften nicht weiter fahren. Die Menschen der kleinen Stadt waren sehr aufgebracht, dass wir den Streik gebrochen hatten.“ Schließlich wurden die Praktikanten zu ihrer eigenen Sicherheit von der Polizei nach Pokhara eskortiert. Gefahr bestand für die drei, laut Robert, aber nicht: „Wir haben uns immer sehr sicher gefühlt, aber es war ein sehr spezielles Erlebnis in Bezug auf die Streiks.“

Die angehenden Medizintechniker sind dennoch begeistert von ihrem Auslandspraktikum: „Trotz aller Strapazen kann ich Nepal jedem empfehlen. Die Bemühungen für die Vorbereitung und der nicht ganz billige Aufwand für diese Zeit haben sich voll und ganz gelohnt“, ist sich Robert sicher. Alle drei wollen gern wieder einmal nach Nepal zurück.

Bildunterschrift:
Stephan, Robert und Nadja im Machhapuchhre-Basislager. Foto: Stephan Bauer

Text: Melanie Schneider

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Sigrid Neef
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