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Montag, 10. Dezember 2012

Weimarer Menschenrechtspreis

Erzbischof Maroy ausgezeichnet
Redaktion: Stadt Weimar
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Pressemitteilung
Weimar/gc. Am Montagabend, 10. Dezember 2012, wurde in einer festlichen Stadtratssitzung der 18. Menschenrechtspreis der Stadt Weimar an Erzbischof Francois-Xavier Maroy (56) aus der Demokratischen Republik Kongo verliehen.

Aus  16 Vorschlägen wurde im Juni  2012 der Erzbischof ausgewählt. Der Weimarer Stadtrat bestätigte in seiner Sitzung am 13. Juni 2012 diesen Vorschlag. Dass diese Wahl angesichts der wieder aufgeflammten Kämpfe in der DR Kongo an trauriger Aktualität gewinnen würde, konnte bei der Wahl im Juni  2012 noch niemand wissen. 

Umso mehr bestätigt sich angesichts des Leids in der Demokratischen Republik Kongo die Wahl des sich für die Bevölkerung einsetzenden Erzbischofs zum diesjährigen Menschenrechtspreisträger.

Weimars Oberbürgermeister Stefan Wolf würdigt in seiner Rede das Engagement des Erzbischofs: „Erzbischof Maroy engagiert sich in einem Land, das seit über 15 Jahren von Kriegen und Bürgerkriegen überzogen wird, denen Millionen von Men-schen zum Opfer gefallen sind. Über die Ursachen des Krieges, aber nicht zuletzt auch über die aktuellen Verstrickungen der westlichen Welt, unserer Welt, spricht Erzbischof Maroy dabei ganz offen. Denn es bleibt ein grausames Paradoxon dieser Welt, dass das Heimatland des Erzbischofs bitterarm ist, obwohl es zu den rohstoffreichsten Staaten auf unserem Globus gehört.“

Weiter betont der Oberbürgermeister: „Wenn wir von unseren eigenen Verstrickungen sprechen, dann zählen dazu im Besonderen die Verbrechen, die im Zusammenhang mit dem Abbau von Coltan stehen – also jenem Erz, das zu unserer Kommunikation und guten Unterhaltung willen in unseren Handys, iPhones oder Playstations eingebaut ist. Die schöne Welt unserer Mobiltelefone hat eine dunkle, eine blutige Seite. Denn die Rebellengruppen im Ostkongo kämpfen mit allen Mit-teln um die Coltanminen und verkaufen illegal das kostbare Erz. In den Minen aber arbeiten und sterben tausende Männer, Frauen und Kinder. Die Zivilbevölkerung hingegen wird brutal vertrieben.“

Erzbischof Maroy bedankte sich in seiner Rede für die Würdigung seiner Arbeit und das Engagement Deutschlands, betonte aber zugleich die Möglichkeiten der Bundesrepublik: „Bei uns werden Anstrengungen unternommen, um den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen, aber wir müssen wegen des Krieges immer wieder bei Null anfangen. Heute richten sich unsere Blicke auf Sie, das deutsche Volk, das für sein Organisationstalent und seinen Einfluss innerhalb der Europäischen Union bekannt ist. Sie können Ihren Einfluss und Ihre Stärke einsetzen, damit auch bei uns die Menschen das Kriegsbeil begraben und in Frieden leben kön-nen.“

In der Begründung zur Vergabe des 18. Menschenrechtspreises der Stadt Weimar an Erzbischof Maroy heißt es:  Erzbischof Francois-Xavier Maroy engagiert sich seit vielen Jahren für Frieden und Versöhnung. Der 56-jährige lebt im Osten des Kongo, wo die Menschen ihres Lebens nicht mehr sicher sind. 

Die Demokratische Republik Kongo ist seit 1996 Schauplatz der blutigsten Konflikte. Für Frauen gilt das Land als der gefährlichste Ort der Welt. Die Vereinten Nationen bezeichnen den Kongo als das Zentrum der Vergewaltigungen. Diese Vergewaltigungen und Massaker an der Bevölkerung werden als Waffen eingesetzt, um die Familien aus den Abbaugebieten des seltenen Minerals Coltan zu vertreiben.

Erzbischof Maroy spricht von den Ursachen des Krieges im Kongo sowie von den Verstrickungen der westlichen Welt in diesen Kämpfen. Denn für die westlichen Nationen sind die Coltan-Minen, in denen das seltene Mineral, das weltweit für die Herstellung von Mobiltelefonen benötigt wird, eine wahre Schatzgrube. Erzbischof Maroy klagt an, dass die Rebellen ge-zielt jene Gebiete erobern, in denen das wertvolle Coltan zu finden ist. Ruandische Rebellen, die Mai-Mai-Kämpfer und die kongolesischen Regierungssoldaten kämpfen gegeneinander und gleichzeitig haben sie einen gemeinsamen Feind: die Zivilbevölkerung.

Erzbischof Maroy hat für notleidende Menschen in der Region Trauma-Zentren aufgebaut, wo Opfer psychologisch betreut werden können. Durch sein Engagement ist er selbst ins Visier der Rebellen geraten. Bei Schüssen auf ihn wurde der Erzbischof nur knapp verfehlt. Mehrere seiner Mitarbeiter wurden in den vergangenen Jahren entführt und getötet. Sein Vorgänger, Erzbischof Christophe Munzi-hirwa, wurde auf offener Straße erschossen. Ohne Unterstützung von außen hat der Frieden im Osten der Republik Kongo keine Chance.

Durch die Verleihung des Menschenrechtspreises wird die Friedensmission und die Sicherheit von Erzbischof Maroy zusätzlich gestärkt.

Vorgeschlagen hatte die Wahl Erzbischofs Maroy zum diesjährigen Menschenrechtspeisträger das Internationale Katholische Missionswerk „Missio“. Die Laudatio im Fürstensaal der Hochschule für Musik wird der ehemalige Ministerpräsident des Freistaats Thüringen, Prof. Dr. Bernhard Vogel, halten. Unter den Gästen wird auch der letztjährige Träger des Menschenrechtspreises, Biram Dah Abeid aus Mauretanien, sein.

Die diesjährige Sammlung für die Preisverleihung und den Fond des Preisgeldes ergab eine Summe von 2450 Euro. Dazu beigetragen haben das jährliche Benefiz-Fußballturnier, bei dem u.a. die Schiedsrichter auf  ihre Aufwandsentschädigung verzichteten, die Sparkasse Mittelthüringen, die VR-Bank Weimar, die Klinik-Service-Gesellschaft des Sophien- und Hufeland-Klinikums und die Wiener Feinbäckerei Heberer. Weitere Einnahmen werden von einer Handysammelaktion erhofft, die seit dem 27. November 2012 in Weimar läuft.

Bildunterschrift:
Erzbischof Francois-Xavier Maroy aus der Demokratischen Republik Kongo - Erzbischof von Bukavu und Apostolischer Administrator von Uvira - erhielt am 10. Dezember 2012 den Weimarer Menschenrechtspreis. Foto: Missio

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