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Montag, 29. Juli 2013

Hingerichtet, bekriegt und toleriert

von Heiko Wruck
KOMMENTAR
In dieser Woche kommen drei historische Daten auf uns zu, die wirklich denkwürdig sind: der letzte Inquisitionstod in Spanien, der Entritt des deutschen Kaiserreiches in den I. Weltkrieg und die Zulassung der Homoehe in der Bundesrepublik Deutschland. 

Am 31. Juli 1826 erlebte die Welt die letzte Hinrichtung der spanischen Inquisition, die erst 1834 nach 356 Jahren vollends abgeschafft wurde. Der spanischer Schullehrer Cayetano Ripoll übernahm den Glauben französischer Quäker und stand damit Gegensatz zum Katholizismus. In Spanien verbreitete er seine Ansichten auch in seiner Schule und wurde so zum Ketzer.

Das zweite denkwürdige Datum ist der 1. August – und das gleich zweimal. Der 1. August 1914 gilt mit der Kriegserklärung des Deutschen Reiches an Russland als Datum seines Kriegseintritts in den I. Weltkrieg. Am 28. Juni 1914 hatten Mitglieder der Studentenorganisation Mlada Bosna in Sarajevo den österreichischen Erzherzog und Thronfolger von Österreich-Ungarn, Franz Ferdinand, ermordet. Aus dem anfänglichen Lokalkrieg zwischen Österreich-Ungarn und Serbien entwickelte sich wegen der Bündniszusagen beider Seiten innerhalb weniger Tage der I. Weltkrieg unter Beteiligung Frankreichs, Russlands und Deutschlands, später auch  Großbritanniens und der USA. 

Das dritte denkwürdige Datum fällt ebenfalls auf den 1. August, allerdings erst im Jahr 2001: die Homoehe wurde in Deutschland erlaubt. 1957 wurde der Paragraph 175 in der DDR faktisch außer Kraft gesetzt. 1988 strich die Volkskammer der DDR ihre Sondergesetzgebung zur Homosexualität ersatzlos. In der Bundesrepublik wurde der Paragraph 175 im Jahr 1969 auf sexuelle Handlungen mit Jugendlichen unter 21 Jahren beschränkt und 1973 auf 18 Jahre herabgesetzt. Der Bundestag hob 1994 den Paragraphen 175 auf.

Drei denkwürdige Daten, die uns an die Freiheit des Geistes erinnern: Aus Glaubensgründen darf niemand verurteilt werden; keine Politik ist einen Kriegsgrund wert; Homosexualität ist kein Verbrechen.

Kontakt:
heiko@wruck.org
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