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Donnerstag, 18. Juli 2013

Mitten im Streit

Forschungszentrum für Versöhnung
Redaktion: Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dieser Beitrag kann in vollem Umfang kostenlos genutzt werden.
PRESSEMITTEILUNG
Jena/gc. Afghanistan, Syrien oder Ägypten – täglich sterben in bewaffneten Auseinandersetzungen irgendwo auf der Welt Menschen. Doch selbst wenn die Waffen eines Tages ruhen, hinterlassen Gewaltausbrüche meist tiefe Gräben quer durch die Gesellschaft. Findet keine echte Versöhnung statt, dauert das Misstrauen unter den verfeindeten Gruppen an und der Frieden ist ständig in Gefahr. „Das gilt übrigens nicht nur für bewaffnete Konflikte“, ist Prof. Dr. Martin Leiner von der Friedrich-Schiller-Universität Jena überzeugt. „Auch gesellschaftliche und ökonomische Krisen wie aktuell in Südeuropa verlangen nach Lösungen, in der gegnerische Parteien und ihre Positionen versöhnt werden“, sagt der Professor für Systematische Theologie und Ethik.

Wie Konfliktparteien dazu gebracht werden können, ihre unterschiedlichen Positionen anzuerkennen und ihre tiefe emotionale Verfeindung zu überwinden, das ist Gegenstand der Versöhnungsforschung.

An der Universität Jena wollen Wissenschaftler ihr Engagement auf diesem Gebiet künftig verstärken und richten dazu ein interdisziplinäres Forschungszentrum für Versöhnung ein. Am 18. Juli 2013 wird das Zentrum im Beisein der Thüringischen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht feierlich eröffnet. Zur Eröffnungsfeier um 17 Uhr in den Rosensälen, Fürstengraben 27 in Jena, sind die Medien und die interessierte Öffentlichkeit herzlich eingeladen.

Der Jenaer Forschungsansatz orientiert sich an der Perspektive, die der Dichter Friedrich Hölderlin (1770 - 1843) in seinem Roman „Hyperion“ einnimmt: „Versöhnung ist mitten im Streit und alles Getrennte findet sich wieder“, heißt es darin. „Damit setzen wir uns bewusst von der häufig vertretenen These ab, dass Versöhnung erst nach der Beendigung eines Konflikts möglich wird“, unterstreicht Prof. Leiner, der Sprecher des neuen Forschungszentrums ist. Schließlich gebe es in jedem Konflikt auch Menschen, die sich über alle trennenden Positionen hinweg, verantwortungsvoll und friedlich begegneten. „Dieses Potenzial wollen wir nutzen“, so Leiner.

Ein gutes Beispiel, so erwartet der Jenaer Theologe, werden die beiden Festredner während der Eröffnungsfeier am 18. Juli 2013 liefern: Der eine ist Israeli, der andere Palästinenser. Prof. Dr. Arie Nadler von der Universität Tel Aviv ist renommierter Sozialpsychologe und auf die psychologischen Grundlagen der Versöhnung zwischen sozialen Gruppen spezialisiert. Prof. Dr. Mohammed Dajani ist Sozialwissenschaftler an der palästinensischen al-Quds University in Jerusalem und Gründer der Organisation „Al-Wasatia“, die sich für einen liberalen und mit demokratischen Werten im Einklang stehenden Islam einsetzt. Sie sprechen in ihrem gemeinsamen Vortrag über „Peace is in the Middle of Conflict“.

Neben der interdisziplinären Forschung sollen von dem neuen Forschungszentrum auch Impulse für die Lehre ausgehen. So ist der Aufbau eines internationalen E-Learning-Masterstudiengangs Versöhnungsforschung geplant. Außerdem engagieren sich Prof. Leiner und sein Fakultätskollege Prof. Dr. Dr. Bertram Schmitz im Rahmen einer alle zwei Jahre stattfindenden internationalen Summer School für den wissenschaftlichen Nachwuchs.

In diesem Jahr startete die Summer School „Societies in Transition“ am 17. Juli 2013. Rund 35 Nachwuchswissenschaftler aus aller Welt werden dazu in Jena erwartet. Bis zum 27. Juli 2013 werden sich die jungen Soziologen, Psychologen, Politikwissenschaftler und Theologen mit Konflikt- und Versöhnungsprozessen im asiatischen Raum und Australien befassen.

„So werden wir beispielsweise die Rolle der buddhistischen Religion in Krisenherden wie Tibet, Sri Lanka oder Kambodscha untersuchen“, kündigt Prof. Leiner an. Weitere Themen werden u. a. die unterschiedlichen Erinnerungskulturen nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland und Japan sein sowie die Aufarbeitung der jüngsten Geschichte Australiens im Hinblick auf das Verhältnis von Einwanderern und Ureinwohnern.

Bildunterschrift:
Prof. Dr. Martin Leiner ist Sprecher des neuen Forschungszentrums für Versöhnung der Universität Jena Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

Kontakt:
Prof. Dr. Martin Leiner
Theologische Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 6
07743 Jena
Tel.: 03641-941145
Martin.Leiner@uni-jena.de

Aussender:
Dr. Ute Schönfelder
Stabsstelle Kommunikation
Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641-931041
Fax: 03641-931032
ute.schoenfelder@uni-jena.de
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