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Mittwoch, 9. Oktober 2013

Kita und Vorschule in der Geschichte

Entwicklung in Europa und USA seit 1850
Redaktion: Stiftung Universität Hildesheim
Dieser Beitrag kann in vollem Umfang kostenlos genutzt werden.
PRESSEMITTEILUNG
Hildesheim/gc. Ein internationale Fachkonferenz vom 10. bis zum 12. Oktober 2013 erklärt Unterschiede in der historischen Kindergarten- und Vorschulentwicklung in Europa und den USA. Prof. Dr. Kirsten Scheiwe untersucht an der Universität Hildesheim, wie sich das Verhältnis von öffentlicher und privater Erziehung wandelt. „Im europäischen Vergleich ist die Bundesrepublik eher ein Nachzügler. Wir nähern uns dem Modell von skandinavischen Ländern, Frankreich und Belgien an.“

Seit August gilt für Ein- bis Dreijährige ein Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz. „Das ist ein Fortschritt in Richtung Wahlfreiheit. Alle Kinder haben ein Recht auf einen Platz, es ist ein universeller Anspruch – unabhängig davon, ob Vater oder Mutter erwerbstägig, alleinerziehend oder arbeitslos sind“, sagt Kirsten Scheiwe, Professorin für Recht sozialer Dienstleistungen an der Universität Hildesheim. „Die Qualität bei der Schaffung von Kita-Plätzen und in der Kindertagespflege ist entscheidend“, sagt Scheiwe. Allerdings führen die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung für Erzieherinnen und Erzieher zu hoher Fluktuation, Fachkräftemangel und Engpässen.

Das Verhältnis von öffentlicher und privater Erziehung hat sich in Deutschland gewandelt. „Im europäischen Vergleich ist die Bundesrepublik eher ein Nachzügler. Wir nähern uns dem Modell von skandinavischen Ländern, Frankreich und Belgien an – in Belgien besuchten schon um 1900 etwa 60 % der über Dreijährigen eine Vorschule“, sagt Kirsten Scheiwe. Der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für Kinder ab drei (seit 1996) und für Kinder ab einem Jahr (ab 2013) markieren diesen Prozess ebenso wie die zunehmende Einführung von Ganztagsschulen. Die Zahl der Inobhutnahmen durch das Jugendamt und familiengerichtliche Sorgerechtseingriffe und die Nachfrage nach Jugendhilfeangeboten habe zugenommen, so Scheiwe.

Wie haben sich Kindergärten und Vorschulen in Europa und Nordamerika seit 1850 entwickelt? Wie lassen sich heutige Unterschiede und Gemeinsamkeiten erklären? Vom 10. bis 12. Oktober 2013 tagen Rechtswissenschaftler, Soziologen, Geschichts- und Politikwissenschaftler an der Universität Hildesheim. Erstmals wird auf der internationalen Forschungskonferenz „Kindergarten and preschool developments in Europe and North America“ die Zeitspanne seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts betrachtet. „Wo Kirche und Staat mit Erziehungsangeboten in starker Konkurrenz agierten, wurde die Ausbreitung von Betreuungsangeboten begünstigt“, so eine These.

Über Vorschulen in Italien spricht Angelo Gaudio, über das Verhältnis von Staat und Kirche in der frühkindlichen Erziehung in Spanien referiert Carmen Sanchidrian Blanco. Susanne Wiborg zeigt etwa die Entwicklung in skandinavischen Ländern auf. Larry Prochner und Adrienne Chambon sprechen über neue erzieherische Wege in Canada und über Einflüsse aus den USA und Großbritannien von 1900 bis 1935. Meike Baader, Professorin für Erziehungswissenschaft an der Universität Hildesheim, erklärt Schnittpunkte der deutschen Frauen- und Kindergartenbewegung im 19. und 20. Jahrhundert. Karen Hagemann vergleicht politische Entwicklungen von 1945 bis 1989 in Ost- und Westeuropa.

Bereits die Vorläuferkonferenz 2006 und das Buch „Child care and preschool development in Europe“ (Palgrave Macmillan) wurden stark nachgefragt.

Programm:
„Kindergarten and preschool developments in Europe and North America“
10. bis 12. Oktober 2013
Universität Hildesheim
Kulturcampus Domäne Marienburg (Domänenstraße 1, 31141 Hildesheim)

Info:
Den Alltag und die professionelle Begleitung von Bildungsprozessen in Kindertageseinrichtungen untersucht Prof. Dr. Peter Cloos. Der Erziehungswissenschaftler mit dem Schwerpunkt „Frühe Kindheit“ forscht wie Kirsten Scheiwe und Meike Baader im „Kompetenzzentrum Frühe Kindheit Niedersachsen“ an der Universität Hildesheim. Das Zentrum ist seit 2007 überregional in Deutschland und Niedersachsen aktiv:

Aussender:
Pressestelle der Universität Hildesheim
Isa Lange
Tel.: 05121-883 90100
presse@uni-hildesheim.de
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