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Mittwoch, 20. November 2013

120-Städte-Studie Autoklau

Hochburgen des Fahrzeugdiebstahls
Redaktion: Geld.de GmbH
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PRESSEMITTEILUNG
Leipzig/gc. Im Jahr 2012 wurden den Deutschen insgesamt 37.328 Kraftwagen gestohlen. Das ist zwar ein leichter Rückgang um 9 Prozent gegenüber 2011, jedoch wechseln noch immer täglich - statistisch betrachtet - etwa 103 Kraftwagen ungewollt den Besitzer. Dies ergibt einen Schaden von über 400 Millionen Euro.

Was dem Autodieb seine Freud, ist dem deutschen Kraftwagenhalter sein Leid. Denn die KFZ-Versicherungen sollen - so erste Prognosen - um bis zu 10 Prozent steigen. Somit trägt jeder Versicherte den Schaden anteilig mit, der durch die über 37.000 geklauten Autos den Versicherungen entstanden ist.

Zum zweiten Mal hat das Versicherungsportal Geld.de in einer umfassenden Städte- und Bundeslandstudie die Diebstahlzahlen in Zusammenhang mit der Anzahl der zugelassenen Kraftwagen gesetzt - nicht wie üblich pro Einwohner - und die ermittelten Tatverdächtigen erhoben. Das Ergebnis: Allein auf die größten 120 Städte entfallen über 54 Prozent (20.142) aller gemeldeten Kraftwagendiebstähle (37.328) in Deutschland.


Fest steht: Obwohl die Anzahl der Diebstähle zurück ging, blieb der Quote der ausländischen Tatverdächtigen im Bereich Auto-Klau erschreckend hoch. Fast ein Drittel der bundesweit ermittelten Täter (31,2 Prozent) kamen von jenseits der deutschen Grenzen. 2011 waren es 31,4 Prozent. Vor 23 Jahren, 1990, im Jahr der deutschen Einheit, waren es gerade einmal 16 Prozent: Im Jahr (2008) nach dem Wegfall der Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien wurden 22,9 Prozent ausländische Straftäter ermittelt.

Grenznahe Städte und solche mit Autobahnanschlüssen zum Abtransport des Diebesguts sind ein begehrtes Zielgebiet der Auto-Schieber. So befinden sich unter den Diebstahlhochburgen überdurchschnittlich viele Städte (82 Prozent), die im Osten und Norden der Republik liegen und über optimale Transit-Anbindungen nach Osteuropa verfügen. Genannt seien hier nur die A2, A4, A7, A9, A12 oder A20. Wohl nicht ohne Grund gibt es in den Städten bis zu 89 Prozent "nichtdeutsche Tatverdächtige". Und genau diese Tatverdächtigen sorgen dafür, dass viele gestohlene Kraftwagen auch auf Dauer verschwunden bleiben.

Abtransport Ost: Diebstahlhochburgen

Die Studie belegt: Gemessen an der Anzahl der angemeldeten Kraftwagen und der bei der Polizei eingegangenen Diebstahlmeldungen, ist, zum zweiten Mal nach 2011, Frankfurt/Oder die Auto-Diebstahlhochburg in Deutschland. Direkt an der polnischen Grenze gelegen, verschwanden im Jahr 2012 statistisch betrachtet 844 Wagen je 100.000 zugelassene Fahrzeuge. Damit liegt die Stadt 680 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Insgesamt verzeichnete die Polizei im Stadtgebiet 264 Fälle. Die Stadt ist für die Autoknacker nach wie vor ein lohnendes Jagdgebiet. Denn auch in den Vorjahren führte Frankfurt/Oder die Liste an: 781 Delikte je 100.000 Kraftwagen (2011). Im Jahr 2010 waren es sogar 993 Delikte 100.000 Fahrzeuge.

Platz zwei geht an Dresden. In der sächsischen Landeshauptstadt verschwanden Autos im vierstelligen Bereich: 1.155 Stück. Das entspricht einer Quote von 506 Gestohlenen je 100.000 zugelassener Wagen und damit 368 Prozent über Studienschnitt.

Im rund 100 Kilometer weiter östlich gelegenen Görlitz kamen zwar nur 127 Autos weg, doch bei einem Kraftfahrzeugbestand von 25.400 macht es eine statistische Diebstahlquote von 127. Die östlichste deutsche Stadt liegt damit auf Platz drei und noch vor Berlin. Die Bundeshauptstadt kann sich noch immer der größten Anzahl gestohlener Autos rühmen: 5.760 Stück (468 je 100.000 Fahrzeuge). Das sind zwar 1.580 weniger als im Jahr 2011 aber noch immer 16 Autos pro Tag im Stadtgebiet. Auf Platz fünf - wen wundert es - wieder eine Stadt im Osten: Potsdam. Die brandenburgische Landeshauptstadt "glänzt" mit 413 geklauten Autos je 100.000 Angemeldeter. Danach folgt Cottbus: Rund 40 Kilometer vom für Autos nutzbaren Grenzübergang entfernt verschwanden im Jahr 2012 413 Kraftwagen je 100.000 zugelassener Fahrzeuge.

Kurze und schnelle Fluchtwege

Während die Diebe in Frankfurt/Oder und Görlitz zum Teil weniger als fünf Minuten benötigen um mit dem Diebesgut Deutschland zu verlassen, sind es aus Cottbus (rund 30 Minuten) oder Berlin und Potsdam auch nur knapp 80 Minuten bis zur Grenze. Für die Diebstahlopfer und die Ermittlungsbehörden bleibt in diesen Fällen kaum Zeit einzugreifen. Ähnliches spielt sich auch im Westen der Republik ab. In Aachen benötigen die Ganoven mit den gestohlenen Autos auch nur wenige Minuten um über - dem Schengen-Abkommen sei Dank - die offene Grenze nach Belgien oder die Niederlande zu entkommen. Nicht ohne Grund findet sich Aachen als erste westdeutsche Stadt auf Platz sechs mit 316 gestohlenen Autos je 100.000 Zugelassener und eine Quote von 192 Prozent über dem Studienschnitt.

Auf den weiteren Plätzen folgen: Rostock (313 je 100.000 Kraftwagen, absolut 266), Leipzig (291 je 100.000 Kraftwagen, absolut 627), und Magdeburg (284, absolut 317). Die zweite Diebstahlhochburg aus den alten Bundesländern findet sich mit Hamburg erst auf Platz elf. In der Freien und Hansestadt fühlen sich die Autoknacker tatsächlich frei. Im Verhältnis zu den gemeldeten Autos wurden 270 Autos im Jahr 2012 geklaut. Mit jedoch 2.141 Diebstählen absolut belegt Hamburg in diesem Bereich sogar bundesweit Platz zwei.

Weitere Kraftwagen-Diebstahls-Hochburgen sind das kleine Heide (205 je 100.000 Kraftwagen, absolut 23), Halle an der Saale (200 je 100.000 Kraftwagen, absolut 192), Hannover (165, absolut 356), Chemnitz (164, absolut 214), Wolfsburg (162, absolut 203), Braunschweig (159, absolut 205), Dessau-Roßlau (154, absolut 70), Köln (152, absolut 716), Schwerin (149, absolut 67), Neubrandenburg (148, absolut 50), Erfurt (140, absolut 138), Kassel (138, absolut 123), Jena (137, absolut 62), Offenbach (132, absolut 70), Stralsund (132, absolut 35), Göttingen (131, absolut 67) und Düsseldorf (130 je 100.000 Kraftwagen, absolut 393).

Im Bereich der absoluten Diebstahlwerte führen Berlin und Hamburg die Statistik an. Erst auf Platz 17 mit insgesamt 225 Diebstählen folgt die dritte deutsche Metropole, München. Laut Auskunft der Polizei liegt diese für eine deutsche Großstadt recht untypische Quote von 32 Autos je 100.000 zugelassene Fahrzeuge an der hohen Polizeipräsenz und den kurzen Notrufzeiten sowie der guten Aufklärungsarbeit.

Sicheres Pflaster im Süden und Südwesten
München und Stuttgart top

Wie schon im vergangen Jahr liegen die im Verhältnis sicheren Städte fast durchgängig im Süden und Südwesten der Republik. So können Autobesitzer vor allem in Baden-Württemberg und Bayern ruhig schlafen, besonders gut in Garmisch-Partenkirchen, Kempten, Straubing und Konstanz. In allen vier Städten verschwanden 2012 absolut betrachtet bis maximal 6 Kraftwagen. Statistisch gesehen ist aber Garmisch-Partenkirchen die sicherste Stadt im Vergleich: 7 gestohlene Wagen je 100.000 Zugelassener.

Ebenfalls als verhältnismäßig sicher können unter anderem folgende Städte gelten: Ingolstadt (26 je 100.000 Kraftwagen, absolut 22), München (32 je 100.000 Kraftwagen, absolut 225), Stuttgart (34 je 100.000 Kraftwagen, absolut 99), Würzburg (35 je 100.000 Kraftwagen, absolut 23), Augsburg (28 je 100.000 Kraftwagen, absolut 20), Wiesbaden (42 je 100.000 Kraftwagen, absolut 62), Heidelberg (44 je 100.000 Kraftwagen, absolut 26), Nürnberg (48 je 100.000 Kraftwagen, absolut 117), Mainz (59 je 100.000 Kraftwagen, absolut 59), Passau (61 je 100.000 Kraftwagen, absolut 17), Regensburg (68 je 100.000 Kraftwagen, absolut 58), Bonn (70 je 100.000 Kraftwagen, absolut 137), Freiburg i. Breisgau (74 je 100.000 Kraftwagen, absolut 69) oder Frankfurt/Main(80 je 100.000 Kraftwagen, absolut 267). Von den 70 als sicher klassifizierten Städten kommen 50 Prozent aus Bayern und Baden-Württemberg.

Stadtstaaten und ostdeutsche Länder
im Fokus der Diebesbanden

Besonders aktiv waren die Autoknacker im Jahr 2012 in Nordrhein-Westfalen. Zwischen Rhein und Ruhr wurden 7.369 Diebstähle bei der Polizei gemeldet. Bei rund 9,9 Millionen zugelassenen Kraftwagen macht dies eine Quote von 74. Jedoch ist NRW mitnichten eine Hochburg. Dieses unrühmliche Prädikat können sich, genau wie im Jahr 2011, die Länder Berlin, Hamburg und Brandenburg anheften. So verschwanden in der Bundeshauptstadt im Jahr 2012 5.760 Autos. Statistisch betrachtet heißt das: 468 Autos je 100.000 zugelassene Wagen. Rund um die Alster in Hamburg verschwanden statistisch betrachtet 270 Autos je 100.000. In Brandenburg waren es 224. Den größten Anstieg bei den Delikten auf Bundesebene verzeichnete Sachsen mit 196 Anzeigen. Über einen Rückgang können sich die Diebstahl-Hochburgen Berlin (-1.580) und Brandenburg (-608) freuen.

Ermittelte Autodiebe: Görlitz 89 Prozent ausländische Täter,
Frankfurt an der Oder fast 88 Prozent

Es sind zum Teil erschreckende Zahlen, wenn man sich die Täter und ihre Herkunft anschaut. Wurden 1990 nur 16 Prozent und 2008 22,9 Prozent sogenannte nichtdeutsche Tatverdächtige im Bereich Kraftwagendiebstahl in Deutschland ermittelt, waren es 2012 bereits 31,2 Prozent. Dies bedeutet eine Steigerung von 96 Prozent innerhalb der letzten zwei Dekaden. Spitzenreiter bei den nichtdeutschen Tatverdächtigen ist Görlitz. Fast 89 Prozent der ermittelten Autodiebe waren Ausländer. In ähnlichen Spähern bewegt sich Frankfurt/Oder: 87,8 Prozent. Tummelplätze für ausländische Täter sind auch Baden-Baden (76,9 Prozent), Koblenz (71,4 Prozent), Bielefeld (70,7 Prozent), Hildesheim (66,7 Prozent), Celle (66,6 Prozent), Paderborn (63,6 Prozent), Frankfurt/Main (60,8 Prozent), Remscheid (60 Prozent), Bamberg, Würzburg, Esslingen ( alle 57,1 Prozent) oder Berlin (56,4 Prozent). Auffällig: Mehr als 50 Prozent der Studien-Städte liegen mit ihren ermittelten nichtdeutschen Tatverdächtigen über dem Bundesschnitt. Laut Recherchen von Geld.de setzen sich die ermittelten nichtdeutschen Tätergruppierungen bundesweit vor allem aus Polen (32 Prozent), Türken (12 Prozent) und Litauern (9,5 Prozent) zusammen.

Aufklärungsquoten: Diebstahlhochburgen auch mit schlechter Quote
Pirmasens, Straubing und Garmisch-Partenkirchen
haben die besten Schnüffler

Fest steht: Diebstahlhochburgen haben auch die schlechtesten Aufklärungsquoten. Unrühmlicher Spitzenreiter ist Wolfsburg mit nur 6,4 Prozent Aufklärungsquote. Hier brauchen sich die Opfer keine Gedanken zu machen, dass ihr Auto jemals wiedergefunden wird. Ähnlich düster: Aachen (8,8 Prozent), Frankfurt/Oder, Hamburg (beide 9,5 Prozent), Braunschweig (9,8 Prozent), oder Berlin (11,6 Prozent) Glücklich schätzen können sich dagegen Auto-Besitzer mal wieder im Süden und Westen der Republik. So reichen die Quoten von unglaublichen 100 Prozent in Pirmasens, Straubing und Garmisch-Partenkirchen bis zu guten Werten von über 60 Prozent in Aschaffenburg, Baden-Baden, Mainz oder Aalen. Allgemein glänzen die Länder Bayern, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg mit Aufklärungsquoten von 61 Prozent bis 49 Prozent, im Gegensatz zum Nordosten (Hamburg, Berlin, Brandenburg, und Sachsen) mit nur 9,5 Prozent bis 21,9 Prozent.

Die beste Aufklärungsarbeit im Jahr 2012 kann die Polizei in Pirmasens, Straubing und Garmisch-Partenkirchen für sich beanspruchen. Unglaubliche 100 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden. Dies sind Steigerungswerte von bis zu 40 Prozent gegenüber den Aufklärungswerten des Vorjahrs. Ebenfalls gut: Aalen (88,9 Prozent), Coburg (71,4 Prozent) und Mainz (71,2 Prozent). Positiv auch: Rosenheim (70,6 Prozent), Reutlingen (70 Prozent), Würzburg, Ingolstadt (bei 69,6 Prozent), Osnabrück (69,1 Prozent), Weiden in der Oberpfalz 66,7 Prozent), Baden-Baden und Passau (beide 64,7 Prozent).

Das Knacken von elektronischen Sicherheitseinrichtungen, das Zerlegen der Beute in Einzelteile, die Fälschung von Urkunden und Fahrzeugpapieren sowie der Abtransport und Weiterverkauf lassen das Bild einer zum Teil hochorganisierten Tätergruppe entstehen, mit Absatzmärkten in Osteuropa, dem Balkan, dem Nahen Osten und Nordafrika. Trotz rückläufiger Diebstahlzahlen bleibt der Sachschaden fast unverändert hoch. Denn es wird mittlerweile auf Bestellung geklaut - vor allem hochwertige und hochpreisige Fabrikate deutscher oder japanischer Hersteller. Der Autoklau wird mittelfristig in Deutschland ein florierendes Geschäft auf Kosten der Versicherten bleiben.

Die Diebstahlquote in den Regionen beeinflusst unter anderem auch die Höhe der KFZ-Versicherungen in den Zulassungsbereichen.

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