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Dienstag, 1. April 2014

Ich gehe nur die Treppe runter

Vor 20 Jahren eigenen Arbeitsplatz gekauft
von Heiko Wruck
BERICHT
Heidhof/gc. „Die Entscheidung, 1994 den Heidekrug zu kaufen, habe ich nie bereut“, versichert Gastronomin Edelgard Lang. „Ich gehe nur die Treppe runter und bin am Arbeitsplatz. Und ich bin mein eigener Chef.“ Eigentlich hatte die heute Sechzigjährige einen guten Job.

Als Steuerfachgehilfin arbeitete sie in Hamburg. Das Geld stimmte zwar, aber der tägliche Weg zur Arbeit und wieder zurück, Verkehrsstaus, das fremdbestimmte Leben, die Alltagserledigungen und vieles mehr raubten ihr die Zeit. Zeit, die sie lieber für ihre Familie haben wollte. So wollte sie nicht ihr ganzes Erwerbsleben verbringen. Da bot sich plötzlich eine Gelegenheit, alles ganz und gar zu verändern: der Heidekrug stand zum Verkauf, und Edelgard schlug zu.

Sie kaufte das Haus mit dem rund 4.000 Quadratmeter großen Grundstück, sanierte es in weiten Teilen und brachte die Küche technisch auf Vordermann. Heute ist sie modern ausgerüstet, bietet kurze Wege und Kapazitäten für Betriebs- und Familienfeiern für Liebhaber gut bürgerlicher Küche. Und der Heidekrug ist brauereifrei.

„Den eigenen Arbeitsplatz zu kaufen, das hat schon was. Ich habe mir die Arbeit immer so organisiert, dass ich sehr viel ganz alleine bewältigen kann. Aber ich habe auch gute Helfer, die mich bei größeren Feiern hervorragend unterstützen. Ich kann mir vorstellen, dass die Nachfolger um die 30 bis 40 Jahre alt sind und Kinder haben könnten. Die Kita ist gleich auf der anderen Straßenseite und im fünf Kilometer entfernten Dömitz kann man sein Kind von der Grundschule bis zum Abitur an einem Ort unterbringen“, sagt Edelgard Lang. So sind Wohnen und Arbeiten oder Beruf und Familie sehr gut miteinander zu verbinden und man bleibt sein eigener Herr.

„Mein Mann und ich hatten zwar darauf gehofft, dass die eigenen Kinder den Heidekrug übernehmen. Aber das Leben ging hier andere Wege. Jetzt mit sechzig Jahren kommt langsam das Rentenalter in Sicht. Darauf bereite ich mich vor.“

Direkt zwischen Lübtheen und Dömitz gelegen ist der Heidekrug ein typisches Durchgangslokal. Wer mit dem Rad oder Auto die Gegend erkundet, fährt praktisch direkt am Heidekrug vor. Darauf gründet sich auch dessen Geschäftsmodell: Ausflugs- und Feiergastronomie. An den Wochenenden, zu Ostern, Pfingsten, Weihnachten, am 1. Mai oder am Herrntag trägt der Tourismus das Geschäft. Unter der Woche sind’s eher Geburtstage, Betriebs- und Familienfeiern. Catering und Pensionsbetrieb kamen für die gastronomische Quereinsteigerin nie dauerhaft in Frage, wären aber durchaus eine Option.

„Ich kann wirklich nur empfehlen, sich seinen eigenen Arbeitsplatz zu kaufen“, sagt Edelgard Lang. In ihrem Fall geht das jetzt für deutlich unter 200.000 Euro.

Bildunterschrift:
Heidekrug-Inhaberin Edelgard Lang schenkt ihrem Mann Uwe ein Gläschen Wein ein. Den Heidekrug will sie nach 20 Jahren verkaufen, um mit ihrem Uwe den Ruhestand zu genießen.  Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
heiko@wruck.org
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