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Montag, 14. Juli 2014

Auf einen Kaffee?

von Heiko Wruck
GLOSSE
Ich habe drei webfähige Handys mit Mailbox, einen Internet-Computer mit E-Mail-Account, ein Netbook mit Mobile-Web, ein onlinefähiges Tablet mit Cloud-Anbindung sowie ein Festnetztelefon mit Anrufbeantworter und natürlich auch einen richtigen Briefkasten.


Ein Fernsehgerät und zwei Radios ergänzen das Equipment. Außerdem sind meine Frau und ich so genannte Medien. Wir sind Hellseher, können mit dem Jenseits Kontakt aufnehmen, haben telepathische Fähigkeiten und können Gedanken lesen. Es gibt also genügend Möglichkeiten, mit uns zu kommunizieren. Und dann passiert das.

Gestern Abend klingelt meine Nachbarin an der Tür und lädt uns einfach zum Kaffeekränzchen ein. »Lasst uns mal wieder quatschen«, sagt sie. Mit der stimmt doch was nicht. Irgendwas ist doch da faul.

Ich meine, wer kommt freiwillig 16 Stufen hoch, drückt auf den Klingelknopf, wartet, nur um zu sagen, das man sich treffen will. 

Sie hätte ja auch anrufen oder eine E-Mail schicken können. Das hat sie nicht gemacht. Nein, sie hat sich ausgerechnet die schwerste Variante ausgesucht, um uns zu sagen, dass sie mit uns Kaffee trinken will. Also das ist mir nicht geheuer. Ich werde mal lieber meinen Anwalt anmailen und mir einen Polizei­notruf installieren: Den Hausflur habe ich bereits mit Bewegungsmeldern abgesichert. In ihrer Wohnung sind Überwachungskameras und Wanzen installiert. Ihre Handys und Computer habe ich auch geknackt – lese und höre alles mit. Man muss ja sicher gehen. 

Wenn Sie wirklich nur einen Kaffee mit uns trinken will, dann hat sie auch nichts zu verbergen.

Kontakt:
heiko@wruck.org
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