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Sonntag, 12. Oktober 2014

Nicht wie die Axt im Walde

Neuer Bürgermeister setzt auf das Wir
von Heiko Wruck
GESPRÄCH
Rampe/gc. 56 Jahre alt ist der seit drei Monaten neue Bürgermeister der Gemeinde Dobin am See im Amt Crivitz. Und ganz unbeleckt ist Rüdiger Piehl in Sachen Gemeindeverwaltung auch nicht. Immerhin war der Dachdeckermeister der erste Nachwendebürgermeister in Rubow – bis zur Gemeindefusion mit Retgedorf am 13. Juni 2004. Zeit für ein Gespräch:

Was hat der neue Bürgermeister auf dem Zettel?
So ganz neu ist der Neue ja nicht mehr. Es ist mir ein sehr großes Anliegen, die Bürger in den vielen Ortsteilen wieder zusammenzubringen. Das ist in den letzten Jahren seit der Gemeindefusion doch sehr aus dem Blick geraten.

Fröhlich sein und singen?
Das auch, aber es gibt da noch sehr viel mehr. Die einzelnen Ortsteile müssen wieder gestärkt werden. In Dobin am See braucht es eines starken Wir-Gefühls. Vor fünf Jahren wurde eine Gemeindefeuerwehr gegründet, in der alle früheren Wehren der Ortsteile versammelt sind. Das ist gut und wichtig, denn niemand kann für sich alleine stehen. So gilt es, auch auf sportlicher, kultureller und auf gemeindlicher Ebene zu wirken. Beispielsweise könnten Veranstaltungen unter den Ortsteilen besser abgestimmt werden, damit sie sich nicht gegenseitig Konkurrenz machen. So finden beispielsweise am 18. Oktober 2014 parallel zwei Veranstaltungen statt: das Hoffest bei Bauer Piehl in Alt Schlagsdorf und das Herbstfeuer in Retgendorf. Auch Gemeindevertreterversamlungen, Ausschusstreffen, Arbeitsgruppentermine und so weiter sollen künftig wieder verstärkt in den Ortsteilen angesetzt werden.

Wie sieht der Haushalt in der Gemeinde Dobin am See aus?
Der ist ausgelichen. Wir wollen das auch weiter so halten. Allerdings gibt es auch einen erheblichen Investitionsstau, der in den nächsten Jahren unbedingt abgebaut werden muss.

Gibt‘s schon was Konkretes?
Straßenunterhaltung, Gebäudeinstandsetzung und Straßenbeleuchtung sind Pflichtaufgaben der Gemeinde, hier muss dringend was getan werden. Die größten Brocken sind anstehende Straßenbauarbeiten in Buchholz, in Rubow, die Verbindungsstraße
Neu Schlagsdorf – Alt Schlagsdorf, teilweise auch in Retgendorf und die Straßenbeleuchtung in Liessow. Insgesamt wurde immer mal wieder was gemacht – sporadische Reparaturen, aber nie wirklich umfangreich. In Liessow ist beispielsweise eine komplette Erneuerung der Straßenbeleuchtung in der Friedensstraße/Ringstraße erforderlich. Dafür wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die den genauen Bedarf und mögliche Eigenleistungen feststellen soll, weil es hier auch um die Umlagenhöhe geht, die die Bürger werden tragen müssen. Bei Reparaturen werden wir versuchen, solche Umlagen wie in Liessow zu vermeiden. Ob das gelingt, wird sich erst nach der Bestandsermittlung zeigen. Das hängt zum Teil davon ab, wie hoch das Sanierungsaufkommen und der zeitliche Rahmen der Investitionsstaus im Einzelfall sind.

Mit dem angepeilten Wir-Gefühl wird‘s dann aber schwierig, wenn Geld ins Spiel kommt.
In den Gemeinden steht fast ständig das Thema Geld auf der Agenda. Deswegen ist ja so wichtig, dass man miteinander und nicht gegeneinander arbeitet.

Wie soll das gelingen?
Ein Schritt dahin ist, die Gremien dorthin zu bringen, wo die Aufgaben anstehen und so die Einwohner wieder am Entscheidungsprozess zu beteiligen. In Retgendorf prüfen wir, ob der ehemalige Jugendclub saniert und für den Bauhof aufgewertet wird, oder das Pfarrhaus für künftige Versammlungen genutzt werden kann. Diese Entscheidung muss man nicht
in Liessow treffen, nur weil es dort einen großen Saal gibt.

Wie sollen mögliche Widerstände überwunden werden?
Jedenfalls nicht wie die Axt im Walde. Gespräche und Konsens, Sachlichkeit und Lösungsorientierung, Vertrauen und Offenheit bilden den Rahmen dafür. Am 16. Oktober 2014 werden wir auf der Einwohnerversammlung sehen, wie dieses Konzept greift.

Bildunterschrift: 
Eine wichtige Aufgabe sieht der Dobiner Bürgermeister Rüdiger Piehl in der Stärkung des Wir-Gefühls in der rund 2.000 Einwohner zählenden Großgemeinde. So hat beispielsweise die Gemeindefeuerwehr beim letzten Erntefest einen Shuttle-Service eingerichtet. Ein gutes Beispiel, das Schule machen sollte, meint Piehl. Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
heiko@wruck.org
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