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Freitag, 19. Dezember 2014

Masern-Partys sind Körperverletzung

Größeres gesellschaftliches Engagement beim Impfen
Redaktion: Universitätsklinikum Freiburg
PRESSEMITTEILUNG
Freiburg/gc. Viele Kinder in Deutschland sind nicht ausreichend gegen Infektionskrankheiten geimpft, wie eine im Deutschen Ärzteblatt erschienene bundesweite Studie zeigt. Gerade Baden-Württemberg hinkt bei vielen Impfungen hinterher.

Prof. Dr. Philipp Henneke, Leiter der Sektion Pädiatrische Infektiologie und Rheumatologie der Klinik für Allgemeine Kinder- und Jugendheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg, setzt sich daher für ein „Grundrecht auf Impfung“ ein. Gestärkt sieht sich Prof. Henneke durch die von Bundesgesundheitsminister Herman Gröhe ins Gespräch gebrachte verpflichtende Impfberatung, bevor Eltern ihre Kinder in eine Kindertagesstätte geben dürfen. Außerdem sollen nach dem Willen des Ministers drei zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen für Kinder eingerichtet werden, die für diese Beratung genutzt werden können.

Besonders besorgniserregend ist die Situation bei den hochansteckenden Masern-Viren. Die Infektion kann zu einer Schädigung des Gehirns und sogar zum Tod führen. Gerade einmal zwei von 35 Landkreisen in Baden-Württemberg erreichen eine Durchimpfungsrate von über 95 Prozent. Ab diesem Wert gehen Mediziner davon aus, dass sich die Krankheit in der Gesellschaft nicht ausbreiten kann. „Gerade bei einer so leicht übertragbaren Erkrankung wie den Masern gilt: Ich schütze andere, indem ich mich schütze“, erklärt Prof. Henneke, der am Centrum für Chronische Immundefizienz (CCI) des Universitätsklinikums Freiburg auch eine Forschungsgruppe zum Verlauf Infektionen leitet. Wie schnell mangelnder Impfschutz zu einer großen Gefahr werden kann, zeigte sich im Jahr 2013, als über 1800 Menschen teils mit schweren Folgen an Masern erkrankten.

Impfstoffe gehören zu den am besten untersuchten und kontrollierten medizinischen Substanzen. Unerwünschte Nebenwirkungen sind extrem selten und müssen sofort gemeldet werden. Dass manche Eltern so genannte „Masern-Parties“ – also das Zusammenbringen gesunder und kranker Kinder – als Alternative sehen, kann Prof. Henneke nicht verstehen: „So ein Verhalten kommt für mich einer Körperverletzung gleich. Masern sind keine Banalität, sondern eine potentiell gefährliche Erkrankung.“

Impfstoffe schützen zuverlässig vor einigen der gefährlichsten Infektionskrankheiten. Sie zählen zu den größten Errungenschaften der modernen Medizin. „Sie sind eine Basis-Errungenschaft der modernen Medizin und sollten so selbstverständlich sein wie die Wund-Desinfektion oder steriles Operations-Besteck“, ist Prof. Henneke überzeugt. Doch noch immer werde Impfen nicht als öffentliche Aufgabe wahrgenommen. Die Vorschläge des Bundesgesundheitsministers sieht der Infektiologe als einen Schritt in die richtige Richtung. „Wir brauchen keine Impfpflicht, aber Impfen sollte für verantwortungsvolle Eltern selbstverständlich sein.“

Auch beim Schutz vor Tetanus herrscht Nachholbedarf. In Baden-Württemberg sind in mehr als 20 Landkreisen fünf bis zehn Prozent der Kinder bei Einschulung nicht ausreichend gegen Tetanus geimpft. Eine Infektion mit dem Tetanus-Erreger führt zum schwer behandelbaren und oft tödlich verlaufenden Wundstarrkrampf. „Das gehört zur absoluten Basisversorgung“, so Prof. Henneke. „Wir haben eine paradoxe Situation: Auf der einen Seite bittet UNICEF in der Weihnachtszeit um Spenden für Tetanus-Impfungen in Entwicklungsländern. In Deutschland hingegen verfügen wir über eine hervorragende medizinische Infrastruktur, aber den eindeutigen Impfempfehlungen wird in zu vielen Fällen nicht entsprochen.“

Kontakt:
Prof. Dr. Philipp Henneke
Leiter der Sektion Pädiatrische Infektiologie und Rheumatologie
Klinik für Allgemeine Kinder- und Jugendheilkunde
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761-270 77640
Philipp.Henneke@uniklinik-freiburg.de

Aussender:
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