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Freitag, 23. Januar 2015

Je suis NSU

von Heiko Wruck
GLOSSE
Vor 70 Jahre waren wir alle noch Herrenmenschen. Heute sind wir  Charlie, Mohammed, Deutsche, Europäer und  NSU.

Wären wir nicht je suis NSU, dann hätten wir in Deutschland ganz massiv den Protest gegen die Mörder aus dem Nationalsozialistischen Untergrund – NSU – auf die Straße getragen. Schweigen ist ein Statement. Was sind wir nicht? Flüchtlinge! Die saufen nach wie vor im Mittelmeer ab – niemand meldet dagegen Straßenproteste an.

Einer dieser Flüchtlinge ist in Frankreich zu Ehren gekommen: Lassana Bathily. Weil der Migrant aus Mali nicht vor Lampedusa ertrunken ist, konnte er 11 Menschen in einem Supermarkt verstecken – vor dem in Frankreich geborenen Mörder Amedy Coulibaly, dessen Familie ebenfalls aus Mali stammt und auch nicht ertrunken ist. Hätte der Flüchtling Lassana Bathily jemals die französische Staatsbürgerschaft erhalten, wenn er niemanden versteckt hätte? Bathily war 16, als er illegal, ohne seine Familie nach Frankreich kam. Er lernte Französisch und schloss eine Lehre zum Fliesenleger mit sehr guten Noten ab. Erst 2011 erhielt er eine Aufenthaltsgenehmigung.

Das entschuldigt gar nichts. Flüchtling bleibt Flüchtling, illegal bleibt illegal und Ausländer bleibt Ausländer. Je suis ... ist kacke. Das wird man ja noch sagen dürfen.

Kontakt:
heiko.wruck@t-online.de
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