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Montag, 21. September 2015

Mit 100 noch in der eigenen Wohnung

Altersgerechte Assistenzsysteme finden schwer Akzeptanz
Redaktion: Frankfurt University of Applied Sciences
PRESSEMITTEILUNG
Frankfurt am Main/gc. Um die Autonomie älterer Menschen in ihrer vertrauten, häuslichen Umgebung so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, können sogenannte Altersgerechte Assistenzsysteme (AAL) einen wertvollen Beitrag leisten.


Im Rahmen des abgeschlossenen LOEWE-Verbundprojekts „Feldtest Altersgerechte Assistenzsysteme in der Wohnungswirtschaft“ (AAL-Feldtest) hat Prof. Dr. Barbara Klein vom Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der FRA-UAS (Frankfurt University of Applied Sciences) mit ihrer Forschungsgruppe wertvolle Erkenntnisse zu Erfahrungen mit dem Hausnotruf und neuen sensorbasierten Produkten sowie den damit verbundenen Dienstleistungen gewonnen. Diese fließen unmittelbar in das LOEWE-Folge-Projekt „Gesund, sicher und mobil mit Technik und Serviceerbringung. Prävention – Telecare – Digital Health“ (GSMTS) ein. 
Das Folgeprojekt nimmt die jüngere Generation der Babyboomer, also 45plus, in den Fokus und erforscht die Potenziale der Wearable-Technologien (am Körper tragbare Computersysteme) für Prävention und Gesundheit. Über 30 Testpersonen erproben zurzeit unterschiedliche Fitnessbänder und beobachten, welche Effekte diese auf ihr Verhalten haben. Es soll ein technisches System entwickelt werden, das sogenannte Wearables mit dem Notruf und der Haussteuerung/Smart-Home-Technologien verbindet. Dabei werden Anforderungen an ein solches System ermittelt und die Akzeptanz dafür erfragt. Zudem wird untersucht, wie es organisatorisch in Dienstleistungen eingebettet werden kann. Beide Projekte wurden bzw. werden durch die Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE), Förderlinie 3: KMU Verbundvorhaben des Landes Hessen gefördert.

Der AAL-Feldtest lieferte Erkenntnisse zu den Faktoren, die die Akzeptanz beeinflussen und Hinweise, wie Dienstleistungen neu gestaltet werden könnten. Dies greift das Folgeprojekt GSMTS auf und will die Erkenntnisse mit neuen Wearable-Technologien verknüpfen und mit weiteren technischen Partnern umsetzen.

Der Hausnotruf, wie er im abgeschlossenen LOEWE- Projekt AAL-Feldtest untersucht wurde, ist vor 30 Jahren für kranke und pflegebedürftige Menschen als Zielgruppe konstruiert worden. Neuere Entwicklungen und innovative Dienstleistungen eröffnen einer individuellen Gesundheitsvorsorge und Lebensbegleitung neue Perspektiven. Sogenannte Lifestyle-Produkte wie Fitnessarmbänder, auch Wearables genannt, und dazu gehörige Apps für Smartphones und Tablets durchdringen mehr und mehr das gesellschaftliche Leben und stoßen auf vermehrtes Interesse aller Altersgruppen. Diese Geräte machen beispielsweise Bewegung durch das Zählen von Schritten quantifizierbar und erfahrbar. Mittels dieser Orientierung und geeigneten Zielvorgaben können sie die Motivation zur Bewegung unterstützen und so zur Gesundheitsförderung beitragen. Ausgehend von der These, dass Design- und Lebensstilaspekte für die Akzeptanz und Anwendung solcher Produkte eine Rolle spielen, geht das aktuelle LOEWE-Projekt GSMTS den folgenden Fragen nach: Welchen Beitrag können diese Produkte damit zur Gesundheitsprävention leisten? Kann diesen Produkten möglicherweise die Rolle eines assistiven Systems zuwachsen? Und könnten sie mit dem Dienstleistungsangebot rund um den Hausnotruf verknüpft werden?

Gemeinsam mit technischen Partnern aus Mittel- und Nordhessen, der BSC Computer GmbH und der INNIAS GmbH, die die Entwicklung von Schnittstellen übernehmen, wird Klein mit ihrer Forschungsgruppe an der FRA-UAS die Anforderungen der neuen Zielgruppe untersuchen und Fragestellungen der Akzeptanz, Verwendbarkeit und Nutzenpotenziale bearbeiten. Das Deutsche Rote Kreuz Frankfurt am Main e. V. ist als Sozialdienstleister beteiligt und wird die Potenziale einer Verbindung zum Hausnotruf ausloten. Das Darmstädter House of IT e. V. wird Datenschutz- und Datensicherheitsaspekte der im Projekt eingesetzten Technologien untersuchen und Service- und Geschäftsmodelle betrachten.

Das LOEWE-Projekt AAL-Feldtest
Schon Anfang der 1980er Jahre wurde der Hausnotruf entwickelt. Es ist eine technisch ausgereifte Lösung, um im Notfall schnell und unkompliziert Hilfe über das Telefon zu rufen. Seit einigen Jahren lässt sich dieser klassische Hausnotruf um eine ganze Bandbreite an Sensoren erweitern, die z.B. Gasaustritt- und überlaufendes Wasser oder einen Sturz melden. Hier setzte das Projekt „Feldtest Altersgerechte Assistenzsysteme in der Wohnungswirtschaft“ an.

Drei Themenkomplexe wurden erforscht:
1. Akzeptanz und Nutzen von Altersgerechten Assistenzsystemen
    im Kontext der Lebens- und Nutzungsgewohnheiten von
    älteren Menschen
2. Analyse und Dokumentation der komplexen Dienstleistungslandschaft
    mit zugehörigen Prozessen
3. Diskussion und Analyse von Datenschutz- und Datensicherheitsaspekten

Trotz seines Bekanntheitsgrades wird die Entscheidung für den Hausnotruf häufig erst sehr spät getroffen, und er ist in Deutschland nicht sehr verbreitet. Auch wenn man einen Hausnotruf hat, werden die Geräte nicht immer getragen. Sowohl das Design der Geräte als auch die Dienstleistungsprozesse tragen dazu bei, dass altersgerechte Assistenzsysteme nur schwer akzeptiert werden.

Den Kern der an der FRA-UAS durchgeführten Studie bildete eine Längsschnittbefragung von 56 älteren Bewohnern der Stadt Frankfurt, die zwischen 57 bis 92 Jahre alt waren (Durchschnitt: 78,3 Jahre), die ein Hausnotrufsystem bei sich zuhause installieren ließen. Die Teilnehmenden wurden dreimal (Baseline-Erhebung, nach 6 Monaten und nach 12 Monaten) befragt und konnten sich detailliert zu ihren gemachten Erfahrungen äußern. Es zeigte sich unter anderem, dass die Sensoren wenig Akzeptanz finden und die Resonanz gegenüber dem Hausnotruf tendenziell verhalten ist. Dabei ließen sich der Nutzen, die Zuverlässigkeit der Systeme und organisatorischen Abläufe gut demonstrieren. „Ich fühle mich unabhängiger“ gaben nach 6 Monaten 57,7 Prozent der Befragten an, nach 12 Monaten stiegt die Zahl deutlich auf 90,6 Prozent. Nach 6 Monaten waren 73,1 Prozent der Teilnehmenden überzeugt, dass es ihren Familien Sicherheit gibt, nach einem Jahr sogar 84,4 Prozent. Alle von den Testpersonen geschilderten Erfahrungen flossen unmittelbar in Prozessverbesserungen, wie Kundenansprache und -betreuung ein.

Als Ergebnis des Projekts kooperieren Wohnungswirtschaft (ABG) und Sozialdienstleister (DRK) nun noch enger miteinander und versuchen den Hausnotruf und die erweiterte Sensorik durch gemeinsame Werbeaktivitäten und Kommunikationsmaßnahmen bekannter zu machen. Man hat nicht nur den großen Nutzen der Technik erkannt, sondern man sieht auch, dass für die Akzeptanz eine gemeinsam entwickelte und kooperative Informationspolitik wichtig ist.

An dem Verbundprojekt waren neben der FRA-UAS als Konsortialführerin auch die ABG Frankfurt Holding, das Deutsche Rote Kreuz Frankfurt am Main e. V. (DRK), All Service Sicherheitsdienste, Klug Sicherheitstechnik und das House of IT e. V. beteiligt.

Kontakt:
Frankfurt University of Applied Sciences
Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit
Prof. Dr. Barbara Klein
Telefon: 069-1533-2877
bklein@fb4.fra-uas.de

Aussender:
Frankfurt University of Applied Sciences
Nibelungenplatz 1
60318 Frankfurt am Main
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Sarah Blaß
Pressereferentin
Tel.: 069-1533 3041
Fax: 069/-1533 2403
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