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Freitag, 19. Februar 2016

Schredder-Küken

von Heiko Wruck
GLOSSE
Der gemeine Verbraucher ist ein seltsames Wesen. Er verspeist niedliche Ferkel, liebliche Kälbchen und Geflügel am liebsten dann, wenn das Getier glücklich verstorben wurde. Nur was glücklich stirbt, ist bio und schmeckt auch gut.


Im Kühlregal des Supermarktes sieht man der Fleisch- und Fisch-Nahrung längst nicht mehr an, dass dafür mal ein Tier dran glauben musste. Wenn auf der Verpackung Landidyll und Einklang mit der Natur prangen, ist das schon okay. Gleiches gilt für Hunde- und Katzenfutter. Das da auch lebend geschredderte männliche Küken drin sind, wird kaum wahrgenommen. Schließlich sollen die kleinen Flaumfusseln ja auch nicht umsonst lebendig geschreddert worden sein.

So sehr der Verbraucher Schredder-Küken und hoffentlich glücklich verstorbene Kreaturen aus der Massentierhaltung ignoriert, umso vehementer zieht er gegen Jäger zu Felde, die gern auch als hinterhältige Tiermörder angegriffen werden. Dabei sollte jedoch eines bedacht werden. Wenn das Wildbret im Knall der Jägerbüchse tot hingestreckt liegt, so hat es exakt bis zu diesem unerwarteten Zeitpunkt artgerecht in seiner natürlichen Umgebung gelebt. Mehr Bio geht nicht. Und auch sein Tod kam sekundenschnell, ohne Transport- und Schlachthofqual.

Kontakt:
heiko.wruck@t-online.de
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