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Samstag, 30. April 2016

Frühstück mit Familie und Gott

... ist für Pastor Martin Waack obligatorisch
von Heiko Wruck
GESPRÄCH
Wittenburg/gc. Wie geht die Wittenburger Pastorenfamilie in den Tag, Gebet mit Frühstück oder Frühstück mit Gebet?
Wir frühstücken gegen 7 Uhr mit Gebet. An den Wochenenden später. Dann geht’s mit dem Hund raus. Ein Spaziergang an der frischen Luft, auch wenn es regnet, gehört dazu. Er öffnet den Geist für den Tag. Da trifft man auch ein paar Leute und kommt mit ihnen ins Gespräch.


Was kommt zum Frühstück auf den Tisch?
Manchmal Trennkost, manchmal Käse, Wurst, Marmelade, Brötchen, Brot, Tee, Kaffee. Wie bei anderen Leuten auch.

Wie hält man am Glauben in Zeiten der Wissenschaft fest?
Glaube und Wissenschaft gehören für mich zusammen.

... die Wissenschaft ist Erkenntnis, der Glaube nicht.
Der Glaube ist Ergänzung der Wissenschaft. Erkenntnis besteht aus beidem. Auch die Wissenschaft geht anfangs häufig von Annahmen und Vermutungen aus, ehe Erkenntnisse gewonnen werden. Es gibt für mich mehr als uns allein die Erkenntnis zu fassen ermöglicht. Wissenschaftler wie Kopernikus, Kepler, Galilei oder auch Einstein oder Schweitzer waren eben auch Gläubige.

... von Gott gelenkt?
Vielleicht? Wenn Gott als Ursache der Schöpfung begriffen wird, ergänzt die wissenschaftliche Erkenntnis den Glauben. Ich fühle mich durch Gott nicht gesteuert, sondern geführt. Der Glaube zeigt uns, dass wir eine Verantwortung für die Schöpfung und für unsere Mitmenschen haben. Eine Verantwortung, die weit über unser eigenes Leben hinaus reicht, die über viele Generationen wirkt.

Bis zum Jüngsten Gericht?
Unser Tun hat Konsequenzen: für uns, für andere. Trotz aller Erkenntnisse kann der Glaube eine große Motivation sein. Es zählen Werte. Der Friede als Wert beginnt bei jedem Einzelnen. Sich sozial zu engagieren, ist ein Wert. Nicht nur an die eigenen Taschen zu denken, ist ein Wert.

Also ein Leben in Gottesfurcht.
... nicht in Furcht oder Angst, sondern im Respekt vor Gott und der Schöpfung. Respekt bedeutet, die Schöpfung zu bewahren und ein gutes Zusammenleben zu bewirken – in der Nachbarschaft, in der Stadt, im Land und so weiter. Freiheit gibt es nur, wenn es auch Unfreiheit gibt. Ich bin hier doch lieber verbunden, als ungebunden. Die Verbundenheit zeigt sich im gemeinsamen Streben – in Wittenburg die Kirche zu sanieren, Flüchtlingen zu helfen, dem Gemeinwohl dienen, soziale Kontakte herzustellen und zu pflegen, in gegenseitiger Hilfe, der Einsamkeit zu entfliehen, gemeinsam zu musizieren, zu kochen – in vielem mehr. Ich fühle mich in Wittenburg wohl und möchte, dass auch meine Mitmenschen sich hier wirklich wohlfühlen.

Ist Homosexualität Sünde?
Nein. Sexualität gehört zu unserem Leben wie die Luft zum Atmen. Der Herrgott hat uns so geschaffen. Und wenn sich darüberhinaus zwei Menschen wirklich lieben, ist das doch für mich keine Sünde. Übrigens, für mich ist über dem Sternenzelt auch mehr, als ich mir vorstellen kann: Gott ...

Zur Person
Unter dem Sternenzelt ist mehr als Martin Waack sich vorstellen kann. Deswegen ist der Glaube an die Schöpfung für ihn eine feste Burg.

Berufliches: nach dem Abitur folgte ein sechsjähriges Theologiestudium am Theologischen Seminar Leipzig, anschließend trat er ein zwei Jahre währendes Vikariat (das Vikariat ist für alle Theologiestudenten verpflichtend, die Pastoren werden wollen und wird mit dem 2. theologischen Examen abgeschlossen, man wird erst danach zum Pastor ordiniert) am Münster in Bad Doberan an – hier erlebte er die Wende und die Wiedervereinigung Deutschlands, seit 1999 ist er Pastor in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Bartholomäus Wittenburg

Privates: geb. am 11. Mai 1963 in einer Pastorenfamilie in Crivitz, 10. Klasse in Krakow am See, 3 Jahre Abitur in Potsdam, 1990 geheiratet, ein Pflegesohn, Alexander, Hobby-Koch, spielt Trompete, leitet den Posaunenchor, singt im Kirchen-Chor, den seine Frau leitet, liest gern, mag Sprachen, liebt Schweden und Skandinavien

Bildunterschrift:
Pastor Martin Waack: Die Flüchtlinge helfen uns, die eigene Identität zu finden. Das erreicht man nicht durch Abschottung, sondern durch Austausch und sich Kennenlernen. Man entdeckt die eigene Identität im Gegenüber und im Miteinander mit dem Fremden. Dabei kann man nur gewinnen. Wir verlieren doch nichts. Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
heiko.wruck@t-online.de
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