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Donnerstag, 21. Juli 2016

Pro Künast

War es ein „verdienter Todesschuss?
von Heiko Wruck
KOMMENTAR
Die Grünen-Politikerin Renate Künast hatte per Twitter die Frage gestellt, „Wieso konnte der Angreifer nicht angriffsunfähig geschossen werden?“


Ein Siebzehnjähriger hatte zuvor in einem Zug mit Axt und Messer Mitreisende und später Passanten angegriffen und schwer verletzt. Für ihre Frage wurde die Politikerin in den sozialen Netzwerken, aber auch in den Medien schwer angegriffen. Der bewaffnete Angriff war eine  hochemotionale und schwer kriminelle Tat. Keine Frage. Dass die Empörung hohe Wellen schlägt, ist ebenfalls zu verstehen. Jedoch wegen ihrer Fragestellung der Politikerin fehlende Intelligenz, mangelndes Einfühlungsvermögen und pure Dummheit zu unterstellen, ist fragwürdig.

Der Tötungsschuss ist für jeden Polizeibeamten eine extreme Belastung. Auch das steht außer Frage. Deswegen wäre es klug gewesen, wäre klargestellt worden, unter welchen konkreten Umständen dieser tödliche Schuss abgegeben wurde. Einfach darauf zu setzten, dass der Angreifer seine »verdiente Strafe« erhalten habe, ist schlichtweg falsch. Der staatlich herbeigeführte Tod ist niemals Strafe, er ist immer nur Rache. Deswegen ist die Todesstrafe unvereinbar mit den Menschenrechten.

Es gibt aber einen weiteren Aspekt, staatliche Gewalt nicht zu überziehen. Eine »Nebenwirkung« der einst hochgelobten Null-Toleranz-Politik in den USA war, dass die Zahl der Gewaltverbrechen mit Todesfolge drastisch zugenommen hatte. Selbst kleine Ladendiebe wollten plötzlich keine Zeugen hinterlassen. Gewalt erzeugt immer nur Gewalt.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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