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Donnerstag, 6. Oktober 2016

Rotkäppchen lügt nicht

Der Wolf: Seiner Verniedlichung folgt die Verteufelung
von Detlef Hamann
STELLUNGNAHME
Hagenow/gc. 2008 wurden in Mecklenburg-Vorpommern fünf Wölfe nachgewiesen. Seit 2006 lebt die Gattung dauerhaft in Mecklenburg-Vorpommern. Damals war es nur ein Tier.

Heute sind zwei Rudel in Mecklenburg-Vorpommern belegt: fünf Welpen und zwei Alttiere in der Ueckermünder Heide und vier Welpen mit zwei Alten beim Lübtheener Rudel. Ich denke, dass wir es in Mecklenburg-Vorpommern nicht nur mit 13 Wölfen zu tun haben, sondern mit einigen mehr. Seit 2016 ist ganz Mecklenburg-Vorpommern Wolfserwartungsgebiet – nicht ohne Grund.

Nun gibt’s Überlegungen, den Wolfsbestand zu regulieren. Damit ist klar, der Wolf wird zum Problem. Diesen Umgang mit ihm hat er nicht verdient! Nach der Verniedlichung des Wolfes wird seine Verteufelung kommen. Im April 2016 wurde Kurtie, Deutschlands erster Problemwolf, in Niedersachsen erschossen. Er hatte die Angst vor dem Menschen verloren. Alle Versuche, ihn zu vertreiben, schlugen fehl. Sechs Wölfe folgten einer Joggerin bei Amelinghausen; ein Rudel ließ sich auf einer Waldlichtung nahe Hamburg filmen; ein Rudel folgt eine halbe Stunde lang einer Frau in Niedersachsen, die ihre Hunde ausführte; ein Wolf besucht einen Waldkindergarten in Niedersachsen; im Greifswalder Wald wird ein Wolf nachgewiesen ...

Eine Attacke pro Monat – auf Nutztiere – wird dem Wolf allein für Mecklenburg-Vorpommern bescheinigt. Es ist unverantwortlich, den Wolf in Deutschland und damit auch in Mecklenburg-Vorpommern wieder anzusiedeln oder seine Rückkehr zuzulassen. Läuft ein Wolf 5 Kilometer geradeaus, trifft er auf Menschen oder Siedlungsgebiete. Das führt zwangsläufig zu Konflikten. Hier auf Sicht zu fahren, bedeutet, eine Katastrophe in Kauf zu nehmen.

Im gemütlichen Sessel kann man gut darüber philosophieren, welche Risiken unsere Gesellschaft aushalten muss. Man kann geistreich mit dem Gedanken spielen, wie viel Geld die Gesellschaft einsetzen muss, um den Wolf zu schützen. Mich interessiert, wie viel Geld haben BUND, NABU und andere mit dem Thema Wolf über Förderungen, Spenden und Mitgliederzuwächse verdient? Und was haben sie bisher für die Wolfsansiedlung und für Schadensregulierungen der Gesellschaft zurückgegeben?

Es gab die Kampagne „Rotkäppchen lügt“. Aber Rotkäppchen hat nicht gelogen. Uns fehlen nur eigene Erfahrungen. Die Grimmschen Märchen erschienen 1812 - 1858. Für diese Zeit belegt der „Linnell-Report“ (2002) – eine Übersichtsstudie aus Norwegen – 2.255 tödliche Wolfsangriffe allein in Russland und 327 im übrigen Europa. Noch ein Lese­tipp für nervenstarke Wolfsfreunde ist „Wölfe in Russland“ (Ch. Stubbe, 2008) mit Details von Wolfsattacken ab 1807. Der Wolf ist nicht böse, aber gefährlich. Doch deswegen hat er das, was wir ihm zumuten, noch lange nicht verdient.

Bildunterschrift:
Detlef Hamann (51), Jäger. Es gab die Kampagne „Rotkäppchen lügt“. Aber Rotkäppchen hat nicht gelogen. Uns fehlen nur eigene Erfahrungen. Foto: Heiko Wruck
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