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Donnerstag, 23. Februar 2017

Mann mit Goldhelm, vielleicht den noch

Autodidakt baute Kachelofen aus 17. Jahrhundert nach
von Heiko Wruck
BERICHT
Barkow/gc. Mit 57 Jahren hat Otto Dreyer begonnen, seine künstlerische Seite auszuleben. Der heute 78-Jährige hat viele Talente: Malen, Zeichnen, Keramik brennen, Ofenbau. Letzteres tut der Rentner, der in Barkow bei Stolpe in Mecklenburg-Vorpommern lebt, nicht mehr. Die Rohformen sind verpackt, der Brennofen steht eingemottet im Keller. „Vielleicht werde ich noch einmal ein großes Gemälde angehen: Der Mann mit dem Goldhelm von Rembrandt reizt mich schon lange“, sagt Otto Dreyer und kokettiert ein bisschen mit seinem Alter.



In seinem sehr abwechslungsreichen Berufsleben hatte er nie mit Kunst, Kultur oder gar Kunsthandwerk auch nur ansatzweise etwas zu tun. Verschiedene Kunstinteressen gab es zwar immer, aber das war’s auch schon. Alles, was er heute an künstlerischem Schaffen vorzeigen kann, hat er sich selbst beigebracht – und das bis in eine hochprofessionelle Qualität. Sein Meisterstück ist ein Kachelofen, dessen Urformen als Originale aus dem 17. Jahrhundert stammen.

Haben Sie Mut, sich auszuprobieren
Künstlerischen Neigungen nachzugeben,
ist für Otto Dreyer ein unbedingtes Muss


Rund zwei Jahre hat Otto Dreyer an seinem Kachelofen gebaut. Viele originale Urformen für die Kacheln waren noch vorhanden. Einige der Simskacheln und Eckstücke musste der Autodidakt nachbauen. Bei der Verwendung der Farben, die ebenfalls auf historische Vorbilder zurückgehen, musste er „Lehrgeld“ bezahlen, bevor die Ergebnisse seinen Ansprüchen genügten. Studien von Fachbüchern und Expertengespräche folgten ersten Versuchen, bis Formen, Qualität und Farben nach dem letzten Brand die gewünschte Qualität hatten.



„Ich kann nur jedem, der eine künstlerische Neigung hat, empfehlen, diese auszuleben“, rät Otto Dreyer zum Mut zum eigenen Ausprobieren. „Es bereichert das eigene Leben um so vieles mehr.“ Otto Dreyer hat sein künstlerisches Talent auch an seine erwachsenen Kinder weitergegeben.


„Meine Tochter hat Kunst studiert und mein Sohn modelliert jetzt schon besser, als ich es jemals konnte.“ Neben der in weißen Ton gebrannten Kunst zieren eigene Farbmalereien die Regale und Wände seiner Wohnung. Spitzweggemälde hat er in Öl nachgemalt. Glasmalereien mit Motiven aus der mittelalterlichen Liederhandschrift „Codex Manesse“ sowie chinesische Porzellanmalereien zieren Trinkgefäße und Kaffeegedecke.




Bildunterschrift 1:
Blick für Details: Seinen voll funktionstüchtigen Kachelofen hat sich Otto Dreyer selbst gebaut. Die Urformen der Kacheln stammen aus einer Dessauer Werkstatt des 17. Jahrhunderts. Jede einzelne Kachel hat Dreyer auch selbst bemalt und mehrfach gebrannt. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 2:
Die zentrale Motivkachel auf Otto Dreyers historischem Ofennachbau zeigt einen sächsischen Herzog des 17. Jahrhunderts. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 3:
Dieser neue und trotzdem historische Ofen steht in Otto Dreyers Wohnstube. Der Ofen wird von der Küche aus befeuert, so bleiben Ruß und Asche draußen. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 4:
Die historischen Urformen der Sims- und Eckenkacheln waren nur noch teilweise vorhanden. Also musste Otto Dreyer die fehlenden Teile selbst nachbauen. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 5:
Die Urformen der Reliefkacheln stammen aus dem 17. Jahrhundert aus einer Dessauer Werkstatt. Diese zeigt ein Heiligenbild. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 6:
Auf dieser Kachel aus dem 17. Jahrhundert wurde ein Hummer dargestellt. Die Oberen damals wussten gut zu speisen. Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
heiko.wruck@t-online.de
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