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Montag, 5. Juni 2017

Bloß keinen Druck

von Heiko Wruck
GLOSSE
Der Wettbewerb ist das Grundübel unserer Zeit. Er erzeugt Konkurrenz, Druck, Unfairness und schließlich Verbrechen.


Nicht ohne Grund wird im Sport gedopt, auf Teufel komm raus. Unter höchsten Risiken werden an Schulen und Unis Prüfungsantworten geklaut, ganze Doktorarbeiten plagiert, in der Wirtschaft Lebensläufe gefälscht, im Web Profile erfunden, Fotos, Texte und Nachrichten getürkt. Selbst Abiturnoten, Zensurenspiegel und sonstige schulische Bewertungskriterien werden – je nach Bedarf – nach oben oder unten korrigiert. Doch das alles muss gar nicht sein, wenn man auf Wettbewerb und messbare Vergleichbarkeit verzichtet.

Manche haben das schon erkannt und steuern gegen. Nach einer Regatta wurde der Zweitplatzierte gekürt, der Erstplatzierte verspottet. Kein Scherz. So bekommen auf vielen Sportfesten alle Teilnehmer Urkunden, schließlich sind sie alle irgendwie Sieger. Gold für talentfreie Minderbegabte!

Ich finde es richtig klug, diese immer weiter um sich greifende Kultur der Wettbewerbslosigkeit noch stärker zu befeuern. So könnte bei einer Auktion nicht der Höchstbietende, sondern der Drittplatzierte das Objekt ersteigern. Weil die beiden vor ihm liegenden Bieter trotzdem zahlen müssen, muss der Auktionsgewinner gar nichts blechen.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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