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Freitag, 14. Juli 2017

G20 — Kolossale mediale Fehlleistungen

Jenseits von Tränendrüsen und Betroffenheitsrhetorik
von Heiko Wruck
BERICHT
Hamburg/gc. Der G20-Gipfel in Hamburg ist Geschichte. Vermeintliche bürgerkriegsähnliche Ausschreitungen von angeblich linksautonomen und linksradikalen Randalierern dominieren die Berichterstattung: Das Sicherheitskonzept der Polizei sei trotz der eingesetzten 20.000 Beamten gescheitert, der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz müsse zurücktreten, propagieren mediale und politische Krakeeler. Alles Mumpitz!


Lediglich etwa 3.500 Kriminelle begingen im Schutz der Dunkelheit und ihrer Anonymität Straftaten – verdeckt von Zehntausenden friedlichen Demonstranten, sensationsgierigen Gaffern und neugierigen Schaulustigen. Über die Kriminellen wird berichtet, weil brennende Autos und Barrikaden mehr ziehen als friedliche Demos. An diesen schrecklichen Taten und ihren Bildern berauscht sich mancher. Anders als bei Fußballausschreitungen werden die Betroffenen entschädigt. Am Sonntag wurde aufgeräumt. Das war's.



Doch was weiß die Öffentlichkeit über die Protestveranstaltungen? Wer kennt die Jugendorganisationen, die Gewerkschaften, die Bürger, die Bündnisse und Parteien, die ihre friedlichen Proteste auf die Straßen trugen? Wer weiß, wofür oder wogegen Losungen, Transparente, Sprechchöre, Fahnen, Musik et cetera sprachen. Wer hörte Volkes Stimme – im Gebrüll der Meinungsmacher? Hamburg hat gezeigt, dass friedliche Menschen eine bessere Welt wollen.


Bildunterschrift 1:
Polizei am 8. Juli in St. Pauli: Die wahren Helden des G20 waren die Polizei-, Feuerwehr- und Sanitätskräfte. Wer zu wenig Polizei beklagt, sollte wissen, dass 16.000 Polizisten abgebaut wurden. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 2:
Demo am Millerntorplatz: Allein hier versammelten sich zwischen 50.000 und 80.000 Besucher. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 3:
Volkes Stimme vor der Reeperbahn, Forderung an G20: keine Gewalt, Liebe, kein Kapitalismus. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 4:
Was Bürger von den G20 fordern: Zerstört das Patriarchat, schützt unseren Planeten. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 5
Nicht lustig, dafür unsachlich, aber dennoch friedlich: G20-Protest am 8. Juli in St. Pauli. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 6:
Friedlicher Protestzug am 8. Juli in der Simon-von-Utrecht-Straße, St. Pauli: Solidarität und eine Welt ohne Grenzen forderten diese Demonstranten von den in Hamburg versammelten Staatschefs. Die Menschen zogen vom Millerntorplatz über die Reeperbahn zur Holstenstraße,   bogen ab auf die Simon-von-Utrecht-Straße, querten die Große Freiheit und kamen wieder zurück zum Millerntorplatz. Foto: Heiko Wruck

Zwischentext:
Eine Woche vor dem Beginn des G20-Giüpfels in Hamburg legen zwei Frauen und zwei Männer ihre ganz persönlichen Meinungen zu diesem Treffen der Staatschefs dar.

Bildunterschrift 7:
Detlef Hamann, Jäger und Unternehmer, Hagenow: Der Steuerzahler bezahlt die Sicherstellung dieser Veranstaltung. Das halte ich es für ungerechtfertigt. Die Erwartungen an den G20 mögen hoch sein, doch die reale Weltwirtschaftspolitik wird anderswo entschieden. Ich glaube, es wird keine wesentlichen Neuerungen geben. Amerika wird weiter versuchen, die EU bzw. Westeuropa weiter zu destabilisieren. Auch das wirtschaftliche Verhältnis zwischen Russland und den EU-Staaten wird sich nicht verbessern, was aber für die Europäische Union sehr wichtig wäre. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 8:
Mandy Heuckrodt, Köchin, zurzeit im Mutterjahr, Techin: So richtig tief habe ich mit solchen politischen Treffen noch nicht beschäftigt. Ich denke, es ist immer sehr viel besser, sie in ländlichen Gebieten zu veranstalten, die viel einfacher zu sichern sind. Schon wegen der gerade jetzt aktuellen Terrorgefahr. Den Hamburgern wird mit diesem G20-Treffen sehr viel zugemutet. Ob‘s was am Ende auch wirklich was bringt, weiß ich nicht. Dass so viel Geld für eine einzige Konferenz ausgegeben wird, scheint mir unnötig zu sein. Das kann man bestimmt auch anders machen. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 9:
Tobias Metz, Vorstand AuA24 AG, Norderstedt: Ich finde einen internationalen Gipfel in einer Weltstadt vollkommen okay. Kritik in aller legalen Form ist die Basis jeder Demokratie. Solche Veranstaltungen in die Abgeschiedenheit unzugänglicher Gebiete zu verlegen bedeutet, auch den Protest als Gegengewicht zu erschweren oder sogar zu verhindern. Hamburg wird der Welt zeigen, das wir weltoffen sind und staatsmännische Verantwortung übernehmen. Eine gemeinsame Abschlusserklärung von 19 der 20 wäre nicht nur für das Klima der Erde ein großer Schritt. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 10:
Angelika Lübcke, Bürgermeisterin der Gemeinde Siggelkow: Ich finde es sehr schade um das viele Geld, das für die Vorbereitung, die Durchführung, die Absicherung und die Nachbereitung des G20-Gipfels in Hamburg ausgegeben wird. Wir als kleine Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern knapsen buchstäblich mit jedem einzelnen Cent, um unsere Pflichtaufgaben sowie unsere freiwilligen Leistungen für die Bürger vorzuhalten. Dort in Hamburg wird das Geld mit beiden Händen für ein bloßes Treffen von Staatschefs ausgegeben. Und was kommt am Ende heraus: nichts! Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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