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Mittwoch, 16. August 2017

Giftige Liebe

von Heiko Wruck
GLOSSE
Es gibt viele Leute, die haben die Angewohnheit Geschenke mitzubringen, wenn sie Freunde besuchen. Besuchsanlässe, zu denen diese Geschenke mitgebracht werden, sind nicht immer Geburtstage, Hochzeiten, Geburten oder Trauerfälle. Nein, es kann einfach nur ein Besuch sein, weil man Bock darauf hat. Doch trotzdem muss ein Geschenk her – und mit ihm kommt auch eine Erwartungshaltung.

Ist das Geschenk zu profan oder einfach nur zu billig? Zu teuer gar? Entspricht das Präsent auch dem Anlass? Was haben die Freunde beim letzten Mal mitgebracht? Dass ein Geschenk von Herzen kommen sollte, ist bloße Folklore. Doch weder Erwartungen noch Gegenleistungen sollen sich durch die Schenkung ergeben. Das liegt in der Natur des Geschenks. Sonst wäre es ja kein Geschenk, sondern ein Geschäft.

Ohne Geschenk bei hohen oder weniger zeremoniellen Anlässen aufzulaufen, das führt schnell zu Bedeutungsverlust und Ungeliebtsein. An alles wird wenigstens eine Bedingung geknüpft. Wenn du mich besuchen willst, bring was mit. Die Erziehung dazu, nicht wirklich freigiebig zu sein, beginnt bereits in frühsten Kindertagen. „Wenn du die Mutti lieb hast, machst du dieses oder jenes ...“ „Wenn du Vati wirklich gerne hast, dann machst du das nicht ...“ Und Hochzeit, nur mit Ehevertrag.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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