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Donnerstag, 30. November 2017

Das Ende der Feigheit

von Heiko Wruck
KOLUMNE
In der Europäischen Union leben wir heute in einer der freiesten Epochen, die es je in Europa gegeben hat.


Keine feindseligen KGB-Agenten, keine ideologiebeladenen Stasi-Leute, keine dienstbeflissenen Gestapo-Büttel brechen in Deutschland morgens um 5 Uhr durch die Wohnungstür, weil jemand „das Falsche“ dachte, sagte oder dies wegen einer Denunziation auch nur vermutet wurde. Kein massenmordender Diktator, keine allesbestimmende Partei, kein degenerierter Monarch prägt den Alltag und das Leben bis ins Private hinein. Trotzdem ist die übergreifende Feigheit des deutschen Kleinbürgers zur ersten Tugend im Staate erhoben.

Größe, Leidenschaft, Mut, Individualismus, Selbstbestimmtheit, Kritik am Vorgesetzten, Widerstand gegenüber dem Chef, Hinterfragen des Vorgegebenen – alles Fehlanzeige. Anpassung ist alles, was zählt. Doch jeder Schlosser weiß: Nach fest kommt lose.

So ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Schrauben im Gefüge, sei es eine Familie, ein Unternehmen, eine Organisation oder die Gesellschaft, so fest angezogen sind, dass sie selbst kleinste Bewegungen nicht mehr zulassen. Genau dann bricht sich die Gewalt ihre Bahn, und mit ihr kommt die Freiheit.

Das alte Gefüge wird zerrissen, das Neue entsteht aus losen Verbindungen. Das funktioniert aber nicht mit Konformisten, sondern mit Aktivisten.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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