Suchen

Sonntag, 19. November 2017

Der gute Mensch

von Heiko Wruck
KOMMENTAR
Manche Leute, meinen, man müsse zwischen Gutmenschen und guten Menschen unterscheiden. Der Unterschied läge im Realismus der einen und im Idealismus der anderen.


Gutmenschen wollten angeblich nur das Geld anderer Leute ausgeben, um Gutes zu tun. Gute Menschen erkenne man dagegen daran, dass sie sehr viel realistischer handeln würden. Schließlich kann man ja nicht die ganze Welt retten. Aber man kann eben auch was spenden. Hier und da ein bisschen was für Obdachlose, Bettler, die Tafel, arme Rentner, Kinder oder für soziale Projekte.

Vor Weihnachten geht so was gut. Brillantenbehängte Charity-Ladys im Glitzerfummel kreischen orgiastisch ihre peinlichen Aufforderungen ins Publikum. Noch etwas lauter, wenn Medienvertreter vor Ort sind und geradezu hysterisch, wenn eine Fernsehkamera das tolle Treiben einfängt.

Sie glauben, sie hätten wirklich Gutes getan, diese guten Menschen, wenn sie sich nach ihrer Selbstinszenierung wieder in die luxuriösen Schutzzonen ihres dekadenten Reichtums zurückgezogen haben. Tute Gutes und rede darüber.

Die ganze Charity-Bagage könnte den Hungernden auch die Näpfe vollkotzen. Das Buffet ist angerichtet: Löffel rein und als Bio-Eintropf spenden. Doch wer einmal aus dem Blechnapf frisst, der tut es immer wieder – und  gibt er den Löffel ab.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
___________________________________________