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Freitag, 17. November 2017

Die Axt im Hause

von Heiko Wruck
GLOSSE
Gerhart hatte bei der Wahl seiner Partnerin alles, wirklich alles richtig gemacht. Er hat sich nicht von ihrer schlichten äußeren Erscheinung blenden lassen. Sie hatte auch keinerlei Humor. Intelligenz, Bildung und ein guter Charakter – alles Fehlanzeige.


Ihr Aussehen war alles andere als gut. Sein Sexleben blieb mit ihr völlig unbefriedigend. Kochen konnte sie auch nicht. Am Putzen zeigte sie keinerlei Interesse. Und an Besitztümern hatte sie nichts. Sie wollte keinen Job, nicht mal eine Halbtagsstelle. Gerhart war trotzdem glücklich. „Eine fleißige, kluge, reiche und schöne Frau hast Du nie für Dich allein.“

Doch auch sie hatte sich damals richtig entschieden. Ihr Gerhard hatte weder Charakter noch Stil. Er saß am liebsten auf der Couch herum, ging nie aus. Und wenn er doch mal ausging, immer donnerstags, dann wusste sie, dass er sich bloß wieder mit seinen Freunden um den Verstand soff. Nichts Ernstes also. Gerhard war nicht schön. Er roch wie ein Iltis. Und zwar wie ein längst verstorbenes Tier. Das war jedoch recht praktisch, wenn er Donnerstagabend volltrunken im Rinnstein lag. So brauchte sie immer nur der Nase nach zu gehen, um ihn schnell zu finden.  Selbst gegen den Wind. Auch sie war glücklich. „Ein Mann muss nicht immer schön sein“, sagte sie immer.

Und beide wussten: Die Axt im Hause erspart den Scheidungsanwalt.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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