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Mittwoch, 8. November 2017

Hab Dich nicht so

von Heiko Wruck
KOMMENTAR
Jeder heterosexuelle Mann stelle sich einmal vor, ein gut bekannter oder ein fremder Mann griffe ihm an den Hintern, an die Brust oder in den Schritt. Ungefragt, unerlaubt oder sogar massiv gegen seinen unmissverständlich erklärten Willen. Was würde passieren?


Ist der Grapscher dann auch noch körperlich weit überlegen, wie würde der Begrapschte dann reagieren? An wen wendet er sich? Zieht er seine Kollegen, die Jungs aus dem Sportverein, die Biertischkumpels oder doch lieber nur seine wirklich engen Freunde ins Vertrauen? Offenbart er dies seiner Frau oder Freundin? Geht er damit zum Chef, zur Chefin? Was, wenn der Grapscher selbst der Chef oder die Chefin ist, die oder der sich plötzlich von hinten tief über ihn beugt, nur um dem lieben Mitarbeiter etwas  auf dem Bildschirm besser zeigen zu können. Das bisschen Reibung muss man ja nicht gleich dramatisieren. Zumal sie auch gar keine Absicht war.

Wann sich wer belästigt oder bedrängt fühlt, das entscheidet immer nur jeder für sich allein. Was aber wir alle gemeinsam entscheiden ist, ob die Belästigung oder Bedrängnis gesellschaftlich akzeptiert wird. Das Übel beginnt bereits sehr viel früher: Die Diskriminierung beginnt dort, wo das Geschlecht darüber entscheidet, wer wie viel verdient, wer welchen Job kriegt und wer welche Rolle zu erfüllen hat.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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