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Dienstag, 30. Januar 2018

Viel Ruhe und auch mal Wild

... nimmt Detlef Hamann gern zum Frühstück
von Heiko Wruck
GESPRÄCH
Hagenow/gc. Ein gutes Jäger-Frühstück, gehören dazu tote Tiere aufs Brot?
Meine Frau und ich frühstücken meistens 6.30 Uhr: Paprika, Gurken, Möhren, selbstgebackenes Brot, Fleischprodukte nicht zu oft, aber nur Wild, Eier selten und weißen Kaffee.


... klingt aufwendig.
Industrielle Lebensmittel sind oft ungesund. Die Produktionsmethoden sind zweifelhaft. Massentierhaltung findet unter Bedingungen statt, die mir den Appetit nehmen. Chemie, Antibiotika, Futtermüll und fehlende Artgerechtheit sind Schlagworte, die die Haltungsbedingungen beschreiben. Was soll außer Tierquälerei, Überzüchtung und Ungesundem anderes entstehen?

Wild frisst Umweltgifte ...
Natürlich nimmt auch das Wild Schadstoffe auf. Aber deutlich weniger. Es braucht kein Antibiotikum, keine Chemie, keine Schnabelbeschneidung, kein Schwanzkopieren ... Es lebt und ernährt sich artgerecht. Wildfleisch ist das hochwertigste Nahrungsmittel, das wir haben.

Trotzdem haben Jäger durchweg ein schlechtes Image.
Dafür sehe ich zwei Ursachen: Einerseite ist da die komplette Entfremdung der Menschen zur Nahrung und Natur. Andererseits sind die Jäger selbst schuld, weil sie viel zu wenig in der Öffentlichkeit auftreten. NABU und BUND betreiben eine massive Öffentlichkeitsarbeit. Sie werben damit Unterstützer und Geld ein. Jäger nicht. Obwohl Jäger auch Landesverbände und Hegeringe haben.

Die Entfremdung der Nahrung ist ein Totschlagargument.
Es ist eine Tatsache. Die Leute stört beim Jäger, dass er Tiere totschießt. Aber sie haben nichts gegen miserable Bedingungen in der Massentierhaltung oder gegen Massenschlachtungen, wenn nur Milch, Fleisch, Fisch und Eier billig genug sind. Wie leben Hühner in einer Mast- oder Eierfabrik, die jeden Tag zehntausend Tiere schlachtet oder ebenso viele Eier „produziert“? Aber der Jäger, der ein Reh schießt, wird zur Unperson. Von Waschbären, Kormoranen und Wölfen nicht zu reden.

Das sind geschützte Arten.
Ja, so ein Unsinn, Waschbären wurden eingeschleppt, der Wolf wieder angesiedelt. Waschbären bedrohen die Vogelwelt, die Kormorane die Fischbestände und der Wolf wird in eine Kulturlandschaft gebracht, in der er kein Wildtier sein darf.

Dennoch gibt es so viele Wildschweine, dass 70 Prozent getötet werden sollen.
Und plötzlich rufen wieder alle den Jäger, der die Schweine totschießen soll. Dass es sehr viele Schwarzkittel gibt, hat Gründe: Wildschweine leben hier wie im Schlaraffenland. Durch den fast landesweiten Anbau von Industriemais werden die schon bei der Aussaat auf die Äcker gelockt. Ist der Mais etwa einen Meter hoch, bietet er Deckung und Futter bis zur Ernte. Da vielerorts sogar die Wiesen zu Maisäckern werden, fehlen Lebensräume und Bejagungsmöglichkeiten. Erst nach der Ernte kann Schwarzwild wieder bejagt werden. Viel zu spät. Wir haben eine höchst unvernünftige Lebensweise. Wir produzieren ungehemmt, wir wirtschaften nicht nachhaltig, wir leben und essen ungesund. Nur die Jäger, die all das nicht tun, sind die Bösen.

Zur Person
„Scheinmoral vergiftet nicht nur den öffentlichen Diskurs“, sagt Detlef Hamann. „Sie vergiftet auch unsere gesamte Lebensweise, unsere Ernährung und unsere Beziehungen.“
Berufliches: 1985 Lehrabschluss als Maschinen und Anlagenmonteur mit Abitur; 1989 Dipl-Ingenieurpädagoge im Maschinenbau; 1990 Filialleiter in Berlin eines Waffenfachhändlers aus Winsen; seit 1995 selbstständig als Jagdausstatter in Hagenow
Privates: geboren am 23. Juli 1965 in Hagenow; aufgewachsen in Kirch Jesar; Schule bis zur 10. Klasse in Hagenow;  Jahre Abitur mit Berufsausbildung in Schwerin; seit 1996 verheiratet; eine erwachsene Tochter; Hobbys: Jagd, Pferde, Musik, Reisen

Bildunterschrift:
Jäger Detlef Hamann: „Ein sauberer Schuss, der ein Stück Wild unvermittelt im Knall aus einem artgerechten Leben nimmt, ist allemal besser als ein durch industrielle Schlachtung beendetes Martyrium einer seelenlosen Massentierhaltung.  Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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