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Samstag, 10. März 2018

Sie werden ganz irre

Tierversuche gehören auf den Prüfstand
von Heiko Wruck
KOMMENTAR
Vergaste Affen für die Autoindustrie, war das nötig? Wohl nicht, denn diese Versuche dienten der Reinwaschung eines verbrecherischen Systems. Trotzdem braucht es leider immer noch Tierversuche, will man den Menschen helfen. Aber nicht um jeden Preis.


Lazzaro Spalanzani (1729  - 1799), Bischof von Pavia, Philosoph, Physiker und Universalwissenschaftler, gilt als Ahnherr der Fledermausforschung. Um festzustellen, wie sich die Tiere im Raum bewegten, wenn man ihnen das Augenlicht nahm, blendete er 1793 Fledermäuse. Während die nicht geblendeten Fledermäuse problemlos zwischen senkrecht in einem Raum aufgespannten Wollfäden hindurchfolgen, was zu erwarten war, schafften dies auch die geblendeten Tiere. Es ist kaum anzunehmen, dass Spalanzani den Fledermäusen, die im Christentum als teuflische Geschöpfe der Nacht galten, harmlose Augenklappen verpasst hatte. Naheliegender ist, dass er sie mit heißem Wachs geblendet oder einfach die Augen ausgestochen hat.

Nicht minder kalt ging 1864 der deutsche Zoologe und Schriftsteller Alfred Brehm (1829 - 1884) zu Werke: „Es ist unzweifelhaft, daß die Fledermaus vorbeifliegende Kerbtiere schon in ziemlicher Entfernung hört und durch ihr scharfes Gehör wesentlich in ihrem Fluge geleitet wird. Schneidet man die blattartigen Ansätze oder die Ohrlappen und Ohrdeckel ab, so werden alle Flattertiere in ihrem Flug ganz irre und stossen überall an."

Die modernen Tierversuchsreihen unserer Tage sind nicht weniger leidvoll. Noch kommt die Forschung nicht vollständig ohne Tierleid aus. Es ist allerdings eine ständige Aufgabe, Wissenschaftler permanent für dieses Thema zu sensibilisieren und Tierversuche möglichst schnell unnötig zu machen.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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Lazzaro Spalanzani erfand 1784 ein Verfahren zur künstlichen Befruchtung von Hunden, Fröschen und Fischen. ... "Erst 100 Jahre nach Spalanzanis Experimenten gelang die erste künstliche Befruchtung beim Menschen. 1884 injizierte der amerikanische Arzt William Pencoast einer narkotisierten Patientin, deren Mann zeugungsunfähig war, ohne ihr Wissen das Sperma seines ,schönsten' Studenten. Neun Monate später brachte die Frau ein gesundes Kind zur Welt. Der Arzt weihte den Ehemann schließlich in alles ein doch die beiden Männer beschlossen, der jungen Mutter die Wahrheit zu ersparen. Pencoasts Geheimnis blieb 25 Jahre lang unentdeckt. Erst 1909, nach Pencoasts Tod, gestand der Samenspender in einem Brief an die Medical Woldie hinterlistige Tat." Quelle: "Der Horror der frühen Medizin" - Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner, Seite 90, von Lindsey Fritzharris, Suhrkamp Verlag Berlin, ISBN 978-3-518-46886-9 

"Selbst im Urlaub ließen ihn (Joseph Lister) seine Studien nicht los. ... Bei einer Reise ins Seebad Torquay fing er im Ärmelkanal einen Seestern. Er schlitzte das Tier auf und beobachtete begeistert die sonderbaren geometrischen Formen, die sich ihm unter dem Mikroskop darboten. Stolz schrieb er an seinen Vater: ,Ich sah sogar eine Herzklappe ... , die sich mit jedem Pulsschlag öffnete und wieder schloss.'" Quelle: "Der Horror der frühen Medizin" - Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner, Seite 87 -88, von Lindsey Fritzharris, Suhrkamp Verlag Berlin, ISBN 978-3-518-46886-9