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Sonntag, 13. August 2006

Ganz Deutschland ist Wolfserwartungsland

Wölfe in Deutschland
von Heiko Wruck
#DOSSIER Wölfe
Stand: 18. Dezember 2022
Der Grauwolf
Der Grauwolf (Canis lupus) ist weltweit verbreitet und als Art nicht gefährdet. Neun Unterarten leben in Europa und Asien, vier in Nordamerika. Die in Deutschland vorkommenden Wölfe gehören zur Unterart der Eurasischen Grauwölfe (Canis lupus lupus). Mit weit über 10.000 Exemplaren- von der iberischen Halbinsel bis zum Himalaya - gilt auch ihr Bestand als stabil. 20.000 von ihnen leben in Europa. Die Rote Liste Deutschlands und anderer EU-Staaten verzeichnet den Wolf als vom Aussterben bedroht (höchste Schutzkategorie) und fördert so die Wiederbesiedlung einstiger Lebensräume durch das Großraubtier. Die 20.000 Grauwölfe Europas verteilen sich auf zehn geografische Populationen - darunter die deutsch-westpolnische (auch Zentraleuropäische Tieflandpopolation genannt).


In diesen Bundesländern Deutschlands leben heute (2015) Wolfsrudel:
 12 in Sachsen
 7 in Brandenburg (2017: 22 Rudel, 2 Paare und 2 Einzelgänger)
 7 in Niedersachsen (2017: 10 Rudel, 4 Paare, 2 Einzeltiere)
 .. in Sachsen (2017: 14 Rudel, 4 Wolfspaare)
 5 in Sachsen-Anhalt(2017: 11 Rudel)
 2 in Mecklenburg-Vorpommern (2017: 3 Rudel, 2022: 18 Rudel)
 Erste Wolfsnachweise gab es 2015 auch in Schleswig-Holstein,
   Hessen, Baden-Württemberg
● in Bayern (2017: 2 Wolfspaare)
● in Thüringen (2017: 1 Einzeltier)

 Deutschland 2016: 47 Wolfsrudel
 Deutschland 2017: 60 Wolfsrudel

Deutschlandweit sind bislang 60 Wolfsrudel bekannt, das sind 13 mehr als noch vor einem Jahr. Insgesamt schätzt das Bundesamt für Naturschutz den Bestand auf 150 bis 160 erwachsenen Wölfen. Vor einem Jahr waren es 140 Tiere. Die meisten Wölfe leben in Brandenburg und Sachsen. Quelle: dpa, 26. Dezember 2017

Bundesamt für Naturschutz im November 2017
● 60 Wolfsrudel, 13 Paare und drei sesshafte Einzeltiere,

   die Zahl der Wolfspaare ist (2016 - 2017) von 21 auf 13 gesunken.

Nach Angaben des Umweltministeriums Brandenburg leben in Brandenburg derzeit die meisten Wölfe. So seien 22 Rudel, 2 Paare und 2 Einzelgänger gezählt worden. In Sachsen und Niedersachsen sollen jeweils 10 Rudel leben. Ein Rudel umfasst durchschnittlich 8 Tiere. Quelle: Umweltministerium Brandenburg, 26. Dezember 2017

 Zu einem Rudel (einer Wolfsfamilie) gehören die Eltern und zwei bis zehn Jungtiere.
   Außer Rudeln gibt es noch Paare und Einzelwölfe.
Quelle: Neues Deutschland, Sonnabend/Sonntag, 5./6. September 2015, Wissenschaft, Seite 27

Der menschenscheue Wolf

27. April 2016

Kurti, ein zu zahmer Wolfsrüde ist von Polizeibeamten erschossen worden.
   Das war in Deutschland der erste Fall einer gezielten, staatlich angeordneten
   Wolfstötung. Monatelange Versuche, ihn zu vertreiben, waren gescheitert.

23. April 2016

● Der Wolf hat den Greifswalder Wald für sich entdeckt.
   „Seit etwa zwei Jahren ist die Anwesenheit von Wölfen
   zu spüren. Darauf deuteten Fährten hin“, sagt Förster
   Bent Knoll. Doch erst jetzt ist er sich sicher. Eine Kamera,
   am Zaun einer Wiederaufforstungsfläche installiert, zeichnete
   einen Wolf auf. Knoll glaubt, dass das Tier den Wald nur durchstreifte.
   Nichts deute darauf hin, dass er ständig im Revier sei oder gar ein
   ganzes Rudel existiere. „Die Kamera zeichnete das Gebiet fünf Wochen
   rund um die Uhr auf. Wäre er hier häufig unterwegs, gäbe es mehr
   Aufnahmen. Aber wir haben nur ein einziges Foto“,
   so der Stadtförster. Quelle: Ostsee-Zeitung

Januar, Februar 2015:
● 6 Wölfe folgen einer Joggerin in Amelinghausen.
● Ein Wolfsrudel lässt sich auf einer Waldlichtung nahe Hamburg filmen.
● Ein Wolf zeigt sich am Waldkindergarten Goldenstedt.
● Eine Frau, die Hunde führt, begegnet im Wald bei Lüneburg einem
   Wolfsrudel, das ihr in geringem Abstand eine halbe Stunde lang folgt.
● Ein Wolfsrüde besucht Vellahn (MV). In Rodenwalde zieht es ihn zu
   einer läufigen Hündin. Bei Mölln greift er zwei Tage danach eine Schaf-
   herde an. Sechs Männer brauchen fast eine Stunde, ehe sie ihn vertreiben
   können.

März 2015
● Der Wolfsrüde läuft erneut durch Mölln. Genproben belegen seine
   Zugehörtigkeit zum verhaltensauffälligen "Munsteraner Rudel". Das Rudel
   siedelt auf dem Truppenübungsplatz Munsterer Lüneburger Heide.
   Im benachbarten Wriedel wurden mehrfach Spaziergänger von Wölfen
   umringt. Auf einem Handy-Video läuft ein Wolf durch eine Reihenhaussiedlung
   in Wildeshausen.

Übergriffe auf Haustiere
● Brandenburgs Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger erklärt in einer
   Pressemitteilung vom März 2015: 414 Schafe, 4 Ziegen, 59 Stück Damwild
   und 10 Kälber wurden entschädigt. Dafür und für weitere Präventionsmaßnahmen
   wurden 874.500 Euroausgereicht oder eingeplant (Land, EU, Naturschutzbehörden)
   ab 2007, dem Jahr der Ansiedlung der ersten Wölfe in Brandenburg. Addiert man
   die geschätzten Eigenanteile der Geförderten, ergibt sich eine Mindestsumme
   von einer Million Euro. Umgelegt auf 50 Wölfe im Durschnitt der Jahre, wären das
   50.000 Euro pro Wolf. Personalkosten (Verwaltung, Monitoring, Management)
   dürfen die Kosten vervielfachen. 0,2 Prozent der Wolfsnahrung sind Nutztiere.
   Teuer bezahlte 0,2 Prozent.
● Am Forsthaus Luisenthal (Bei Angermünde) hatte im Oktober 2014 ein
   zugewanderter Wolf eine Tiroler Bracke fast zu Tode gebissen. Hunger war nicht
   sein Antrieb. Der Wald war voller Rehe und Wildschweine. Es war das Revier.
   Wölfe mögen keine Konkurrenz.    

Wolf und Wissenschaft
● Die Rückkehr des Wolfes hatte in der sächsischen Lausitz 2003 und 2004
   zwei ministeriell gesteuerte Fachbüros zur Folge. Arbeit für Wildbiologen:
   Wolfsverhalten, -wanderungen, -reviere, -.Fleischbedarf, -Beute, -Übergriffe auf
   Nutztiere, Beratung der Tierhalter.
● Ein Büro für Wolfsmonitoring gibt es seit Juli 2015 auch in Niedersachsen.

Der Wolf als Gefahr für den Menschen
● Der NABU-Slogan "Rotkäppchen lügt" muss relativiert werden. Die Hausmärchen
   der Gebrüder Grimm erschienen1812 - 1858. Für diese Zeit verzeichnet der
   "Linnell-Report" (2002) - eine Übersichtsstudie aus Norwegen: 2.255 tödliche
   Wolfsangriffe in Russland, 327 in Europa. Nervenstarken Lesern sei zudem
   empfohlen "Wölfe in Russland" (Ch. Stubbe, 2008) mit Details von Wolfsangriffen
   ab 1807. Trotzdem, tödliche Wolfsattacken haben seither stark abgenommen.
   Seit 1950 wurden in Europa, Russland und in Nordamerika zirka 30 Fälle erfasst.
   Die Ursachen dieser Wolfsattacken waren vor allem Tollwut und Hunger, eine zu
   große Nähe zu Siedlungen, Haustieren, Abfällen sowie Wolfs-Hybride.
● Indem Wölfe sich Menschen näheren, sie gar umkreisen, erkunden sie
   neue Beutequellen.
● Stefan Wenzel, Niedersachsens Umweltminister (2015), nannte Zahlen: 238 (registrierte)
   Wolfs-Beobachtungen in der Nähe von Häusern, Autos, Radfahrern;
   30mal näherten sich Wölfe dem Menschen dichter als 30 Meter,
   18mal kamen sie dichter als 10 Meter, 11mal waren Hunde die
   Auslöser dieses Verhaltens.
● Wölfe brauchen keine Wildnis. Sie brauchen neue Reviere - 200 Quadratkilometer
   pro Rudel. Diese Reviere finden sie auch in der Nähe von Städten und Dörfern.
   Den Fleischbedarf von etwa 5 Kilogramm pro Tag und Tier können Wölfe auch
   mit Waschbären, Kaninchen, Wildschweinen und Rehen in der Vorstadt sowie mit
   Bibern, Hunden und Katzen sowie Vieh von Kleintierhaltern in Gartenanlagen
   und auf Müllhalden decken.

Die Populationsgröße der Wölfe in Deutschland
● 4.000 Wölfe traut das Bundesamt für Naturschutz Deutschland als ökologisch
   tragfähig zu (Uni-Studie Freiburg, Felix Knauer, 2009).
● Eine neuere Studie (DOI: 10.1371/journal.pone. 0101798) von Dominik Fechter
   und Ilse Storch von der Uni Freiburg verweist auf die Unsicherheit solcher
   Prognosen. Je nach Modelltyp und Parametern ergäben sich Rudelzahlen zwischen
   154 und 1769 (über 10.000 Wölfe). Ein Vergleich: Im Baltikum (40 Einwohner pro
   Quadratkilometer) leben 3.600 Wölfe. In Rumänien (93 Einwohner pro
   Quadratkilometer) leben 3.000 Wölfe. Deutschland vertrüge demnach je
   nach Modelltyp 4.000 oder bis zu 12.000 Wölfe - bei 230 Einwohnern
   pro Quadratkilometer.

Fachleute:
 Hannelore Gilsenbach, Biologin und Publizistin, lebt am Rande des
   Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin. Mit ihrem Mann Reimer (1925 - 2001)
   gehörte sie zur DDR-Umweltopposition (www.gilsenbach-gilsenbach.de)

Kontakte und Informationen
 Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz (www.wolfsregion-lausitz.de)
 Wildbiologisches Büro LUPUS (www.lausitz-wolf.de)
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