Suchen

Mittwoch, 7. März 2012

Presserabatt für Wulff

von Heiko Wruck
Dieser Beitrag ist urheberrechtlich geschützt. Nachnutzungen jeglicher Art nur mit ausdrücklichem Einverständnis des Autos oder Seitenbetreibers.
Glosse
Hätte Ex-Bundespräsident Christian Wulff sich einfach nur einen Presseausweis besorgt, wäre heute alles paletti. Hauptberuflich tätige Journalisten haben einen solchen Presseausweis. Damit kriegen sie bei vielen Unternehmen Rabatte bis zu 60 Prozent – vielleicht auch mehr! Weil es so viele Firmen gibt, die völlig uneigennützig Journalisten bei deren freier Berichterstattung unterstützen, ist es schwierig, den Überblick über die vielen Rabatte zu behalten.

Da sind die unabhängigen Journalisten natürlich froh, dass es Enthusiaten gibt, die Websites wie zum Beispiel www.pressekonditionen.de betreiben. Dort ist es ganz einfach, bei den fast 2.000 Rabattangeboten den Überblick nicht zu verlieren und sich auf dem Laufenden zu halten. Und das ist gut so! Denn so haben die unabhängigen Journalisten auch wieder mehr Zeit für investigativen Journalismus. Zeit, die sie sonst wie der gemeine Leser, Hörer, Seher bei der profanen Schnäppchenjagd vergeuden müssten.

Natürlich brauchen die Qualitätsjournalisten nicht besorgt zu sein, dass auch nur der Verdacht der unrechtmäßigen Vorteilsnahme auf ihren Berufsstand fällt. Diese Rabatte sind ja legal, offiziell und jahrzehntelange Praxis.

Christian Wulff war als Bundespräsident eben nur ein Politfunktionär. Der wurde zwar nicht vom Volk gewählt und auch nicht vom Volk ernannt, aber das werden Journalisten ja auch nicht. Echte Presseausweise erhalten nur hauptberufliche Journalisten  – zum Beispiel vom Deutschen Journalistenverband oder von ver.di, aber auch von einer Reihe anderer. Und da war der Wulff eben kein Mitglied.

Weil das mit den Presserabatten alles in sauberen Bahnen läuft, öffentlich einsehbar und seit Jahrzehnten usus ist, kann man die schwere moralische Verfehlung Wulffs, der seine Amtsausführung nicht verdachtsfrei halten konnte, auf gar keinen Fall und unter gar keinen Umständen mit rabattierten Journalisten vergleichen. Das verbietet der Anstand. So können Sie ganz und gar beruhigt den Journalisten Ihres Vertrauens fragen, ob er jemals einen Presserabatt in Anspruch genommen hat. Sie dürfen sicher sein, dass er für sein Nein mit erhobener Hand auf sein Herz schwört. Ist doch Ehrensache.

Kontakt:
Heiko@Wruck.org
________________________________________________________