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Freitag, 30. März 2012

UNO-Sondergesandte

Die unauffälligen Friedensarbeiter
Redaktion: Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dieser Beitrag kann in vollem Umfang kostenlos genutzt werden.
Pressemitteilung
Jena/gc. In Syrien bekämpft ein Diktator das Volk und die Weltöffentlichkeit schaut zu, weil eine gemeinsame Resolution im UNO-Sicherheitsrat durch ein Veto Chinas und Russlands verhindert wurde. Dies führt erneut zu der Frage, welche Handlungsmöglichkeiten die internationale Gemeinschaft im Allgemeinen und die Vereinten Nationen (UNO) im Besonderen haben.

Nach der Blockade im Sicherheitsrat hat sich nun auch die Generalversammlung mit dem Thema befasst und zumindest gefordert, einen UNO-Vermittler zu ernennen. Die Anzahl solcher UNO-Sondergesandten ist in den letzten Jahren beständig gestiegen und auch ihre Aufgaben haben sich deutlich verändert.

„Trotz des Anstiegs ihrer Bedeutung gibt es kaum eine systematische Auswertung der Möglichkeiten und Grenzen ihres Handelns, obwohl sie ein wesentliches Instrument der Friedensarbeit der Vereinten Nationen darstellen“, weiß Prof. Dr. Manuel Fröhlich von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Um diese Lücke zu schließen, erforschen der Professor für Internationale Organisationen und Globalisierung und sein Team in einem neuen Projekt die UNO-Sondergesandten. Welchen Spielraum und welche Relevanz können solch einzelne Personen in Konfliktsituationen haben?, so lautet die zentrale Frage des auf zwei Jahre angelegten Forschungsvorhabens.

Das neue Projekt wird von der Deutschen Stiftung Friedensforschung gefördert, die bereits eine Pilotstudie zum Thema an der Universität Jena finanziert hatte. Im Ergebnis der Pilotstudie haben Fröhlich und sein Team eine erste umfassende Datenbank zum Einsatz von Sondergesandten seit Gründung der Vereinten Nationen 1945 aufgebaut.

Auf der Basis dieser Ergebnisse wird das Jenaer Team nun weiterarbeiten können. Im Besonderen interessiert die Politikwissenschaftler dabei die Frage, welche Führungsmöglichkeiten und welchen Einfluss einzelne Akteure in komplizierten Konfliktsituationen haben können.

„Aus der Friedens- und Konfliktforschung wissen wir, dass es natürlich nie eine Person alleine sein wird, die über Erfolg oder Misserfolg, über Krieg oder Frieden entscheidet. Dennoch haben wir Hinweise, dass bei allen Unwägbarkeiten und strukturellen Problemen in Konfliktländern durchaus die jeweilige Herangehensweise, das diplomatische Geschick und die Management-Qualitäten von Sondergesandten sehr wohl relevant sein können“, erläutert Fröhlich.

Erste Ergebnisse der Jenaer Forscher sind bereits in den „Human Security Report“ eingeflossen, einen in Kanada erstellten Bericht zum weltweiten Konfliktgeschehen und zu erfolgversprechenden Friedensstrategien.

Nun wollen sich die Forscher detaillierter mit einigen Fallbeispielen und Handlungsformen von Sondergesandten beschäftigen. Das Projekt lebt dabei auch von der Interaktion mit den Praktikern der UNO-Friedensarbeit selbst. Drei internationale Workshops – die sich nacheinander mit dem Verhältnis der Sondergesandten zum UNO-Sicherheitsrat, mit ihrer Strategie im Umgang mit Konfliktparteien und bei der Leitung von größeren Friedenmissionen beschäftigen – sind wesentlicher Bestandteil des Forschungsprojekts.

Dabei kooperiert das Team der Friedrich-Schiller-Universität mit dem International Peace Institute in New York, Verwaltungswissenschaftlern der Universität Konstanz und der Dag Hammarskjöld Foundation in Uppsala.

Die Forscher hoffen in der Summe nicht nur auf neue systematische Erkenntnisse für die Friedens- und Konfliktforschung, sondern auch auf praxisrelevante Einsichten zu den Möglichkeiten und Grenzen dieses Instruments der Friedensarbeit der Vereinten Nationen.

Momentan arbeiten weltweit knapp 70 Sondergesandte in Konfliktländern oder an Querschnittsthemen wie den Folgen des Klimawandels oder der Verhinderung von Völkermord. Im Jahre 2008 erhielt der Finne Martti Ahtisaari sogar den Friedensnobelpreis im Wesentlichen für seine Arbeit als Sondergesandter in Namibia und anderen Orten.

Kontakt:
Prof. Dr. Manuel Fröhlich
Institut für Politikwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Carl-Zeiß-Straße 3
07743 Jena
Tel.: 03641-945433
manuel.froehlich@uni-jena.de

Bildunterschrift:
Prof. Dr. Manuel Fröhlich von der Universität Jena erforscht mit seinem Team in einem neuen Projekt die Rolle und Relevanz von UNO-Sondergesandten. Foto: Peter Scheere/FSU

Aussender:
Axel Burchardt M.A.
Leiter Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Pressesprecher der
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641-931031
axel.burchardt@uni-jena.de
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