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Freitag, 4. Mai 2012

Vermüllte Ostsee

Bedrohte Vielfalt in deutschen Meeresgebieten
Redaktion: BUND Mecklenburg-Vorpommern
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Pressemitteilung
Stralsund/gc. Seit dem 2. Mai 2012 ist im Deutschen Meeresmuseum Stralsund die Ausstellung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zur bedrohten Vielfalt der deutschen Meeresgebiete zu sehen.

„Wir freuen uns sehr über die Einladung des größten naturwissenschaftlichen Museums an der deutschen Nord- und Ostseeküste. Der Ort für unsere Meeresausstellung ist nicht ganz zufällig: Das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund liegt geografisch an einem der interessantesten deutschen Meeresgebiete. Die Ostsee ist Grundlage für viele unserer Wirtschaftszweige an der Küste, aber auch der größte Brackwasserlebensraum der Erde mit empfindlichen und komplizierten Lebensgemeinschaften. Dass Meere nur noch nachhaltig genutzt werden dürfen und dass wir zumindest Teile der genutzten Meere an die Natur zurück geben müssen, gehört zum Leitbild des Meeresmuseums. Auch dafür ist der Standort an der Ostsee hervorragend: Fünf von neun deutschen Meeresschutzgebieten liegen vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns. Dazu haben wir zwei Nationalparke, die ebenfalls Meereslebensräume der Ostsee zum Schutzziel haben. Das Meeresmuseum Stralsund hat den Auftrag zur Ergründung und Vermittlung von globalen und ökologischen Zusammenhängen beizutragen. Wir sehen hier beste Voraussetzungen, das Wissen um die Zusammenhänge des Lebens in den Meeren vor unserer Haustür und um die Wechselbeziehungen mit dem menschlichen Handeln zu vermitteln“, sagte BUND-Landesgeschäftsführerin Corinna Cwielag zur Eröffnung der Ausstellung.

Der BUND zeigt in der Sonderausstellung auch Bilder, die bei der Begleitforschung des Bundesamtes für Naturschutz für die deutschen Meeresschutzgebiete entstanden sind. Dabei ist eine Unterwasserwelt aus Riffen und Sandbänken zu sehen, die bunter und artenreicher ist, als es sich die meisten Menschen vorstellen können. Zu sehen sind Felsen, die dicht von Seenelken, Schwämmen und sogar Korallen besiedelt sind.

Dazwischen tummeln sich bunte Lippfische, Meeresnacktschnecken und Seesterne. Aber auch auf den scheinbar endlosen Sand- und Schlickflächen ist es teilweise bunt. „Obwohl Tarnung hier die beste Lebensversicherung ist, schmücken sich gelegentlich sogar die nicht unbedingt für ihre Schönheit bekannten Schollen mit attraktiven orangenen Punkten. Das hat im ökologischen Gefüge des Meeres alles einen Sinn. Sandbänke sind zum Beispiel nicht nur kahle Sandflächen. Eine komplexe Lebensgemeinschaft von winzigen Krebsen, Meereswürmern, eingegrabenen Muscheln und Mikroalgen reinigen unablässig den Meeresboden und das Wasser. Auf Grund der Besonderheiten der Ostsee regenerieren sie sich kaum, wenn der Sand als Rohstoff abgebaut wird“, erläutert Corinna Cwielag vom BUND.

Der BUND will mit der Ausstellung insbesondere auf die Bedrohung der sensiblen Lebensgemeinschaften im Salzwasser aufmerksam machen.
Fischerei, Müll, Rohstoffabbau und Klimawandel setzen den marinen Ökosystemen immer mehr zu. Nicht nur die beliebten Meeressäuger wie Seehund und Schweinswale leiden verstärkt unter den Auswirkungen menschlicher Aktivitäten. Gerade die Ostsee sei ein einmaliges Ökosystem mit besonderen Lebensräumen, so der BUND. Das Binnenmeer ist gekennzeichnet durch eine große biologische Vielfalt und stellt in ökologisch intakter Form die Grundlage für Tourismus, Fischerei und Schifffahrt dar.

Corinna Cwielag: „Durch starke Nutzung und aufgrund immenser Einleitungen in die Ostsee, ist das Bild einer gesunden Ostsee allerdings erheblich getrübt. Algenpest und Quallenplage sind häufig der Wermutstropfen an den sommerlichen Stränden.
Viele seltene Seevögel, Robben und Schweinswale müssen mit immer stärker zunehmendem Seeverkehr fertig werden und zusätzlich bedrohen mögliche Havarien die Sicherheit und Ökologie der Ostsee und ihrer Küstenregionen. Sehr schlechte Wirkungen hat auch die große Masse von Kunststoffabfällen aus Plastetüten, Verpackungen, alten Fischernetzen und Plasteschnüren, die auf unserer Ostsee schwimmt und sich an den Küsten wiederfindet. Seevögel und Robben halten die glänzenden Teile für Nahrung und verschlucken sie. Der Magen ist dann voll, trotzdem hungern sie.
Seevögel bauen fandenförmiges Material in Ihre Nester ein. Eine Vielzahl von Jungen finden sich dann zu Tode stranguliert. Tote Schweinswale zeigen auch immer wieder Spuren oder ganze Wickel von Kunststoffschnüren oder alten Netzen.“

Der BUND fordert einen strikten Naturschutz für den Erhalt der biologischen Vielfalt und der ökologischen Stabilität der Ostsee. Die Ausweisung von Meereschutzgebieten für das europäische Schutzgebietsnetzwerk „NATURA 2000“ sei eine Möglichkeit die wertvollen und seltenen Ökosysteme zu würdigen. Mit der Ausweisung großer Schutzgebiete hat Deutschland eine Vorreiterrolle im europäischen Meeresschutz übernommen. Inzwischen ist fast die Hälfte der deutschen Meeresfläche Teil des europäischen Natura 2000-Netzwerks. Für einen Schutz dieser Gebiete bedarf es laut BUND jedoch auch eines gezielten Managements der Nutzungen.

„Meeresschutzgebiete sind Oasen für die natürlichen Lebensgemeinschaften. Dafür müssen Nutzungen klug abgestimmt werden. Um dies zu gewährleisten, sollen für die Meeresschutzgebiete bis 2013 Managementpläne erarbeitet werden. Auch die Nutzer unserer Küstenmeere müssen sich dazu abstimmen“, so Corinna Cwielag.

Die BUND-Sonderausstellung „Eingetaucht- Vielfalt in unseren Meeren“ wird bis einschließlich 8. Juni 2012 im Meeresmuseum und anschließend vom 11. bis zum 24. Juni im Ozenaeum in Stralsund zu sehen sein. Die Ausstellung wurde vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) gefördert.

Bildunterschrift:
Im Stralsunder Meereskundemuseum wird bis zum 8. Juni 2012 die Ausstellung „Eingetaucht- Vielfalt in unseren Meeren“ gezeigt. Foto: BUND

Aussender:
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