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Montag, 24. September 2012

Ideen fürs ewige Eis des Südens

Kolloquium zur Antarktisforschung in Jena
Redaktion: Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dieser Beitrag kann in vollem Umfang kostenlos genutzt werden. 
Pressemitteilung
Jena/gc. „Wenn man einmal dort war, ist man süchtig“, sagt Prof. Dr. Lothar Viereck-Götte von der Universität Jena. So schwärmerisch bezeichnen wohl alle Besucher der Antarktis das Gebiet um den südlichsten Punkt der Erde. „Dort findet man eine beindruckende Landschaft, wie es sie hier vielleicht vor 20.000 Jahren gegeben hat“, ergänzt der Geochemiker.


Herausfordernd für Wissenschaftler ist aber sicherlich auch, dem südlichen Kontinent und dem ihn umgebenden Meer die letzten Geheimnisse abzutrotzen. Deshalb treffen sich Antarktisforscher aus ganz Deutschland vom 26. bis zum 28. September 2012 an der Universität Jena zum Kolloquium „Antarktisforschung“.

Das Besondere an dieser Veranstaltung ist, dass die Experten nicht etwa Forschungsergebnisse präsentieren, sondern Ideen vorstellen, aus denen Projekte werden sollen. „Das dient dazu, die Forschungsarbeit besser koordinieren zu können und – pragmatisch gesehen – perfekte Anträge auf Fördermittel stellen zu können“, sagt Viereck-Götte. Zum anderen können diese Ideen einen Ausblick darauf geben, welche Themen die Forschungslandschaft auf diesem Gebiet in den nächsten Jahren bestimmen werden. Der Workshop selbst wird von der Koordinationsstelle des DFG-Schwerpunktorgramms 1158 „Antarktisforschung“ organisiert.

Teilnehmer aus den Bereichen der Biologie, der Physik und den Geowissenschaften verleihen dem Treffen einen interdisziplinären Charakter. Einend wirkt allein die Antarktis, also das Gebiet der Erde südlich des südlichen 60. Breitengrades, als Forschungsinhalt. Das führe allerdings dazu, dass man sich zwangsläufig auch für die anderen Gebiete sehr interessiert, erklärt der Jenaer Antarktisexperte. Er staune beispielsweise immer wieder über den jährlichen Zugewinn an Erkenntnissen über die biologische Vielfalt der Tiefsee um die Südpolargebiete.

„Man muss dort einfach nur mal einen Eimer Wasser heraufholen und schon hat man wieder zehn neue Arten“, scherzt er und fügt ernsthaft hinzu: „Die Erfassung des Lebens in der Tiefsee dort ist bei weitem noch nicht abgeschlossen.“ Auch in Zukunft werden Forschungsschiffe den Weg nach Süden antreten.

Die Physiker in der Antarktis beschäftigen sich derzeit intensiv mit der Interaktion zwischen Wasser, Eis und Atmosphäre. „Das an die Atmosphäre abgegebene Kohlenstoffdioxid wird u. a. in den Polargebieten in Form von Eis fixiert. Bei der derzeitigen Erwärmung des Meerwassers schmilzt das Eis insbesondere in der West-Antarktis“, erläutert Viereck-Götte. „Dies hat verstärkende Effekte auf die Strahlungsbilanz der Sonne, da die rückstreuenden Eisflächen weniger werden und dadurch mehr Sonnenenergie im System Erde verbleibt.“

Auch in seinem eigenen Forschungsgebiet drehe sich vieles um die Erforschung des Klimas, sagt der Geowissenschaftler. Allerdings werfen er und seine Kollegen einen weiten Blick zurück, um zukünftige Konsequenzen von Klimaveränderungen abschätzen zu können. „Die Geowissenschaftler sind in der Antarktis vor allem damit beschäftigt, störungsfreie Sedimentschichten zu finden, in die sie bohren können.“ Daraus ergeben sich u. a. Antworten darauf, ob es eine solche Klimaerwärmung, wie sie derzeit auf der Erde herrscht, schon einmal gegeben hat und wie lange es gedauert hat, bis sie wieder ausgeglichen wurde.

Viereck-Götte selbst forscht über Vulkanite, die vor 180 Millionen Jahren entstanden sind. Die klimatischen Auswirkungen der gigantischen Eruptionen, aus denen diese hervorgegangen sind, lassen sich überall auf der Erde in den Meeressedimenten des Zeitalters Jura finden. Die Eruptionen waren möglicherweise der Startschuss für den Zerfall des Superkontinentes Gondwana.

„Allen, die in der Antarktis arbeiten, liegt dieses einmalige Gebiet am Herzen und dementsprechend ist es uns wichtig, die Bedeutung des Kontinents und auch seine Gefährdung hervorzuheben, denn das Eis beginnt dort, insbesondere in der West-Antarktis ähnlich schnell zu schmelzen wie in der Arktis“, sagt Viereck-Götte. Deshalb sei auch die besonders interessierte Öffentlichkeit eingeladen, die Gelegenheit zu nutzen, sich die neuen Ideen der etwa 60 Antarktisforscher anzuhören. Das Vortragsprogramm beginnt am 27. September 2012 um 9 Uhr in den Rosensälen der Universität Jena (Fürstengraben 27).

Bildunterschrift 1:
In der Antarktis, wie hier in der russischen Forschungsstation Bellingshausen, arbeiten Wissenschaftler aus vielen Disziplinen und Orten; auch aus Jena. Foto: privat

Bildunterschrift 2:
Der Jenaer Geochemiker und Tagungsorganisator Prof. Dr. Lothar Viereck-Götte koordiniert den Bereich Geowissenschaften im DFG-Schwerpunktprogramm „Antarktisforschung“. Foto: Anne Günther/FSU

Kontakt:
Prof. Dr. Lothar Viereck-Götte
Institut für Geowissenschaften der Universität Jena
Burgweg 11
07749 Jena
Tel.: 03641-948720
lothar.viereck-goette@uni-jena.de

Aussender:
Axel Burchardt M.A.
Leiter Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Pressesprecher der
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641-931031
axel.burchardt@uni-jena.de
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