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Sonntag, 16. März 2014

65 und darüber

Wo es das alte Semester hinzieht
Redaktion: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
PRESSEMITTEILUNG
Stuttgart/gc. Die Zuwanderung nach Baden-Württemberg ist in den vergangenen Jahren enorm angestiegen: Lag das Wanderungsplus, also die Differenz zwischen Zu- und Fortzügen, in den Jahren 2008 und 2009 nur bei etwa 4.000 beziehungsweise zirka 3.000 Personen, so waren es im Jahr 2012 bereits rund 66.000 Personen. Schätzungen für 2013 gehen davon aus, dass der Wanderungsgewinn nochmals leicht auf gut 70.000 Personen angestiegen sein könnte, so das Statistische Landesamt. Ein höherer Wanderungsgewinn als 2013 wurde damit letztmalig im Jahr 1992 erzielt.

Die Wanderungsgewinne Baden-Württembergs konzentrieren sich hierbei vor allem auf die Altersgruppe der jungen Erwachsenen. Dagegen war und ist der Wanderungssaldo bei den Älteren negativ. So sind in der Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren in den Jahren 2010 bis 2012 per Saldo jeweils zwischen 2.000 und 3.000 Personen aus dem Südwesten fortgezogen. Dabei entfiel der Großteil des Wanderungsverlusts auf ausländische Mitbürger. Es handelt sich hierbei wohl vor allem um europäische Zuwanderer, die insbesondere bis zum Anwerbestopp im Jahr 1973 nach Baden-Württemberg kamen und nunmehr nach dem Eintritt in den Ruhestand in ihr früheres Heimatland zurückgekehrt sind. (1)

Von einer Abwanderung älterer Menschen sind die einzelnen Stadt- und Landkreise im Südwesten recht unterschiedlich betroffen: Die mit Abstand stärksten Verluste zeigen sich im Zeitraum 2010 bis 2012 für die Landeshauptstadt Stuttgart und zwar sowohl bei der ausländischen als auch bei der deutschen Bevölkerung. (2) Dagegen haben in den letzten Jahren vor allem der Bodenseekreis sowie die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Konstanz am stärksten von Wanderungsgewinnen bei den 65-Jährigen und Älteren profitiert – allerdings nur bei der deutschen Bevölkerung. Dagegen war der Wanderungssaldo der ausländischen Senioren auch in diesen Kreisen negativ. Der einzige Kreis, in dem etwas mehr ältere Ausländer zu- als fortgezogen sind, war im Betrachtungszeitraum die Kur- und Bäderstadt Baden-Baden.

Die amtliche Wanderungsstatistik liefert keine unmittelbaren Erkenntnisse darüber, weshalb von Senioren bestimmte Gebiete als »Altersruhesitz« präferiert werden. Die vorliegenden Daten sowie auch Umfrageergebnisse lassen aber erkennen, dass Ältere vor allem landschaftlich und kulturell attraktive Gegenden mit einer seniorengerechten Infrastruktur auswählen oder dorthin ziehen, wo sich die eigenen biografischen Wurzeln befinden. Im höheren Alter spielt aber auch die Pflege- beziehngsweise Hilfsbedürftigkeit eine zunehmende Rolle, so dass das Vorhandensein von Pflegeeinrichtungen einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Wanderungsgeschehen hat. (3) Schließlich stellt die größere räumliche Nähe zu Verwandten, insbesondere zu Kindern, ein wichtiges Motiv für die Wahl eines neuen Wohnortes dar. (4) Das bedeutet aber, dass es nur einen relativ geringen Seniorenzuzug in solchen Regionen gibt, die zwar für die ältere Bevölkerung an sich gute Voraussetzungen böten, in denen aber die Jüngeren geringere Erwerbschancen haben. (5)

1) Vgl. Möser, Thilo: Remigration von „Gastarbeitern“ in ihre Herkunftsländer – eine Verlaufsdatenanalyse mit dem Sozio-ökonomischen Panel, Diplomarbeit 2005, S. 67.

2) Um Zufallschwankungen möglichst auszuschließen, wurden bei der Kreisbetrachtung die drei aktuellsten verfügbaren Jahre – 2010 bis 2012 – zusammengefasst.

3) Vgl. Schwarck, Cornelia: Wohin zieht es ältere Menschen in Baden-Württemberg?, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2008, S. 14 ff.

4) Vgl. LBS Norddeutsche Landesbausparkasse: Die Zukunft der Städte in Niedersachsen – Osnabrück, Untersuchung erstellt durch das Pestel Institut e.V., Osnabrück 2004, zitiert aus: Eichhorn, Lothar: Wanderungssalden der Senioren in den Landkreisen und kreisfreien Städten Deutschlands, in: Statistische Monatshefte Niedersachsen, 4/2006, S. 168.

5) Vgl. Eichhorn, Lothar: Wanderungssalden der Senioren in den Landkreisen und kreisfreien Städten Deutschlands, in: Statistische Monatshefte Niedersachsen, 4/2006, S. 168.

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