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Donnerstag, 24. April 2014

Geschichte im Kleinformat

... sammelt der Schweriner Markus Rein
von Heiko Wruck
GESPRÄCH
Schwerin/gc. Der Tag beginnt mit einem Studentenfrühstück: Kaffee und eine Zigarette?
Eher nicht. Ich bin Nichtraucher und trinke ganz gerne Tee. Habe aber morgens ganz gern noch ein bisschen Ruhe.
Keine Leidenschaft?
Das täuscht. Eine meine Leidenschaften gehört der Philatelie. Die habe ich von meinem Opa mitbekommen als ich etwa 14 Jahre alt war. Meine ersten Motive waren hauptsächlich Autos. Heute habe ich zirka 10.000 Marken, die in 13 Alben untergebracht sind.

Gibt’s denn so viele Automotive im gezackten Kleinformat?
Von den Autos bin ich ja schon lange weg. Und nicht jede Briefmarke hat gezahnte Ränder. Wenn man mit der Philatelie anfängt, geht’s anfangs oft querbeet. Erst später bilden sich dann dauerhafte Sammlerinteressen heraus. Schon in der Schule habe ich mich für Geschichte und für Geografie begeistert. Das hat sich dann bei mir auch nachhaltig auf die Philatelie übertragen. So habe ich heute zwei Hauptsammlungen: eine Länder- und eine thematische Sammlung. Die Ländersammlung betrifft Französisch-Polynesien mit zirka 1.400 Marken von 1958 - 2008. Diese Sammlung ist fast komplett. Die thematische Sammlung betrifft 150 Jahre soziale deutsche Arbeiterbewegung. Hier stehe ich noch ziemlich am Anfang.
Sammelt man Briefmarken aus kommerziellen Gründen?
Das gibt es sicher auch. Viel interessanter für mich ist, wann wurden welche Marken herausgegeben, und warum? Und was ist dann später passiert? Oft sind’s kleine gedruckte Denkmale oder persönliche Ehrungen. Interessant ist, zu sehen, wie die Nachwelt diese einst hoch gewürdigten Ereignisse und Personen bewertet, wie Jahre später damit umgegangen wird.
Und warum dann ausgerechnet eine Sammlung zu Französisch-Polynesien?
Die Polynesier haben zu allen Zeiten nur Marken herausgegeben, die die Landeskultur abbilden. Das ist anders als beispielsweise in Deutschland. Hier gibt es zu allen möglichen Themen, die mit dem Land selbst gar nichts zu tun haben, Markensätze. Die Polynesier sind da sehr viel selbstbezogener.
Was stellen die ersten Briefmarken der Bundesrepublik und der DDR dar?
Die erste DDR-Marke kam zwei Tage nach der Staatsgründung am 9. Oktober 1949 heraus. Ein Exemplar habe ich erst in diesem Jahr erwerben können. Sie war dem Thema „75 Jahre Weltpostverein“ gewidmet und zeigt eine weiße Taube vor der Erdkugel auf blauem Grund. Sie kostete 50 Pfennige und war gültig bis zum 31. Dezember 1951. Die Bundesrepublik brachte am 7. September 1949 zwei Marken zum Thema „Eröffnung des ersten deutschen Bundestages“ heraus. Das Motiv zeigt eine Richtkrone auf dunklem, blau/grünem Grund: 10 Pfennig, rosarot, 20 Pfennige. Gültig waren die Marken bis zum 31. August 1950. Am 9. Oktober 1949 brachte die Bundesrepublik dann – wie die DDR – ebenfalls eine Marke zum Thema „75 Jahre Weltpostverein“ heraus.

Zur Person
Er pendelt gern zwischen den Welten, dem Einst und Heute Markus Rein sammelt Briefmarken, studiert Virtuelles
Berufliches: erlernte in Schwerin den Beruf eines Fachlageristen; ging danach nach Stendal und ließ sich dort zum Technischen Assistenten für Informatik ausbilden; kam zurück nach Schwerin und belegte an der Fachoberschule für Technik einen Kurs, den er mit dem Erwerb der Fachhochschulreife erfolgreich beendete; studiert heute an der Fachhochschule Lübeck im 4. Semester Informationstechnologie & Design und will dort 2016 seinen Bachelor of Science erwerben; dass sich dann gute berufliche Möglichkeiten für ihn ergeben, die ihn in Schwerin halten können, erhofft er sich sehr 
Privates: in Schwerin geboren, lebt auch in der Stadt, pendelt zwei- bis dreimal wöchentlich nach Lübeck, engagiert sich ehrenamtlich im Vorstand des Freundeskreises der Stadtbibliothek Schwerin; ist Mitglied im Schweriner Philatelistenverein 1990 e.V.; lebt seit 6 Jahren mit seiner Freundin zusammen

Bildunterschrift:
Markus Rein (27) ist sich sicher, dass Briefmarken trotz Internet und E-Mail nicht aussterben werden. Allerdings hat diese Form gedruckter Geschichte für ihn ein sehr viel schöneres Flair. Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
Heiko@Wruck.org
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