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Freitag, 7. November 2014

120 Millionen Europäer

Armut oder soziale Ausgrenzung
Redaktion: Eurostat
PRESSEMITTEILUNG
Luxembourg/gc. Im Jahr 2013 waren 122,6 Millionen Personen beziehungsweise 24,5 Prozent der Bevölkerung in der EU1 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das bedeutet, dass sie von mindestens einer der folgenden drei Lebensbedingungen betroffen waren: nach Zahlung von Sozialleistungen von Armut bedroht2 (Einkommensarmut), unter erheblicher materieller Deprivation leiden2 oder in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit leben2.

Der Anteil der Personen in der EU28, die im Jahr 2013 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht waren (24,5 Prozent), verringerte sich gegenüber dem Jahr 2012 geringfügig (24,8 Prozent); dieser Anteil ist jedoch höher als im Jahr 2008 (23,8 Prozent). Die Verringerung der Anzahl der Personen in der EU, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind, ist eines der Kernziele der Europa 2020 Strategie3.

Diese Daten werden von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, veröffentlicht und basieren auf Daten der EU-SILC Erhebung4.

Im Jahr 2013 war in fünf Mitgliedstaaten mehr als ein Drittel der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht: Bulgarien (48,0 Prozent), Rumänien (40,4 Prozent), Griechenland (35,7 Prozent), Lettland (35,1 Prozent) und Ungarn (33,5 Prozent). Die niedrigsten Anteile von Personen, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht waren, wurden in der Tschechischen Republik (14,6 Prozent), den Niederlanden (15,9 Prozent), Finnland (16,0 Prozent) und Schweden (16,4 Prozent) verzeichnet.

Von den Mitgliedstaaten, für die Daten vorliegen, erhöhte sich zwischen 2008 und 2013 in den meisten Mitgliedsstaaten die Quote der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Personen. Die einzigen Rückgänge registrierten Polen (von 30,5 Prozent im Jahr 2008 auf 25,8 Prozent im Jahr 2013), Rumänien (von 44,2 Prozent auf 40,4 Prozent), Österreich (von 20,6 Prozent auf 18,8 Prozent), Finnland (von 17,4 Prozent auf 16,0 Prozent), die Slowakei (von 20,6 Prozent auf 19,8 Prozent), die Tschechische Republik (von 15,3 Prozent auf 14,6 Prozent) und Frankreich (von 18,5 Prozent auf 18,1 Prozent), während die Quote in Belgien stabil blieb.

17 Prozent der Bevölkerung in der EU28 waren armutsgefährdet
Bei der Betrachtung der drei einzelnen Komponenten, die Armutsgefährdung und soziale Ausgrenzung ausmachen, zeigt sich, dass 16,7 Prozent der Bevölkerung in der EU28 im Jahr 2013, nach Zahlung von Sozialleistungen, armutsgefährdet waren. Das bedeutet, dass ihr verfügbares Einkommen unter der nationalen Armutsgefährdungsschwelle2 lag. Der Anteil der Personen in der EU28, die im Jahr 2013 armutsgefährdet waren (16,7 Prozent), verringerte sich gegenüber 2012 (16,9 Prozent); er ist  jedoch geringfügig höher als im Jahr 2008 (16,6 Prozent).  Es ist zu beachten, dass die Armutsgefährdungsquote eine relative Messgröße von Einkommensarmut darstellt und dass sich die Armutsschwelle deutlich zwischen den Mitgliedstaaten unterscheidet. Diese Schwelle verändert sich ebenfalls mit der Zeit: In mehreren Mitgliedstaaten ist sie aufgrund der Wirtschaftskrise in den letzten Jahren gesunken. Im Jahr 2013 waren mehr als 20 Prozent der Bevölkerung in Griechenland (23,1 Prozent), Rumänien (22,4 Prozent), Bulgarien (21,0 Prozent), Litauen (20,6 Prozent) und Spanien (20,4 Prozent) armutsgefährdet. Die niedrigsten Armutsgefährdungs-quoten verzeichneten die Tschechische Republik (8,6 Prozent) und die Niederlande (10,4 Prozent). Gegenüber 2008 erhöhte sich der Anteil der Personen, die armutsgefährdet sind (basierend auf EU-SILC Daten), in sechszehn Mitgliedstaaten und ging in zehn zurück.

10 Prozent litten unter erheblicher materieller Deprivation
In der EU28 litten 9,6 Prozent der Bevölkerung im Jahr 2013 unter erheblicher materieller Deprivation. Dies bedeutet, dass ihre Lebensbedingungen auf Grund von fehlenden Mitteln eingeschränkt waren, beispielsweise dass sie nicht in der Lage waren, ihre Rechnungen zu bezahlen, ihre Wohnung angemessen zu beheizen oder einen einwöchigen Jahresurlaub weg von zu Hause zu finanzieren2. Der Anteil der Personen in der EU28, die im Jahr 2013 unter erheblicher materieller Deprivation litten (9,6 Prozent), verringerte sich gegenüber 2012 (9,9 Prozent), ist jedoch weiterhin höher als im Jahr 2008 (8,5 Prozent). Der Anteil derjenigen, die im Jahr 2013 unter erheblicher materieller Deprivation litten, unterschied sich deutlich zwischen den Mitgliedstaaten: Er reichte von mehr als einem Viertel der Gesamtbevölkerung in Bulgarien (43,0 Prozent), Rumänien (28,5 Prozent) und Ungarn (26,8 Prozent) bis zu unter 5 Prozent in Schweden (1,4 Prozent), Luxemburg (1,8 Prozent), den Niederlanden und Finnland (je 2,5 Prozent), Dänemark (3,8 Prozent) und Österreich (4,2 Prozent). Im Vergleich zum Jahr 2008 stieg der Anteil der Personen, die unter erheblicher materieller Deprivation litten, in fünfzehn Mitgliedstaaten an, blieb in Slowenien und Schweden stabil und ging in neun Mitgliedstaaten zurück.

11 Prozent lebten in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit 
Mit Hinblick auf den Indikator zur niedrigen Erwerbstätigkeit, lebten 10,7 Prozent der Bevölkerung unter 60 Jahren in der EU28 in Haushalten, in denen die Erwachsenen im vorhergehenden Jahr insgesamt weniger als 20 Prozent ihres Erwerbspotentials ausgeschöpft haben2. Dieser Anteil ist in der EU28 seit 2008 kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2013 verzeichneten Griechenland (18,2 Prozent), Kroatien (15,9 Prozent), Spanien (15,7 Prozent), Belgien (14,0 Prozent) und das Vereinigte Königreich (13,2 Prozent) die höchsten Anteile derjenigen, die in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit lebten, und Rumänien (6,4 Prozent), Luxemburg (6,6 Prozent) die Tschechische Republik (6,9 Prozent), Schweden (7,1 Prozent) und Polen (7,2 Prozent) die niedrigsten. Gegenüber 2008 stieg der Anteil der Personen unter 60 Jahren, die in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit leben, in nahezu allen Mitgliedstaaten, außer in Rumänien (von 8,3 Prozent im Jahr 2008 auf 6,4 Prozent im Jahr 2013), Deutschland (von 11,7 Prozent auf 9,9 Prozent), Frankreich (von 8,8 Prozent auf 7,9 Prozent), Polen (von 8,0 Prozent auf 7,2 Prozent) und der Tschechischen Republik (von 7,2 Prozent auf 6,9 Prozent).

1.
Daten für 2008 und 2009 beziehen sich auf die EU27, Daten für 2010, 2011, 2012 und 2013 beziehen sich auf die EU28.

2.
Personen, die armutsgefährdet sind, sind diejenigen, die die in einem Haushalt mit einem verfügbaren Äquivalenz-einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle leben, welche auf 60 Prozent des nationalen verfügbaren Median-Äquivalenzeinkommens (nach Sozialleistungen) festgelegt ist. Das Äquivalenzeinkommen wird berechnet, indem das Gesamteinkommen des Haushalts durch seine, durch Anwendung folgender Gewichte, bestimmte Größe geteilt wird: 1,0 auf den ersten Erwachsenen, 0,5 auf die übrigen Haushaltsmitglieder ab 14 Jahren und 0,3 auf jedes Haushaltsmitglied unter 14 Jahren.

Personen, die unter erheblicher materieller Deprivation leiden, leben unter Bedingungen, die durch fehlende Mittel eingeschränkt sind, und sind von mindestens 4 der folgenden 9 Deprivationskategorien betroffen: Sie sind nicht in der Lage 1) die Miete/Hypothek oder Rechnungen für Versorgungsleistungen pünktlich zu bezahlen, 2) die Wohnung angemessen zu beheizen, 3) unerwartete Ausgaben zu tätigen, 4) jeden zweiten Tag eine fleisch- oder fischhaltige Mahlzeit (beziehungsweise vegetarische Entsprechung) zu haben, 5) einen einwöchigen Jahresurlaub weg von zu Hause zu finanzieren, sich 6) ein Auto, 7) eine Waschmaschine, 8) einen Farbfernseher oder 9) ein Telefon (einschl. Mobiltelefon) leisten zu können.

Personen, die in Haushalten mit sehr geringer Erwerbstätigkeit leben, sind diejenigen im Alter von 0 - 59 Jahren, die in Haushalten leben, in denen die Erwachsenen (18 - 59 Jahre) im vorhergehenden Jahr insgesamt weniger als 20 Prozent ihres Erwerbspotentials ausgeschöpft haben. Studenten sind nicht miteinbezogen.

Die Gesamtzahl der Personen, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind, ist geringer als die Summe der Personen in jeder der drei einzelnen Komponenten von Armut und sozialer Ausgrenzung, da einige Personen gleichzeitig von mehr als einer dieser Konditionen betroffen sind.

3.
Für weitere Informationen zur Europa 2020 Strategie siehe: http://ec.europa.eu/europe2020/index_de.htm

4.
Die EU-SILC Erhebung ist die Referenzquelle der EU für vergleichbare Statistiken über Einkommensverteilung, Armut und Lebensbedingungen. Weitere Informationen auf der Eurostat-Webseite unter:

Zur Referenzpopulation gehören alle privaten Haushalte und ihre derzeitigen Mitglieder, die zum Zeitpunkt der Datenerhebung im Gebiet dieses Mitgliedstaats ansässig sind. In Gemeinschafts- und Anstaltshaushalten lebende Personen sowie kleine, entlegene Teile des Gebiets eines Landes, auf die nicht mehr als 2 Prozent seiner Gesamtbevölkerung entfallen, sind generell aus der Grundgesamtheit ausgeschlossen.

Weitere Auskünfte:
Boyan GENEV
Tel: +352-4301-36 409
boyan.genev@ec.europa.eu

Aussender:
Eurostat Pressestelle
Louise Corselli-Nordblad
Vincent BOURGEAIS
Tel: +352-4301-33 444
eurostat-pressoffice@ec.europa.eu
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