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Montag, 22. Dezember 2014

1. Mai gefährlichster Tag des Jahres

Schwere Unfälle: Nicht Weihnachten, nicht Silvester
Redaktion: Universität Witten/Herdecke
PRESSEMITTEILUNG
Witten/gc. Wenn es um schwere Autounfälle geht, ist nicht der Jahreswechsel, sondern der 1. Mai der gefährlichste Tag des Jahres. Das ergibt eine Auswertung des deutschen TraumaRegister DGU® von Prof. Dr. Rolf Lefering, Statistiker an der Universität Witten/Herdecke.

„Betrachtet man das Ranking der Jahrestage, dann fällt auf, dass zwischen Weihnachten und Neujahr erstaunlich wenige Unfälle passieren. Das TraumaRegister erfasst die vielen leichten Unfälle mit Böllern an Silvester nicht, weil diese selten intensivmedizinisch versorgt werden müssen, aber schwere Autounfälle gibt es in dieser Zeit erstaunlich wenig. Das könnte daran liegen, dass man vorsichtiger fährt, weil man seine Familie mit im Auto hat.“

Prof. Lefering ist seit vielen Jahren wissenschaftlicher Berater des TraumaRegister DGU® und in seinen Leitungsgremien vertreten. Er kann auf weit über 150.000 dokumentierte Einzelfälle im Register zugreifen. Seit 1993 sammelt das TraumaRegister DGU® Daten schwerverletzter Patienten, um den beteiligten Kliniken Rückmeldung über ihre Behandlungsqualität zu geben. Zudem werden die anonymisierten Daten genutzt, um epidemiologische und therapeutische Fragestellungen zu untersuchen. Aus anfänglich 5 Kliniken sind mittlerweile über 600 geworden, die aktuell über 35.000 neue Fälle pro Jahr dokumentieren. Diese Initiative der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) feierte im letzten Jahr ihren 20. Jahrestag.

„Heraus zum 1. Mai“, die alte Losung der Arbeiterbewegung, ist heute die Anleitung zum unglücklich werden: An diesem Tag werden die meisten Schwerverletzten in deutsche Krankenhäuser eingeliefert. „Das ist der Feiertag, an dem der Frühling viele Menschen nach draußen lockt. Motorradfahrer drehen wieder die ersten Runden nach dem Winter, oft in großen Gruppen, wo jeder zeigen will, was er noch drauf hat; es sind zudem viele Fußgänger unterwegs und für viele ist der 1. Mai ein Tag, an dem man ruhig mal etwas tiefer ins Glas schaut – eine ungute Kombination“, erklärt sich Rolf Lefering den statistisch deutlichen Zusammenhang.

Auf der anderen Seite ist unter den „Top Ten“ der Tage mit den meisten schweren Unfällen neben dem 1. Mai noch ein weiterer bundesweiter Feiertag: der 3. Oktober. Die übrigen „kritischen“ Tage liegen alle im Sommer, wo vor allem durch Motorradfahrer die Unfallzahlen fast doppelt so hoch sind wie im Winter. Ein anderes Ergebnis der Auswertung: Es gibt keinen belegbaren Einfluss der Mondphasen auf die Unfallhäufigkeit. „Alles, was über die psychische oder psychologische Dimension des Vollmondes so in Umlauf ist, kann ich als Statistiker in den Unfalldaten nicht wiederfinden“, winkt er ab. „Wenn man sich die Wochentage anschaut, haben wir am Wochenende ein leichtes Plus bei den Aufnahmen im Krankenhaus gegenüber den Werktagen. Wesentlich deutlichere Unterschiede zeigen sich aber im Tagesverlauf. Zwischen 17 und 19 Uhr, wenn viele müde und gestresst eilig nach Hause fahren, passieren die meisten schweren Unfälle“, fasst Prof. Lefering die Daten zusammen. Interessanterweise liegt dieser Zeitraum außerhalb der regulären Dienstzeiten der Krankenhäuser. Aber hier kann er Entwarnung geben: „Die Versorgungqualität unserer Krankenhäuser ist auch außerhalb der normalen Dienstzeiten sehr hoch, auch das belegen unsere Zahlen eindeutig.“

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Rolf Lefering
Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM)
Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke
Ostmerheimer Str. 200, 51109 Köln
Tel.: 0221-98 957 16
Fax: 0221-98 957 30
rolf.lefering@uni-wh.de

Die Zahlen stammen aus seiner aktuellen englisch-sprachigen Publikation in dem wissenschaftlichen Fachmagazin “Injury”. Die Referenz lautet: C. I. A. Pape-Köhler, C. Simanski, U. Nienaber, R. Lefering. External factors and the incidence of severe trauma: time, date, season and moon. Injury 2014 Suppl. 45S: S93-S99. Der Beitrag ist im Internet frei ferfügbar unter: http://www.injuryjournal.com/article/S0020-1383(14)00387-8/pdf

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