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Dienstag, 25. August 2015

2,5 Kilo Scheitholz ersetzen 1 Liter Heizöl

Mit Förderungen die Energiewende zum Endverbraucher
von Heiko Wruck
BERICHT
Bakendorf/gc. Michael Darge mag’s einfach, praktisch, solide und robust. Und er guckt gern in die Töpfe, wenn die Essenszeit ran ist. Der Dreiundfünfzigjährige wohnt in Bakendorf. Dort hat er auch seine Low-Tech Energie Michael Darge e. K. angesiedelt. Hitze ist sein Geschäft.

„Heizen, Kochen, Backen und die Warmwasserversorgung sind heute Themen, die wegen der Energiekosten immer wieder neu bei den Leuten auf dem Zettel stehen. Nicht nur in der virtuellen Welt der Handys und des Internets wächst alles mögliche zusammen und vereint sich in einem Gerät oder System. Das passiert parallel natürlich auch in der Welt der Heizungsanlagen, Brennöfen und Küchenausstattungen“, sagt der Unternehmer. Deswegen lassen sich heute Kochen und Backen ganz einfach auch mit dem Heizen und Duschen verbinden.

Maximale Energieausnutzung bei minimalen Energiekosten lautet die Zauberformel. Michael Darge lebt in der Praxis vor, was dies im Detail bedeutet. Er betreibt eine ganz normale Gasheizung, bei der er auch mit Holzpellets und Holzscheiten zuheizen kann. Oder er heizt nur mit Pellets, nur mit Holzscheiten oder nur mit Gas, unterstützt von einer Mini-Solaranlage auf dem Hausdach.

Das Fluidum, das erwärmt wird, ist wie überall auch, Wasser. Es strömt durch die Heizkörper, regnet aus der Dusche und fließt aus dem Warmwasseranschluss des Wasserhahns. Erwärmt wird es in einem großen Pufferspeicher, der die zentrale Einheit seines Warm-Kaltwassersystems ist. Entscheidend jedoch bleibt die Energiezufuhr. „Wir haben uns hier in der Firma irgendwann gefragt, was passiert, wenn ein Gas- oder Öl-Brenner ausfällt oder der Winter härter wird beziehungsweise länger dauert. Dann sitzt man schnell im Kalten, bis der Brenner repariert ist. Oder man muss wegen der dann hohen Gas- und Öl-Preise sehr tief in die Tasche greifen, um den Tank neu zu befüllen. Damit wollten wir nicht leben“, erklärt Michael Darge seine Suche nach einer Alternative.

So kam er auf die Idee, einen Kombikessel für Festbrennstoffe an seine Gasheizung anzubinden. „Ein Kombikessel deswegen, weil ich damit sowohl Pellets als auch Holzscheite im Dauerbetrieb einsetzen kann.“ Diese Lösung hat dem Unternehmer so gut gefallen, dass er 2007 ein Geschäft daraus gemacht hat. Heute bietet er komplette Heizungen an, die sich im Baukastensystem einfach zusammenstecken lassen und mit Öl-, Gas-, Pellet-, Scheitholz- oder Kombi-Brennern sowie mit Kaminöfen und Küchenherden einzeln oder verbunden betreiben lassen. Auf diese Weise gewinnt man mehr Unabhängigkeit von den einzelnen Brennstoffen und ihren Preisschwankungen.

„Die Bundesregierung will die Energiewende massiv vorantreiben und nimmt dafür sehr viel Geld in die Hand. Die staatlichen Förderungen für Solaranlagen, Wassergeführte Pelletkaminöfen, Holzvergaser und Pelletkessel liegen zwischen 2.000 und 6.000 Euro oder höher“, sagt Michael Darge und freut sich, dass mit diesen Förderungen die Anschaffungskosten zu einem nicht unerheblichen Teil gedeckt werden können. „Das Ziel der Bundesregierung ist es, den Energieverbrauch aus nachwachsenden Rohstoffen zu speisen. Damit werden Pellets beim Heizen der Festbrennstoff der Zukunft sein, der Öl und Gas zunehmend ablösen wird. 2,5 Kilo Scheitholz oder 2 Kilo Pellets ersetzen etwa einen Liter Heizöl. So kann sich jeder schnell ausrechnen, wo sein Vorteil liegt.“

Michael Darge ist zwischen Bremen und Flensburg, Rügen und Berlin unterwegs, weil die Themen Nachwachsende Rohstoffe und Energiewende zunehmend in der Privatsphäre der Endverbraucher spürbar werden. „Wer sein Geld nicht buchstäblich verbrennen will, braucht fachliche Beratung. Dann sind wir da.“

Lexikon
● Ein Pellet (englisch pellet ‚Bällchen‘) ist ein kleiner Körper aus verdichtetem Material in Kugel- oder Zylinderform. Meistens wird der Begriff im Plural gebraucht, da Pellets nicht einzeln, sondern als Schüttgut verwendet werden. Die Pelletierung wird in vielen Bereichen eingesetzt, wie der Aufbereitung von Brennstoffen (z. B. Holzpellets). Quelle: Wikipedia

● Holzpellets aus Sägemehl, anderen Holzabfällen, aber auch aus Waldholz gewinnen stark an Bedeutung. Sie sind der Regel-Brennstoff in Pelletheizungen. In Deutschland und Österreich sind Holzpellets für Pelletskessel nach DIN plus beziehungsweise A 1 genormt. Quelle: Wikipedia

● Nachwachsende Rohstoffe sind organische Rohstoffe, die aus land- und forstwirtschaftlicher Produktion stammen und vom Menschen zielgerichtet für weiterführende Anwendungszwecke außerhalb des Nahrungs- und Futterbereiches verwendet werden. Quelle: Wikipedia

● Pellet- und Holzheizungen haben wichtige Vorteile: beide erhalten hohe staatliche Förderungen, sie haben eine hervorrangende CO2-Bilanz, sie sichern heimische Arbeitsplätze, sind miteinander und mit anderen Heizungsanlagen (Gas, Öl) sowie mit Solaranlagen kombinierbar, sie unterliegen keinen internationalen Preisschwankungen.

Bildunterschrift:
Unternehmer Michael Darge: Mit einem Herd, einem Kaminofen, einem Holzvergaser oder einem Pelletkessel lässt sich ein ganzes Haus heizen und gleichzeitig auch der komplette Warmwasserbedarf abdecken. Besonders interessant daran ist, dass sich alle diese Systeme problemlos an bestehende Gas- und Öl-Heizungen anschließen lassen. Pellet- und Holzheizungen sind immer mehr im Kommen. Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
heiko.wruck@t-online.de
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