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Samstag, 29. August 2015

Wenn, dann alle!

von Heiko Wruck
GLOSSE
Die Deutschen haben mal wieder ein Problem mit der Übergenauigkeit zweier Wortbedeutungen. Um eine sprachliche Unterscheidung zwischen biologischem und sozialem Geschlecht treffen zu können, wurde der Begriff Gender aus dem Englischen übernommen.


Der klare, völlig unverdächtige deutsche Begriff „Geschlecht“ könnte zwar auch in beiden Bedeutungen verwendet werden. Aber so was geht hier nicht. Gender wird inflationär in Amts- und Behördenschriften, in Firmenschreiben und in der Politikersprache benutzt. Es wird gegendert was das Zeug hält. Arbeitnehmer werden selektiert in weibliche -Nehmerinnen und männliche -Nehmer, obwohl alle in einem Boot sitzen. Im Straßenverkehr werden Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer angesprochen. Die Vorschriften gelten jedoch für beide gleichermaßen, ganz geschlechtsunabhängig. Und die Transsexuellen bleiben wie immer außen vor.

Auffällig ist, dass nur dort gegendert wird, wo es angenehm ist. Ich habe noch nie eine Unterscheidung in Mörderinnen und Mördern, Diebinnen und Dieben oder von Einbrecherinnen und Einbrechern gehört. Sind die denn alle als homogene männliche Gruppen oder Einzeltäter unterwegs? Wenn wir schon gendern, dann doch konsequent bei allen. Künftig sollten dann eben auch Zahnhälsinnen, Leberinnen, Oberschenkelinnen ... von Ärztinnen und Ärzten behandelt werden. 

Kontakt:
heiko.wruck@t-online.de
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