Suchen

Donnerstag, 11. Februar 2016

Stark in der Nische

1.600 mittelständische Hidden Champions
Redaktion: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung
PRESSEMITTEILUNG
Mannheim/gc. Die deutsche Wirtschaft hat viele innovative mittelständische Unternehmen mit einer Spitzenposition auf dem Weltmarkt hervorgebracht. Die Stärke dieser sogenannten „Hidden Champions“ Unternehmen speist sich aus der Fokussierung auf relativ kleine Märkte und einem hohen Grad an Spezialisierung auf bestimmte Produkte oder Anwendungen.


Die Wachstumschancen der Hidden Champions hängen dabei stark von der Nachfrageentwicklung in diesen Nischenmärkten ab. Nur wenige Hidden Champions schaffen es, zu wirklichen Großunternehmen zu wachsen, wie der Innovationsindikator 2015 von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) zeigt.

Eine Analyse des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Rahmen des Innovationsindikators 2015 ergab, dass es in Deutschland derzeit rund 1.600 mittelständische Weltmarktführer gibt. Doch die meisten dieser "globalen Spezialisten" sind sehr klein: Im Mittel haben sie weniger als 300 Beschäftigte und einen Jahresumsatz von unter 100 Millionen Euro. Die relativ geringe Unternehmensgröße rührt aus der geringen Größe der Märkte, auf denen viele mittelständische Weltmarktführer tätig sind. Nur etwas mehr als zehn Prozent der Hidden Champions bewegen sich in Absatzmärkten, deren Volumen größer als eine Milliarde Euro ist.

Die Untersuchung des ZEW zeigt, dass man drei Typen von Hidden Champions unterscheiden kann. Der Champion in der klassischen Nische hat sich auf sehr spezifische Produktanwendungen spezialisiert. Diese Nischenmärkte sind für Großkonzerne wirtschaftlich unattraktiv, da sie dort ihre Größenvorteile bei Forschung und Entwicklung oder im Vertrieb nicht ausspielen können. Meist sind die Märkte so klein, dass Unternehmen wirtschaftlich nur dann erfolgreich sein können, wenn sie den gesamten Weltmarkt bedienen. Und selbst dann reicht es oft nur für geringe Unternehmensgrößen. Um dennoch gewisse Größenvorteile nutzen zu können, haben sich solche Nischenanbieter immer wieder zu Unternehmensgruppen zusammengeschlossen, wie beispielsweise die Heitkamp & Thumann Gruppe im Bereich Metallumformung oder die Körber Gruppe im Bereich Spezialmaschinen.

Die zweite Gruppe von Hidden Champions operiert in schrumpfenden Märkten. Diese Märkte boten in der Vergangenheit einer Vielzahl von Unternehmen Platz. Sie schrumpfen aber durch den technischen Fortschritt oder eine rückläufige Nachfrage. Die Folge: Unternehmen verlassen das Geschäftsfeld und der Markt konsolidiert sich. Unter den verbleibenden Unternehmen können diejenigen, die aktiv in den Weltmarkt investieren, eine technische Vorrangstellung in eine führende Weltmarktstellung ummünzen. Hierbei handelt es sich meist um sehr alte, traditionelle Firmen, die ihre Produkte über die Jahre immer weiter perfektioniert haben und Vorteile aus ihrer Erfahrung ziehen. Schrumpft der Markt zu einer kleinen Nische, braucht es oft gar keinen technischen Vorteil mehr.

Die dritte, in Deutschland jedoch selten anzutreffende Gruppe Hidden Champions sind junge mittelständische Weltmarktführer in schnell wachsenden Märkten. Diese bleiben aber nicht lange Hidden Champions: Entweder sie entwickeln sich mit dem Markt schnell zu global agierenden und international bekannten Großunternehmen oder sie werden von bestehenden Großunternehmen übernommen, die sich dadurch Wachstum erkaufen. Dieser Typ ist vor allem in den USA anzutreffen. Dort gilt Unternehmenswachstum als besonderes Leistungskriterium, und externe Geldgeber wie zum Beispiel Wagniskapitalfonds konzentrieren sich stark auf diese Gruppe. Unter den Hidden Champions in Deutschland sind junge, schnell wachsende Unternehmen dagegen die Ausnahme. Hier ist der Begriff des Champions eher durch unternehmerische Stabilität, ein langfristig orientiertes, gemäßigtes Wachstum und eine behutsame Internationalisierung geprägt.

Als Hidden Champions werden Unternehmen mit weltweit weniger als 10.000 Beschäftigten definiert, die primär auf internationalen Märkten tätig sind und in ihrem Hauptabsatzmarkt einen hohen Marktanteil aufweisen.

Über den Innovationsindikator
Der jährlich erscheinende Innovationsindikator ist eine vergleichende Studie zur Innovationsstärke. Er erfasst die Innovationsbedingungen am Wirtschaftsstandort Deutschland und vergleicht sie in einem Ranking in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Staat und Gesellschaft sowie in einem Gesamtindikator mit den weltweit führenden Industrieländern und aufstrebenden Staaten. Auf diese Weise entsteht eine Grundlage für innovationspolitische Entscheidungen. Der Innovationsindikator ist eine Kooperation von acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Die Studie wird vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erstellt. Der Innovationsindikator wurde vom BDI gemeinsam mit der Deutsche Telekom Stiftung initiiert, bevor 2015 acatech Kooperationspartnerin wurde.

Weitere Informationen und die Studie zum Download finden Sie unter:

Kontakt:
Dr. Christian Rammer
Telefon 0621/1235-184
rammer@zew.de

Aussender:
Zentrum für Europäische
Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW)
Information und Kommunikation
L 7,1
68161 Mannheim

Postfach 103443
68034 Mannheim

info@zew.de

Gunter Grittmann
Pressesprecher
Tel.: (0621) 1235 - 132
Fax: (0621) 1235 - 255
grittmann@zew.de
___________________________________________________________________