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Mittwoch, 29. Juni 2016

Tote Sprache lebt

von Heiko Wruck
GLOSSE
Nun erfährt das Abitur in Mecklenburg, einmal auch in Vorpommern, eine tolle Aufwertung. An sechs Schulen – in Dömitz, Wismar, Crivitz, Laage, Stavenhagen sowie in Demmin – können künftig Schüler ihr Abitur auf Plattdeutsch ablegen. Das Landesprogramm hat sogar einen zukunftsweisenden Namen: „Meine Heimat – mein modernes Mecklenburg-Vorpommern“.

Das Land will für das Platt-Abi per anno 450.000 Euro ausgeben. Bis 2020 sollen insgesamt 2 Millionen Euro dafür bereitgestellt werden. Hätten die Schulen in Vorpommern mehr Interesse an der niederdeutschen Hochschulreife gezeigt, hätte sich Bildungsminister Mathias Brodkorb noch mehr gefreut. Vielleicht waren die Schulverantwortlichen an der Polengrenze mit der Zurückhaltung  weitsichtiger als man ahnt. Wenn schon das Abitur in einer toten Sprache abgelegt werden soll, um Bildung, Heimatgefühl und Modernität mit MV zu verbinden, dann wäre es doch besser, das Abi auf Latein anzubieten. Das verstehen heute immer noch mehr Menschen auf der Welt als MVs Platt, das überall im Land immer anders platt ist. Im Vatikan ist Latein Amtssprache.

Wenn schon eine tote Sprache für’s moderne Abitur, dann doch bitte eine richtig tote. Oder Englisch. Das kennen MVs Piraten, Bauern, Knechte, Fischer und Tagelöhner auch nicht wirklich.

Kontakt:
heiko.wruck@t-online.de
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