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Mittwoch, 16. November 2016

Jedes vierte Kind in der EU

Armut oder soziale Ausgrenzung
Redaktion: Deutsches Statistisches Bundesamt
PRESSEMITTEILUNG
Wiesbaden/gc. Im Jahr 2015 waren rund 25 Millionen Kinder bzw. 26,9% der Bevölkerung im Alter von 0 bis 17 Jahren in der Europäischen Union (EU) von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.

Das bedeutet, dass sie in Haushalten lebten, auf die mindestens eine der folgenden drei Bedingungen zutraf: armutsgefährdet nach Sozialtransfers (Einkommensarmut), unter erheblicher materieller Deprivation leidend oder mit sehr geringer Erwerbsintensität. Seit 2010 ist der Anteil der Kinder, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind, von 27,5% im Jahr 2010 auf 26,9% im Jahr 2015 leicht zurückgegangen. Allerdings wurden in den EU-Mitgliedstaaten gegenläufige Entwicklungen beobachtet.

Diese Zahlen werden von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, anlässlich des Weltkindertages, der jährlich am 20. November 2016 stattfindet, veröffentlicht.

Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Kinder am höchsten in Rumänien und Bulgarien, am niedrigsten in den nordischen Mitgliedstaaten der EU
Im Jahr 2015 war mehr als ein Drittel der Kinder in den folgenden sechs Mitgliedstaaten von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht: Rumänien (46,8%) und Bulgarien (43,7%), gefolgt von Griechenland (37,8%), Ungarn (36,1%), Spanien (34,4%) und Italien (33,5%). Am anderen Ende der Skala rangierten 2015 mit den niedrigsten Anteilen an von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Kindern Schweden (14,0%), Finnland (14,9%) und Dänemark (15,7%), vor Slowenien (16,6%), den Niederlanden (17,2%), der Tschechischen Republik und Deutschland (je 18,5%).

Stärkster Rückgang der Quote der von Armut oder sozialer
 Ausgrenzung bedrohten Kinder in Lettland, größter Anstieg in Griechenland

Zwischen 2010 und 2015 nahm in etwa der Hälfte der EU-Mitgliedstaaten die Quote der Armutsgefährdung bzw. der sozialen Ausgrenzung zu, wobei die höchsten Anstiege in Griechenland (von 28,7% im Jahr 2010 auf 37,8% im Jahr 2015 bzw. +9,1 Prozentpunkte, Pp.), Zypern (+7,1 Pp.) und Italien (+4,0 Pp.) verzeichnet wurden. Den stärksten Rückgang registrierte von den EU-Mitgliedstaaten hingegen Lettland (von 42,2% auf 31,3% bzw. -10,9 Pp.), gefolgt von Bulgarien (-6,1 Pp.) und Polen (-4,2 Pp.). Auf EU-Ebene sank der Prozentsatz der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Gesamtbevölkerung unter 18 Jahren um 0,6 Prozentpunkte von 27,5% im Jahr 2010 auf 26,9% im Jahr 2015.

Geringes Bildungsniveau der Eltern erhöht die Bedrohung durch Armut oder soziale Ausgrenzung der Kinder in allen EU-Mitgliedstaaten erheblich.

Der Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Kinder in der EU nimmt mit steigendem Bildungsniveau ihrer Eltern ab. Im Jahr 2015 waren fast zwei Drittel (65,5%) aller Kinder, deren Eltern ein geringes Bildungsniveau aufwiesen (höchstens Sekundarstufe I) in der EU von Armut bedroht. Im Vergleich dazu lag der Anteil bei Kindern mit Eltern, die über einen Abschluss mittlerer Bildung verfügten (höchstens Sekundarstufe II), bei 30,3% und bei Kindern von Eltern mit einem höheren Bildungsniveau (Tertiärstufe) bei 10,6%. 

Dieses Muster war 2015 in allen EU-Mitgliedstaaten zu erkennen. Die größten Unterschiede zwischen dem Anteil der armutsgefährdeten Kinder, die in einem Haushalt mit geringem bzw. hohem Bildungsniveau lebten, fanden sich in der Slowakei (94,4% der Kinder in Haushalten mit geringem Bildungsniveau gegenüber 11,0% in Haushalten mit hohem Bildungsniveau bzw. eine Kluft von 83,4 Prozentpunkten. Pp.), Bulgarien (79,4 Pp.) und der Tschechischen Republik (78,6 Pp.). Der geringste Unterschied wurde hingegen in Dänemark (34,7 Pp.) beobachtet, dicht gefolgt von Estland (35,7 Prozentpunkte) und Portugal (38,4 Prozentpunkte).


Methoden und Definitionen 
Die Daten über Armutsgefährdung und soziale Ausgrenzung in dieser Pressemitteilung beruhen auf der EU-Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC). Die EU-SILC-Erhebung ist die Referenzquelle der EU für vergleichbare Statistiken über Einkommensverteilung, Armut und Lebensbedingungen. Weitere Informationen finden sich hier.

Die Angaben beziehen sich auf Kinder im Alter von 0 bis 17 Jahren, die in allen Typen von privaten Haushalten leben. In Gemeinschafts- und Anstaltshaushalten lebende Personen sind grundsätzlich von der Zielpopulation ausgenommen. Fehlen können auch kleine, entlegene Teile des Hoheitsgebiets eines Landes, auf die nicht mehr als 2% seiner Gesamtbevölkerung entfallen.

Armutsgefährdete Kinder sind Kinder, die in einem Haushalt leben, der über ein Äquivalenzeinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle (60% des nationalen verfügbaren Median-Äquivalenzseinkommens – nach Verrechnung der Sozialtransfers) verfügt. Das Äquivalenzeinkommen wird berechnet, indem das Gesamteinkommen des Haushalts durch seine durch Anwendung folgender Gewichte bestimmte Größe geteilt wird: 1,0 auf den ersten Erwachsenen, 0,5 auf die übrigen Haushaltsmitglieder ab 14 Jahren und 0,3 auf jedes Haushaltsmitglied unter 14 Jahren.

Kinder, die unter erheblicher materieller Deprivation leiden, leben in Haushalten mit durch fehlende Ressourcen eingeschränkten Lebensbedingungen, die von mindestens 4 der folgenden 9 Deprivationskategorien betroffen sind: Sie sind nicht in der Lage 1) die Miete/Hypothek oder Rechnungen für Versorgungsleistungen pünktlich zu bezahlen, 2) die Wohnung angemessen zu beheizen, 3) unerwartete Ausgaben zu tätigen, 4) jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder ein Proteinäquivalent zu essen, 5) eine einwöchige Urlaubsreise zu machen, sich 6) ein Auto, 7) eine Waschmaschine, 8) einen Farbfernseher oder 9) ein Telefon (einschl. Mobiltelefon) leisten zu können.

Kinder, die in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität leben, sind Kinder zwischen 0 und 17 Jahren, die in Haushalten leben, in denen die Erwachsenen (18-59 Jahre, Studenten ausgenommen) im vorhergehenden Jahr insgesamt weniger als 20% ihres Erwerbspotentials ausgeschöpft hatten.

Die Gesamtzahl der Kinder, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind, ist geringer als die Summe der Kinder in jeder der drei einzelnen Komponenten von Armut und sozialer Ausgrenzung, da einige Kinder gleichzeitig von mehr als einer dieser Bedingungen betroffen sind.

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