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Mittwoch, 25. Januar 2017

Ohne einen großen Kaffee ...

funktioniert das Frühstück bei Dr. Frank Polster nicht 
von Heiko Wruck
GESPRÄCH
Schwerin/gc. Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Frühstück?
Mein Start in den Tag ist kurz. Gegen 6.15 Uhr gibt’s Frühstück: Toast oder Brötchen eher nebenbei, aber ein großer Kaffee muss unbedingt sein. Um 7 Uhr ist Arbeitsbeginn. Oft muss ich früher raus, wenn ich reisen muss. 80.000 bis 100.000 Kilometer pro Jahr ...


Worin unterscheiden sich Organ- und Gewebespenden?
Organspender kann man nur unter bestimmten Voraussetzungen sein. Gewebe kann fast jeder spenden. Die Organspende setzt voraus, dass die Organe bis zur Entnahme durchblutet werden. Gewebeentnahmen sind auch bei Verstorbenen möglich. Bei der Organspende muss der Hirntod festgestellt werden. Das passiert zwischen 4.000 und 6.000 Mal im Jahr. Das Zeitfenster für eine Organentnahme bis zur Transplantation beträgt beispielsweise bei Herzen rund vier Stunden. Bei manchen Gewebespenden, zum Beispiel bei der Augenhornhaut, ist Entnahme bis zu 72 Stunden nach dem Tod möglich. Die Organspende rettet Leben. Die Gewebespende verbessert die Lebensqualität. Mit einem fremden Herzen lebt man weiter, mit einer fremden Augenhornhaut können Tausende Menschen wieder sehen.

Es gibt neben dem Organspendeausweis
auch einen Gewebespendeausweis?
Auf dem Organspendeausweis kann man genau separieren, welche Organe gespendet werden sollen. Hier findet man auch die Möglichkeit, Gewebespenden zuzulassen oder nicht. Einen separaten Gewebespendeausweis gibt es nicht. Organ- und Gewebespenden wurden 1997 im Transplantationsgesetz geregelt und im Gewebegesetz 2007 neu gefasst. Die 2012 in Kraft getretenen Neuregelungen des Transplantationsgesetzes erweitern das Gesetz.

Ist die Rückenmarkspende eine Organ- oder Gewebespende?
Der Begriff Rückenmarkspende ist irreführend. Es ist eine Knochenmarkspende. Unter Vollnarkose wird durch Punktion des Beckenkamms Knochenmark zur Stammzellengewinnung entnommen. Es ist ganz klar eine Gewebespende.

Würde eine kommerzielle Nutzung mehr Organ- und Gewebespenden bringen?
Das wäre ethisch äußerst problematisch. Profitaussichten, die Privatfirmen verfolgen, erzeugen Druck. Niemand könnte sicher sein, als Patient – selbst von Verwandten – Verkaufsinteressen geopfert zu werden.

In Spanien muss man der Organentnahme widersprechen.
Nicht nur dort, zum Beispiel auch in Österreich. Aber auch dort wird mit den Angehörigen geredet. Ich halte die Selbstbestimmtheit für das höhere Gut. Die Freiwilligkeit ist besser als der Zwang. In Deutschland kann man sich freiwillig, ohne äußeren Zwang und ohne Druck für oder gegen Organ- und oder Gewebespenden entscheiden. Aufklärung ist wichtig. Alles andere kann man mit dem Spenderausweis, mit der Patientenverfügung oder im Testament mit Unterstützung eines Notars regeln. Damit entlastet man die Hinterbliebenen.

Zur Person
„Organ- und Gewebespenden sollten immer allein eine altruistische Grundlage haben“, sagt Frank Polster. „Würden hier kommerzielle Wege beschritten, könne niemand sicher sein, ginge er ins Krankenhaus, dass es dann nur noch um seine Organe und Gewebe ginge.“

Berufliches: 1987 - 1993: Studium der Humanmedizin an der Humboldt-Universität Berlin; 1993 - 2002: Fachausbildung in Berlin-Friedrichshain; 2002 - 2012: Deutsche Stiftung für Organtransplantation (DSO), seit 2012 Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation gGmbH, Regionalleitung Ost - alle neuen Bundesländer

Privates: geboren 1965 in Frankenburg; 1965 - 1987 Berlin: Schule, Abitur; seit 2016 verheiratet, zwei Töchter (4 Jahre); Hobbys: Badminton, Skifahren, Radfahren, Lesen, Motoren (Schrauber)

Bildunterschrift:
Humanmediziner Dr. med. Frank Polster: „Der Tod ist für viele Menschen ein sehr schwieriges Thema. Um sich zu Lebzeiten für oder gegen eine Spende entscheiden zu können, braucht es Aufklärung.“ Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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