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Samstag, 18. Februar 2017

Das ist alles so ein Müll

von Heiko Wruck
KOMMENTAR
Dem Entsorger Remondis wurde der Zuschlag zur Müllentsorgung verwehrt. Der Landkreis Ludwigslust-Parchim darf nun per Richterspruch Altpapier, Sperrmüll
sowie Elektroschrott in Eigenregie entsorgen. Europaweit war der Auftrag ausgeschrieben worden. Es geht um über 8 Millionen Euro. Insgesamt gab es nur zwei private Bewerber: Remondis und Alba. 

Beide Angebote waren dem Landkreis zu teuer, Außerdem wird befürchtet, dass bei so wenigen Anbietern künftig Abhängigkeiten entstünden, aus deren Zwängen man sich nur schwer befreien könne. Die Zeche beglichen dann die Gebührenzahler. Deswegen entschied sich der Landkreis dafür, die Müllentsorgung im Eigenbetrieb zu leisten. Man bekäme das preiswerter hin als die Privaten, so die Prognose. Doch wer kann schon in die Zukunft sehen? Mit verbundenen Augen, das Wasser bis zum Hals, bewegt man sich in einem Labyrinth sehr vorsichtig. Bei jedem Schritt kann man untergehen und Wasser schlucken. So agiert der Landkreis in Sachen Müllentsorgung. Diese Auffassung war auf der Sondersitzung des Betriebsausschusses Abfallwirtschaft des Landkreises am vergangenen Donnerstag, 16. Februar, höchst umstritten.

Der Vorwurf: Für den Eigenbetrieb müsste in Technik, Fahrzeuge und Personal investiert werden – große Kostenblöcke. Außerdem sei der Gang vor das Gericht ein großes Wagnis gewesen. Man habe nur Glück gehabt, gewonnen zu haben. Zusätzlich sei zu befürchten, dass eine Schadensersatzforderung von Remondis auf den Landkreis zu käme. Unterm Strich, so das Fazit der Kritiker im Ausschuss, könne die Müllentsorgung in Eigenregie kostenseitig schnell nach hinten losgehen. Laufende Betriebsausgaben, prognostizierte Entsorgungskosten und Schadensersatzleistungen könnten in Summe die Gebühren für die Müllentsorgung im Landkreis Ludwigslust-Parchim steigen lassen. Da ist manchem der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach. Mit dem Zuschlag an einen privaten Anbieter wären die Preise der Müllentsorgung für die nächsten fünf Jahre klar gewesen. So hätte man auf Sicht fahren und gegebenenfalls nach Vertragsablauf neu verhandeln können – ohne die Marktrisiken tragen zu müssen. Außerdem blieben Arbeitsplätze und Steuereinnahmen in der Region erhalten. Beide Sichtweisen haben durchaus ihre Berechtigung.

Verstörend ist jedoch, dass sich ein vielköpfiger Ausschuss in der Sitzungsvorbereitung und am Gesprächsabend statt sich mit den jetzt anstehenden Erfordernissen der Müllentsorgung zu beschäftigen in ideologischen Grabenkämpfen verliert. Denn alles, was am Donnerstag in der Sondersitzung des Betriebsausschusses Abfallwirtschaft des Landkreises Ludwigslust-Parchim beredet wurde, war nur Vergangenheit und Vermutung – ohne Ergebnis. Diese Zeit hätte man auch effektiver verbringen können.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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