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Donnerstag, 9. Februar 2017

Solide Konsolidierung

Landkreis mit Rufbus, Breitband und stabilem Haushalt
GESPRÄCH
von Heiko Wruck
Parchim/gc. Das Wachstum der Metropolregion Hamburg, der Breitbandausbau, der Kreishaushalt und der Rufbus sind Eckpunkte der jüngsten Entwicklung im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Im Gespräch erläutert Landrat Rolf Christiansen das Warum und Wie im Umgang mit diesen Eckpunkten.


Schwerin und der Altkreis Parchim gehören ab 1. März
zur Metropolregion Hamburg. Was haben wir davon?
Die Vorteile liegen für mich klar auf der Hand. Die Metropolregion Hamburg lebt von einer gemeinsamen Wirtschaftsentwicklung. Allein könnten wir uns niemals in einem weltweiten Standortwettbewerb bemerkbar machen und behaupten, weil Parchim, Schwerin, Ludwigslust oder Wismar international einfach nicht die Strahlkraft haben wie Hamburg. Wenn früher Gewerbeansiedlungen in Hamburg angefragt wurden, hatte kaum jemand die Regionen östlich der Hansestadt auf dem Zettel. Das hat sich mit der Zugehörigkeit zur Metropolregion geändert. Eine gemeinsame Vermarktung sowie gute Verkehrsanbindungen in die Hansestadt machen unsere Gewerbeflächen nun auch für ausländische Investoren lukrativ. Die Stadt Hamburg hat kaum noch große freie Industrie- und Gewerbeflächen. Wir hingegen haben noch genügend freie Kapazitäten. Mit der Fläche des Altkreises Parchim und der Landeshauptstadt Schwerin wird die Metropolregion Hamburg 28.500 Quadratkilometer und damit fast so groß wie Belgien sein und mit 5,2 Millionen Einwohnern die Bevölkerungsgröße Norwegens haben. Die Metropolregion Hamburg ist die einzige Plattform, auf der Länder und Kommunen grenzübergreifend und gleichberechtigt zusammenarbeiten. Gerade in Hinblick auf den demografischen Wandel und seine Folgen dürfen wir uns eine derartige Kooperation nicht entgehen lassen.

Die Attraktivität ländlicher Regionen hängt an der
Mobilität ihrer Bürger und damit am ÖPNV. Was wird dafür getan?
Gemeinsam mit der Verkehrsgesellschaft Ludwigslust-Parchim mbH haben wir im Dezember 2016 das Projekt Rufbus aufgelegt. Davon profitieren rund 40.000 Einwohner. Eigens dafür wurden drei Großraumlimousinen – mit Rollstuhlplätzen – angeschafft. Bis zu zwei Stunden vor Fahrtantritt können die Bürgerinnen und Bürger die gelben Rufbusse bei der Verkehrsgesellschaft per Telefon bestellen. Dann wird der Passagier von der Haltestelle im Ort abgeholt und zu einem Umstiegspunkt des ÖPNV gefahren, zum Beispiel von der Haltestelle zum Bahnhof. Auch die Rückfahrt erfolgt so – in manchen Fällen, wenn es passt, sogar bis vor die Haustür. Mit dem Rufbus können Arzt- und Behördentermine, Einkäufe und Verwandtenbesuche besser koordiniert werden. Im Moment wird der Rufbus noch nicht im gesamten Landkreis angeboten. Das ist jedoch das erklärte Ziel dieses Projektes. Denn in den meisten Regionen des Landkreises ist der ÖPNV auf den Schülerverkehr ausgerichtet. Doch die Schultage, an denen der Schülerverkehr voll greift, macht nur etwa die Hälfte der Tage im Jahr aus.

Zur Mobilität gehört auch das schnelle Internet.
Was passiert in Sachen Breitbandausbau?
Im Landkreis wurden 16 Projektgebiete für den Breitbandausbau eingerichtet. In denen soll bis 2018 schnelleres Internet mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 50 Mbit/sec erreicht werden. 148 Millionen Euro Fördermittel wurden vom Bund zugesagt. Mit der Förderung des Landes kommen wir auf 200 Millionen Euro. Damit können wir fast einen flächendeckenden Ausbau im Landkreis realisieren.

Geld ist ein gutes Stichwort. Wie sieht’s mit den Kreisfinanzen aus?
Wir sind mit einem ausgeglichenen Haushalt 2017 gestartet. Uns ist es gelungen, keinen strikten Sparhaushalt vorzulegen, sondern Spielraum für Investitionen, beispielsweise im Bereich Bildung oder im Straßenbau, zu schaffen. Was ich höchst kritisch sehe, ist das neue Finanzausgleichsgesetz. Es geht auf Dauer nicht gut, finanziell starke Kommunen zugunsten finanziell schwächerer Kommunen zur Kasse zu bitten. Das schwächt am Ende alle Kommunen. Hier ist eindeutig das Land in die Pflicht zu nehmen.

Bildunterschrift:
Mit der Zugehörigkeit des Altkreises Parchim und der Stadt Schwerin wird die Metropolregion Hamburg rund. Damit gehört ganz Westmecklenburg wieder zu einem gemeinsamen Wirtschaftsraum, der eine lange historische Tradition hat. Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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