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Mittwoch, 15. Februar 2017

Was lernen wir von Euch?

Integration bedeutet, am Leben teilhaben lassen
von Heiko Wruck
BERICHT
Zarrentin/gc. Menschen auf der Flucht ein Zuhause zu geben, ist das Anliegen der Flüchtlingshilfe Zarrentin e. V. 12 Mitglieder hat der Verein aktuell, der ohne Mitgliedsbeiträge auskommt. In Spitzenzeiten halfen jedoch insgesamt bis zu 35 Leute mit, den Geflüchteten persönlich Unterstützung zu geben.


„Hier geht es nicht um finanzielle Mittel, sondern um konkrete praktische Hilfen im Alltag. Nicht das Geld, sondern der persönliche Einsatz zählt. Deshalb gibt es auch keinen Mitgliedsbeitrag bei uns“, sagt der Vereinsvorsitzende Wolfram Enders. Da werden Fahrten der Flüchtlinge und ihrer Familien zum Arzt organisiert. Sie werden bei Behördengängen begleitet. Und es wird Deutschunterricht angeboten. Auch die Teilnahme an Schwimmkursen wurde den Flüchtlingen ermöglicht. Alles passiert klein in klein, aber immer vertrauensvoll und allein von der Privatinitiative der Helfer getragen.

Seit Herbst 2015 sind Flüchtlinge im Zarrentiner Hotel Wohler untergebracht. Fast zeitgleich haben sich Zarrentiner zusammengefunden, um die Neuankömmlinge zu unterstützen. Daraus hat sich der Verein entwickelt. Die Initialzündung war eine Informationsveranstaltung der Stadtverwaltung im Herbst 2015 im Kloster. Dort wurden die Flüchtlinge und ihr Unterbringungsbedarf angekündigt. Dabei ging es auch um die Frage, wie sie in das Stadtleben eingebunden werden können. „Es ging damals und es geht heute in der Hauptsache darum, die Flüchtlinge am ganz normalen Leben in unserer Gesellschaft teilhaben zu lassen, denn das ist die beste Möglichkeit, ihnen Integration ermöglichen“, erklärt Vereinsmitglied Karl-Heinz Mintert.

Die Mehrheit der in Zarrentin angekommenen Flüchtlinge hat bereits einen sogenannten Aufenthaltsstatus. Damit haben sie Zugang zu den für sie so wichtigen Integrationskursen. Die Sprachbarriere zu überwinden, stellt hierbei das größte Problem dar. Bei vielen Flüchtlingen und ihren deutschen Helfern sind die Englischkenntnisse eher marginal ausgeprägt. Doch was einer nicht weiß, weiß der andere, dank des Internets sind schnell verfügbare Übersetzungsprogramme mittlerweile zum unverzichtbaren Kommunikationsmittel geworden. An dieser Kommunikation mit den Flüchtlingen kann man regelmäßig jeden Freitag beim Café international im Saal der Kirchengemeinde Zarrentin teilnehmen.

„Die Motivation unserer Mitglieder und Unterstützer, Flüchtlingen zu helfen, besteht darin, Menschen in Not nicht einfach sich selbst zu überlassen. Die große Politik können wir nicht ändern. Aber wir können menschlich handeln – ganz unmittelbar von Mensch zu Mensch“, sagt Wolfram Enders. „Es mangelt eigentlich nie an der Bereitschaft zu helfen, auch wenn es oft gerade in den Amtsstuben kompliziert ist. Die Verwaltungsmitarbeiter haben eine Vielzahl von Vorschriften zu beachten, Fristen einzuhalten und sehr viele Einzelfälle zu prüfen. Unsere Mitglieder bemühen sich, Impulse zu setzen und durch persönlichen Einsatz beiden Seiten zu helfen, Hindernisse zu überwinden. Und das bringt einander sehr viel näher“, sagt Karl-Heinz Mintert und ergänzt: „Was mir jedoch sehr stark auffällt, ist die Tatsache, dass eigentlich niemand fragt, was wir denn von den Flüchtlingen lernen können. Das finde ich sehr schade.“

Bildunterschrift:
Karl-Heinz Mintert (78) und Wolfram Enders (68)von der Flüchtlingshilfe Zarrentin e. V.: In dieser Mitgliedschaft bestimmt nicht das Geld die Geschicke des Vereins, sondern der persönliche Einsatz unmittelbar am Menschen. Das kann die Ermöglichung der Teilnahme am Fußballtraining sein oder die Begleitung kleiner Kinder und ihrer Eltern auf den Spielplatz. Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
Heiko Wruck@t-online.de
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