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Freitag, 20. Oktober 2017

Niemand kämpft

von Heiko Wruck
KOLUMNE
Die Demokratie ist ein Geschenk. Und Geschenke bekommt man, aber man verteidigt sie nicht. In Westdeutschland schenkten die Alliierten den besiegten Deutschen die Demokratie. Sie hätten die braune Brut ausrotten können. Die befreiten Europäer wären nicht böse darüber gewesen. Die mörderische Infrastruktur der Nazis war weitgehend intakt.


Die Deutschen wurden nicht ausgerottet. Nicht im Westen, nicht im Osten. Im Gegensatz zu den Westdeutschen bekamen die Ostdeutschen die Demokratie 40 Jahre später geschenkt. Erkämpft hatten sie sie nicht. Die Protestierer, die Sprechchöre und die Kerzenhalter wurden nicht zusammengeschossen, aufgehängt oder totgeschlagen. Weder im Westen noch im Osten wurde um die Demokratie gekämpft.

Das passiert auch heute nicht. In nicht einmal drei Jahrzehnten haben Rechtsradikale im wiedervereinigten Deutschland den Weg durch alle Instanzen zurückgelegt, wurden salonfähig. Sie sitzen in vielen Gemeinderäten und Stadtvertretungen und in fast allen Länderparlamenten. Sie zogen in den Bundestag ein. Keine Demo gegen Rechts, keine Antifa-Aktion, kein Protest gegen Rassismus und keine Lichterkette für Menschenrechte hat sie aufgehalten. Das wachsweiche Ende der Demokratie führt in ihren harten Untergang.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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